Frevel
Story:
Auf der Hochzeit von seinem besten Freund Sidney erfahren Bruno und sein Arbeitgeber Walsingham von der Ermordung einer jungen Hofdame im Palast. Die Leiche ist grausam zugerichtet und auf ihr prangt ein astrologisches Symbol. Ganz London ist in Aufruhr, ein Mord so nah an der Queen und in diesem Jahr soll außerdem eine gewisse Sternenkombination Unheil verkünden. Bruno nimmt die Ermittlungen auf und gelangt immer tiefer in die Verschwörungen der französischen Botschaft mit dem Plan, Maria Stuart auf den Thron zu bringen. Außerdem ist da ja auch noch das Buch von Hermes Trismegistos, welches Bruno schon seit langem sucht.
Meinung:
Im Gegensatz zum ersten Buch, reist Bruno hier nicht in eine fremde Stadt, sondern erledigt seine "Alltagsspionagen" in der französischen Botschaft. Bald geschehen jedoch zwei furchtbare Morde am Hof und er versucht die Interessen der einzelnen Verschwörer in der Botschaft zu ergründen um den Fall zu lösen. Dabei gerät er selbst in Lebensgefahr.
Der zweite Band der Reihe um Bruno Giordano von Stephanie Parris (Link zum ersten Band) ist deutlich spannender als der erste. Das Setup ist ähnlich: es geschieht ein Mord und nur eine gewisse Anzahl an Personen könnten ein Interesse daran haben, ihn zu begehen. Hier jedoch schafft die Autorin ein dichteres und komplexeres Netz zu spannen. Die Komplotte und Verschwörungen sind abwechslungsreicher.
Der Leser begreift die Komplotte häufig nur, wenn Bruno diese auch sieht und kann miträtseln wem er trauen sollte und wem nicht. Dies geschieht, da die Autorin konsequent aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Monologe Brunos, welche im ersten Teil oft unpassend wirken, geben dem Leser hier oft die Chance sich eigene Gedanken zu machen.
Außerdem sind die Charaktere komplizierter. Im ersten Teil erweckte der Leser schnell ein gesundes Misstrauen gegenüber dem einen oder anderen Charakter. Hier jedoch hat jede Figur mehr als ein Motiv und erregt sowohl Sympathien als auch Abneigung beim Leser. Dadurch ist das gesamte Buch vielschichtiger. Die Handlungsträger sind nicht bloß schwarz oder weiß und man versteht als Leser langsam, warum sie eigentlich für ihren Plan kämpfen, da ihre Motive besser erläutert werden.
Auch Bruno selbst wirkt sympathischer. Vielleicht ist der Leser schon ein bisschen an ihn gewöhnt, aber er ist nicht mehr so von sich selbst überzeugt. Er hat Zweifel an seiner Wahl, Italien zu verlassen und wird von Heimweh geplagt. Außerdem ist er schreckhafter und vorsichtiger geworden, wegen den Erlebnissen aus dem ersten Band. Der Charakter bleibt nicht einfach der Gleiche und ermittelt einen neuen Fall, sondern entwickelt sich mit den Geschehnissen zu jemand der besser in diese Rolle passt.
In diesem Buch beschreibt Stephanie Parris erneut einen realen Fall der Geschichte, der unter den Namen die "Throckmorton-Verschwörung" bekannt geworden ist. Bewiesen ist, das Throckmorton der Sekretär von Mary, Königin der Schotten, Korrespondenz zwischen ihr und Mendoza, dem spanischen Botschafter in London, übermittelt hat. Das Ziel des Plans war eine Invasion durch den französischen König, dem Herzog de Guise und dem spanischen König, um England zum Katholizismus zurück zu reformieren. Die Verschwörung wurde von Francis Walsingham aufgedeckt.
In diesen spannenden Rahmenplot erschafft die Autorin drei weitere grausame Mordfälle, welche auch in einem aktuellen nordischen Krimi vorkommen könnte. Dadurch verlässt sie erneut das Genre des rein historischen Romans und schreibt außerdem einen Krimi.
Fazit:
Der zweite Band der Bruni Giordano Reihe macht viele Negativpunkte aus dem ersten Band wett. Bruno als Agent in der Botschaft, wo sein doppeltes Spiel jeden Moment auffliegen kann ist fesselnd. Der Leser und auch Bruno wissen nie, wer ihn vielleicht schon durchschaut hat, aber diese Erkenntnisse lieber für sich behält, um seine eigenen Interessen zu stützen.
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