Das Lied von Eis und Feuer 08: Die dunkle Königin
Story:
Während Königin Cersei in Königsmund Intrigen spinnt, um ihren Thron zu sichern, ist Brienne weiterhin auf der Suche nach der vermissten Stark-Tochter. Arya Stark derweil gibt sich als Katze aus den Kanälen aus. Und während all dieser Zeit beginnen die Eisenmänner Westeros zu plündern. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.
Meinung:
"Die Königin der Drachen" war ein entsetzlich schwacher Band in der Reihe "Das Lied von Eis und Feuer". Kaum etwas erinnerte an die Qualität der ersten Bücher. Und so sind die Erwartungen an die Fortsetzung, die "Die dunkle Königin" heißt, gering. Kann es Martin schaffen, dennoch zu überzeugen?
Mit aller Macht will Cersei Lennister verhindern, dass man ihr den Thron und die Königswürde streitig macht. Besonders die Ehefrau ihres Sohnes Tommen, Margaery Tyrell, ist ihr dabei ein Dorn im Auge. Und so spinnt sie ein feines Netz aus Intrigen, um sie auszuschalten. Doch darüber scheint sie langsam die Fähigkeit zu verlieren, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Ihr Bruder und ehemaliger Liebhaber Jaime geht ihr dabei so auf die Nerven, dass sie ihn vom Hofe wegschickt.
Derweil sucht Brienne weiterhin nach der verschollenen Stark-Tochter. Sie findet Gefährten, wie den Knappen Podrick, die sie begleiten. Arya hingegen ist in der Stadt Braavos, wo sie die Identität der Katze aus den Kanälen annimmt. Die Reise von Samwell neigt sich ihrem Ende zu. Doch unterwegs muss er schmerzliche Verluste hinnehmen. Und Sansa Stark lernt ihre wahre Identität zu verstecken, damit kein Feind sie entdecken kann.
Mit "Die dunkle Königin" konzentriert sich George R. R. Martin hauptsächlich auf die Handlungsebene um Cersei Stark. Während im letzten Teil auch noch die Erlebnisse von Brienne im Vordergrund standen, dominiert nun eindeutig die Schwester von Jaime Lennister das Geschehen. Es war sicherlich eine kluge Entscheidung des Autors, bietet schließlich dieser Handlungsfaden jede Menge Potential. Entwicklungen, die hier angestoßen werden, dürften sicherlich enorme Auswirkungen auf die anderen Plots haben.
Und tatsächlich lesen sich die Ereignisse in Königsmund durchaus interessant. Das liegt daran, dass man zu Beginn noch fasziniert davon ist, was für ein Intrigennetz Cersei spinnt. Alles dreht sich nur um einen einzigen Zweck: Ihre Position zu sichern, und die ihrer Feinde zu schwächen. Und dazu zählt sie alles und jeden. Sogar die Ehefrau ihres Sohnes Tommen, Margaery Tyrell.
Doch irgendwann schlägt die anfängliche Begeisterung um und man ist von der Figur nur noch genervt. Das Problem liegt darin, dass George R. R. Martin seine Darstellung von ihr nicht abmildert. Im Gegensatz zu Jaime, der durch den Verlust seiner Hand sich wandelte, wirkt sie von Kapitel zu Kapitel kälter und arroganter. Sie lässt ihren Sohn auspeitschen, weil er sich als König bezeichnet. Sie freut sich, als sie hört, wie ein ihr verhasster Ritter im Sterben liegt. Sie ist eine klassische Antagonistin, ein, pardon, Miststück. Eine so einseitige Darstellung hätte man bei Nebencharakteren erwartet, wo man, wenn man sich beispielsweise an den Bluthund erinnert, wahre Monster kennenlernte. Aber bei einer Hauptfigur wirkt es eher irritierend.
Vor allem, wenn man die Kapitel im Vergleich zu denen der anderen handlungstragenden Protagonisten liest. Besonders eklatant wirkt es, wenn Jaime die Rolle der zentralen Handlungsfigur übernimmt. Dort erlebt man einen Mann, der einerseits über eine gewisse Arroganz verfügt, aber andererseits auch fähig ist, überlegt zu handeln.
Der Gesamthandlungsfortschritt fällt unbefriedigend aus. Noch immer nähert sich der Winter und von einem Ende des Kriegs kann man nicht sprechen. Der wird wohl auch nicht so schnell kommen, da Martin im nächsten Band erst wieder die bekannten Hauptfiguren schreiben muss und wird. Und da gibt es einiges, was nachgeholt werden muss. Schließlich ist da mit Daenerys immer noch die Königin, die sich mit ihren Drachen langsam Westeros nähert, und das nun schon seit einigen Bänden. Und man darf sich sicher sein, dass wenn sie in den Krieg eingreift, dieser nochmal verlängert wird.
"Die dunkle Königin" zu lesen, ist ein frustrierendes Erlebnis. Immerhin, so muss man betonen, hält der Roman das Niveau des Vorgängers. Aber auch dies ist keine wirklich gute Nachricht. "Für Zwischendurch" langt es gerade noch eben.
Fazit:
"Das Lied von Eis und Feuer 08: Die Dunkle Königin" zu lesen, ist frustrierend. Man weiß von den früheren Bänden her, dass George R. R. Martin spannende Geschichten schreiben kann. Doch dieses Buch ist das Gegenteil davon. Es überzeugt nicht vollends, sondern deckt im Gegenteil sogar einige Schwächen der Reihe auf. So fällt einem jetzt auf, dass der Winter immer noch kommt, und der Krieg in Westeros nicht wirklich am Abflauen ist. Im Gegenteil: Einige, in diesem Roman nicht vertretene, Charaktere dürften sicherlich dafür sorgen, dass er noch mehr in die Länge gezogen wird. Dass die Geschichte kein kompletter Reinfall ist, darf man den Beginn der Cersei-Handlungsebene, sowie den Erlebnissen von Jaime und Arya zuschreiben.
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