Das Lied von Eis und Feuer 05: Sturm der Schwerter
Story:
Winterfell ist gefallen, und die Familie der Starks ist umso mehr über ganz Westeros verstreut. Während Arya unter falscher Identität auf dem Weg in den Norden ist, ist ihre Schwester Sansa eine Geisel der Lennisters. Ihr ältester Bruder Robb ist auf dem Schlachtfeld unschlagbar, doch im politischen Dingen schwach. Bran und Rickon werden für tot gehalten. Und das Schicksal der Familie lässt an Grausamkeit nicht zu wünschen übrig.
Meinung:
Man kann es irgendwie kaum fassen. "Sturm der Schwerter", unser Band #5, ist "nur" die erste Hälfte des amerikanischen dritten Romans. Doch wenn man wieder in die Gefilde von Westeros eintaucht, hat man eher nicht den Eindruck, dass man "erst" zwei Bücher hinter sich hat. Das Gegenteil ist der Fall: George R. R. Martin schreibt eine Geschichte, in der ungemein viel los ist, so dass man das Gefühl hat, man hat schon zehn Teile gelesen. Fast läuft man Gefahr, den Überblick zu verlieren. Doch Blanvalet sei Dank, gibt es immer noch den ausführlichen Anhang, in dem alle Personen, die in diesem Band vorkommen, kurz vorgestellt werden. Und auch die Karten sollten nicht unerwähnt bleiben.
Catleyn Stark hat Jamie Lennister gegen den Willen ihres Sohnes freigelassen, damit jener ihr ihre Töchter zurückbringt. Und so macht sich der Bruder des zwergenhaften Tyrion auf nach Königsmund, begleitet von der Kriegerin Brienne. Doch die Reise verläuft nicht ohne Komplikationen und schon bald verliert der sogenannte Königsmörder etwas, was für ihn enorm wichtig ist.
Für Jon Schnee, der sich im Norden hinter der Mauer befindet, laufen die Dinge nicht unbedingt besser. Er musste einen seiner Nachtwachenbrüder umbringen, um in die Gemeinschaft der im Norden lebenden Menschen zu gelangen, die einen Angriff auf Westeros planen. Derweil macht sich Königin Daenerys auf dem Weg von jenseits der Meere in die Heimat ihrer Vorfahren. Dabei muss sie feststellen, dass Verrat vielerlei Formen annehmen kann. Und Tyrion Lennister, der Königsmund und seine Familie vor der Armee Stannis Baratheon rettete, erntet als Dank eine Beschneidung seiner Macht.
Diese Inhaltsangabe ist im Prinzip mangelhaft. Sie lässt noch nicht einmal ansatzweise erahnen, was sich George R. R. Martin wieder hat einfallen lassen. Mit Band 6 gerechnet erwarten einen insgesamt zehn unterschiedliche Erzähler, darunter einige Personen, die bislang zwar Teil der Handlung waren, von denen man allerdings nichts über ihr Seelenleben erfuhr. Besonders die Kapitel von Jamie Lennister und Samwell, einem Freund von Jon Schnee, sind dabei hervorzuheben.
Bei dem älteren Bruder von Tyrion Lennister ist es die Wandlung, die er durchmacht. Zu Beginn des Romans ist er noch voller Arroganz und von sich selbst überzeugt. Seine Begleitung Brienne sieht er zu Beginn eher als eine Art Kuh, denn als eine Frau oder gleichberechtigte Kämpferin. Doch das ändert sich im Laufe der Handlung. Zuerst langsam, dann immer schneller, ändert sich seine Meinung. Er bleibt zwar arrogant, doch mildert sich dies stark und man erfährt mehr über seine wahre Persönlichkeit und über seine Liebe zu seiner Schwester Cersei.
Und auch Samwell ändert sich. Der fette von allen außer Jon verachtete Nachtwächter, der sich um die Raben kümmert, muss mit einigen seiner Kollegen nach einer verheerenden Schlacht fliehen. Dabei gelingt es dem Autoren perfekt, ihn einerseits immer noch als schüchternen Menschen darzustellen, der sich eher bei den Büchern und Raben wohl fühlt, als bei seinen Kameraden, die für ihn nur Hohn und Spott überhaben. Doch andererseits lässt er bei ihm eine ungeahnte Stärke erkennen, die es ihm ermöglicht selbst die widrigsten Umstände zu überstehen.
Die Darstellungsweise der zwei ist exemplarisch für diesen Roman. Bei George R. R. Martin gibt es kein eindeutiges Gut und Böse. Jeder seiner Charaktere hat Fehler, hat Schwächen aber auch gleichzeitig seine positiven Seiten. Was allerdings nicht heißt, dass er deswegen den Krieg verharmlost.
Eigentlich müsste man von Kriegen reden. Denn nicht nur in Westeros wird gekämpft, sondern auch im Norden und im Osten. Dabei handelt es sich jeweils um separate Konfliktherde, die jeder für sich alleine genommen nicht unwichtig sind. Der Autor nimmt sich die nötige Zeit, um die wichtigsten Parteien darzustellen. Dazu zählen auch die Aggressoren aus dem Norden, deren Motive Martin erfreulich glaubwürdig darstellt.
Wie auch bei den Büchern ist auch "Sturm der Schwerter" eine emotionale Achterbahnfahrt. Und am Ende atmet man tief durch, lässt alles Gelesene sacken, ehe man zum nächsten Band der Saga greift. Keine Zweifel also, auch dieser Roman ist ein "Klassiker" mit "splashhit"-Auszeichnung.
Fazit:
Erneut stellt George R. R. Martin sein Können als
Schriftsteller unter Beweis. "Sturm der Schwerter" ist genauso wie die
vorherigen Bücher eine wahre Tour de Force, die einen emotional mitnimmt. Dabei
macht der Schriftsteller wiederholt klar, dass seine Protagonisten sich nicht klischeehaft
eindeutig in Gut und Böse unterteilen lassen, sondern jeder seine Stärken und
Schwächen hat. Besonders die Entwicklungen, die Jamie Lennister und Samwell
durchmachen, gefällt dabei. Und natürlich vergisst der Autor nicht die diversen
Kriege, die er ausführlich darstellt. Ein Pflichtkauf für alle Fans von guter
Fantasy!
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