Autorität: Buch 2 der Southern-Reach-Trilogie
Story:
Die zwölfte Expedition ist vorbei. Sie gilt als gescheitert. Und für Southern Reach hat das Konsequenzen. Die Organisation befindet sich ab jetzt in Auflösung.
Meinung:
"Auflösung" war ein gelungener Auftakt zu Jeff Vandermeers "Southern Reach"-Reihe. Der Roman hat begeistert. Und deshalb war das Warten auf die Fortsetzung kaum zu ertragen. Die ist jetzt draußen und hört auf den Namen "Autorität".
Jahrelang war Southern Reach die Organisation, wenn es um Area X geht. Verschiedene Expeditionen wurden ausgesandt, um das Gebiet zu erkunden. Doch als auch die offiziell zwölfte gescheitert ist, ändern sich die Dinge. Die Tage von Southern Reach scheinen gezählt zu sein.
Und so kriegt die Organisation mit John Rodriguez einen neuen Direktor, nachdem die Vorgängerin bei der letzten Expedition mit dabei war und irgendwie verändert zurückgekommen ist. Er hat jetzt die Aufgabe, herauszufinden, was passiert ist, was das Geheimnis war. Und das ist nicht so einfach, da anscheinend einiges verschwiegen wurde. Außerdem muss er sich ständig Machtgefechte mit der Vizedirektorin liefern. Und wieso hat ihm die zurückgekommene Biologin es so angetan?
Der Titel des Romans sagt schon, worum es bei in der Geschichte geht. Um "Autorität". Genauer gesagt, um die Ausübung dieser in der Form von Kontrolle. Denn dies ist ein ständig wiederkehrendes Thema in dem Buch.
So stellt sich bei John Rodriguez, wer wen kontrolliert. Hat er wirklich die Autorität in Southern Central? Was für einen Einfluss hat die mysteriöse Person auf ihn, die "Voice" genannt wird? Und wieso scheint sich Area X jedem Bemühen zu entziehen, mehr über es zu erfahren und dadurch ebenfalls so etwas wie Autorität über es zu gewinnen?
Jede Menge Fragen, die größtenteils in dem Buch aufgeklärt werden. Dabei fällt vor allem zu Beginn auf, wie sehr man die Reduzierung der handlungstragenden Figuren auf ihren bloßen Beruf gewohnt ist. Es wirkt ungewohnt, wenn man von dem neuen Haupthandlungsträger nicht seinen Spitznamen "Control" erfährt, sondern auch seinen realen Namen und seine Vergangenheit. Doch schon nach kurzer Zeit gewöhnt man sich dran und will es auch gar nichts anders haben.
Das liegt auch daran, dass John eine faszinierende Person ist. Er hat Fehler und eine interessante Vergangenheit. So stammt er aus einer Familie an Geheimagenten, was ihn auch deutlich beeinflusst hat. Und obwohl er den Spitznamen "Control" trägt, kann er eben nicht frei agieren. Ständig ist da jemand, der ihn behindert oder beeinflusst. Vor allem "Voice" ist es, dessen bloße Stimme ihn zum stammeln und stottern bringt und mit ihm wie ein sehr strenger Vater umgeht. Es ist mitleidserregend, wie sehr er versucht, seine eigene Freiheit zu finden und gleichzeitig seine Mission zu erfüllen, nämlich mehr über Area X herauszufinden.
Auch das ist natürlich ein großes Thema. Doch behält es Jeff Vandermeer mehr im Hintergrund. Die Mysterien des Areals sind zwar allgegenwärtig. Allerdings sind sie nicht handlungsbestimmend.
Denn dieses Mal ist es Southern Reach selber, das im Mittelpunkt des Geschehens steht. Und hier schafft es der Autor, dass diese Organisation richtig weltlich erscheint. Die Machtkämpfe zwischen John und der Vize-Direktorin sind mitbestimmend für diesen Eindruck. Doch das mysteriöse, die gruselige Atmosphäre geht dabei nie gänzlich verloren, da der Autor wiederholt Elemente einbaut, die einen daran erinnern, das Area X noch existiert. Und dass es eben seine Rätsel hat.
Am Ende, soviel sei verraten, wird die Kontrolle verloren. Die Ereignisse überschlagen sich und vieles verändert sich. Man weiß zwar nichts Neues über Area X. Doch man weiß, dass Dinge dieses Gebiet betreffend in Bewegung geraten sind. Wodurch Spannung und Lust auf die Fortsetzung und den Abschluss gemacht wird.
"Autorität" knüpft mühelos an die Klasse des Vorgängerbuches an. Weshalb es auch die Bewertung "Klassiker" mit "Splashhit" erhält.
Fazit:
Jeff Vandermeer liefert mit "Autorität" eine gelungene Fortsetzung seiner "Southern Reach"-Trilogie ab. Alles dreht sich um Autorität und in einem geringeren Maße auch um Kontrolle. Die Darstellung der Figuren ist nicht mehr reduziert, was auch im Umfeld der Handlung nicht passen würde. So gewöhnt man sich schnell an die Handlungsträger. Dabei ist vor allem John eine faszinierende Person mit ihren Fehlern und Macken. Area X an sich steht dabei nicht mehr im Vordergrund der Handlung, bleibt jedoch präsent. Southern Reach ist es, das den Plot bestimmt. Und das Ende macht Lust auf mehr.
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