Traumlieder
Story:
Ein Dämonenprinz wird heraufbeschwört und bekämpft. Ein besonderer Geist sucht die Straßen Amerikas heim. Und die Inquisition ist auch in der Zukunft aktiv.
Meinung:
Durch "Das Lied von Eis und Feuer" ist George R. R. Martin nicht mehr wegzudenken. Und hat gleichzeitig die Verlage in ein Dilemma gestürzt. Denn während die Fortsetzung der Saga weiterhin auf sich warten lässt, ist bei diesen ein gewisses Loch entstanden. Eines, das unbedingt geschlossen werden muss. Bei Blanvalet und Penhaligon, wo die Serie erscheint, versucht man den Zeitraum mit den "Heckenrittern"-Romanen und der Neuauflage der "Wild Cards"-Reihe zu überbrücken. Doch auch Heyne versucht in diese Lücke vorzustoßen und sie für sich zu nutzen. Und zwar, in dem sie die "Traumlieder"-Bücher herausbringen.
Hierbei handelt es sich um eine Trilogie. Der zweite Band ist im Februar herausgekommen. Teil 3 ist für Mai vorangekündigt.
Was ist jetzt das besondere an diesen Büchern? In ihnen sind Erzählungen von George R. R. Martin gesammelt. Geschichten, die er in den langen Jahren seiner Karriere geschrieben hat. Und die auch gleichzeitig die Bandbreite seines Könnens zeigen.
Denn nicht alle sind bloße Fantasy-Geschichten. Auch Science Fiction- und Horror-Stories kann man in diesem Band vorfinden. Oder eben auch Erzählungen, in denen die Genres vermengt werden.
Die Geschichten sind in Abschnitte eingeteilt. Ein jeder, großer Abschnitt wird durch Lebenserinnerungen von George R. R. Martin persönlich eingeleitet. Wodurch "Traumlieder" auch etwas Biografisches anhaftet. Wer also mehr über das Leben von diesem so bekannten Autoren wissen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Denn teilweise sind die Informationen über die Entstehungsgeschichte interessanter, als die Stories an sich. Infos wie zum Beispiel der Hugo-Loser-Club, bei dem er Mitglied war, lassen ihn lebendig wirken.
Die Geschichten, die in dem Buch zu lesen sind, stammen aus einer frühen Zeit des Autors. Bis zum Anfang der 80er Jahre wurden Erzählungen gesammelt und abgedruckt. Und die thematische Bandbreite ist, wie oben gesagt, auch enorm.
Allerdings auch leider die qualitative. Im Laufe des Bandes merkt man, wie George R. R. Martins Geschichten sicherer werden, packender. Wie er kurze Erzählungen abliefert, die bereits erahnen lassen, wie genial seine "Das Lied von Eis und Feuer"-Romane sein werden.
Als Beispiel sei die letzte genannt. "Der Weg von Kreuz und Drachen" erzählt, wie die Inquisition in der Zukunft immer noch nach Häretiker jagt. Einer ihrer besten Inquisitoren wird auf eine Mission ausgeschickt, um auf einer Welt diejenigen zu jagen, die Judas Ischarot verehren.
Die Story ist die mit Abstand beste im gesamten Band. Sie zeigt eine gewisse Skepsis des Autors gegenüber jeglicher Religion. Er nutzt die Story, um klar zu machen, wie gefährlich Religion als Waffe sein kann. Die Charakterarbeit, sowohl des Inquisitors als auch der Häretiker ist dabei hervorragend.
Im Vergleich dazu muss man die ersten Geschichten setzen. George R. R. Martin gesteht auch freimütig zu, dass diese nicht ganz so gelungen sind. Doch das ist eher untertrieben, da sie wirklich enorm schwach sind.
"Nur Kinder fürchten sich im Dunkeln" ist eine Geschichte für ein Fanzine gewesen. In ihr erzählt George R. R. Martin den Kampf des Guten, in Gestalt von Dr. Weird, gegen das Böse, in Form eines Dämons.
Man merkt der Story die Faszination des Autors an Superhelden an. Dr. Weird ist so einer. Und leider liest sich die Story langweilig und die Dialoge gestelzt. Man kann kaum glauben, dass dieser Autor später Bestseller zu Papier bringt.
Der Band ist für Fans des Autors sicher ein Must-Have. Doch für diejenigen, die mit diesem Werk ins Oeuvre einsteigen wollen, wird der Einstieg schwer, da die ersten Stories einfach nur schwach sind. Doch es lohnt sich durchzuhalten, da er gegen seine Form findet. Deshalb kriegt der Band auch die Bewertung "Reinschauen".
Fazit:
Fans von George R. R. Martin werden sich "Traumlieder" garantiert holen. Doch wer das erste Mal auf den Autor aufmerksam wird, oder auch außerhalb von "Das Lied von Eis und Feuer" sein Werk kennenlernen möchte, dem wird ein nicht gänzlich überzeugendes Buch vorgelegt. Positiv sind die biografischen Elemente des Autoren, die schon fast interessanter sind, als so manche seiner Geschichten. Von denen sind vor allem die späteren gelungen. Die frühen hingegen sind Reinfälle.
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