Die lange Erde
Story:
Seit 2015 die Existenz des Wandlers entdeckt wurde, ist nichts mehr so, wie es einst war. Jetzt ist es möglich, scheinbar unendlich unterschiedliche Welten zu bereisen. Und einer der dies tut, ist Joshua Valientè.
Meinung:
"Die Lange Erde" ist die ungewöhnliche Zusammenarbeit zweier Autoren, die jeder für sich im Prinzip in verschiedenen Genres unterwegs sind. Terry Pratchett kennt man vor allem durch seine "Scheibenwelt"-Romane, die im Fantasy-Bereich angesiedelt sind. Stephen Baxter hingegen kennt man vor allem durch seine Hard SciFi-Werke und seiner Zusammenarbeit mit Arthur C. Clarke.
"Die Lange Erde" basiert auf einer Idee, die Terry Pratchett niederschrieb, als sein erster "Scheibenwelt"-Roman "Die Farbe der Magie" herausgebracht wurde. Auf Grund des Erfolges kam er nie dazu, mehr daraus zu machen. Bis er in den späten 2000er Jahren mit Stephen Baxter sprach und beide sich zusammentaten, um gemeinsam den Roman zu schreiben.
Das Gerät wird "Der Wandler" genannt. Es ist einfach zu bauen und ermöglicht es seinen Besitzern die Erde zu wechseln. Er kann sich entweder nach Osten oder Westen bewegen und das über mehrere Welten hinweg. Allerdings gibt es Einschränkungen: Man kann kein Eisen mitnehmen und wenn man wandelt, ist man die ersten 15 Minuten damit beschäftigt, sein Essen bei sich zu behalten. Doch es gibt auch Menschen, für die das nicht zutrifft. Die außerdem auch noch in der Lage sind, ohne den Wandler zu reisen. So einer ist auch Joshua Valientè.
Er wurde auf einer der anderen Welten geboren und genießt die Einsamkeit jener anderen Erden. Er ist weiter gereist, als irgendein anderer Mensch. Und dann wird er von dem Computer Lobsang, der von sich behauptet ein reinkarnierter Tibetischer Motorrad-Reperateur zu sein, angeheuert, um weiterhin die anderen Welten zu erkunden. Und dabei stoßen sie auf etwas Unfassbares.
Es ist nicht so, das Terry Pratchett noch nie zuvor SciFi geschrieben hat. Man denke nur an "Die Teppichvölker". Doch hauptsächlich ist er eben vor allem für seine "Scheibenwelt"-Romane bekannt. Daher stellt sich natürlich die Frage, ob ihm eine futuristisch angehauchte Geschichte überhaupt gelingen kann.
Zumindest hat er sich mit Stephen Baxter einen erfahrenen SciFi-Autoren als Partner ausgesucht. Und auch, wenn jener eher mit Hard SciFi zu tun hatte, muss man sagen, dass das Ergebnis der Kooperation sich zunächst ordentlich liest. Vor allem, wenn man bedenkt, dass im Grunde genommen beide Schriftsteller auf etwas verzichten mussten.
So finden sich weder die typischen Prattschen Fußnoten noch die Baxtersche Liebe zur Wissenschaftlich fundierten SciFi in der Geschichte. Stattdessen hat man es mit einer Geschichte zu tun, die deutlich den Vorlieben der beiden Autoren widerspricht. Da funktioniert eine Maschine mit einer Kartoffel als Energiequelle und ein Computer glaubt von sich, eine Reinkarnation eines Menschen zu sein.
Dabei sind es vor allem diese kleinen, erfreulich komische Einfälle, die dafür sorgen, dass man das Buch zunächst mit großem Vergnügen liest. Doch nach einer Weile beginnt man sich zu langweilen, weil man das Gefühl hat, beide Schriftsteller schreiben mit angezogener Handbremse. Der berühmte Funke will nicht überfliegen.
Und so plätschert die Handlung vor sich hin. Versuche, auf den späteren Seiten Spannung aufzubauen, überzeugen nicht. Man hat das Gefühl, das beide Autoren zu viel Zeit darauf verwenden, ihre Welt und ihre Protagonisten ausführlich darzustellen, sie einzuführen.
Was, angesichts der Tatsache, dass man es hier mit dem ersten Band eines geplanten Fünfteilers zu tun hat, nicht verwundert. Der zweite Teil ist er vor kurzem in den USA herausgekommen und Nummer Drei ist für das nächste Jahr vorangekündigt. Hoffentlich nimmt dann die Handlung auch Fahrt auf, denn so liest sich der Roman eher fade und ist deshalb auch "Nur Für Fans" der beiden Schriftsteller zu empfehlen.
Fazit:
Wenn Terry Pratchett und Stephen Baxter sich zusammentun, kommt ein Buch wie "Die Lange Erde heraus". Beide Autoren verzichten auf ihre sonst so typischen Eigenheiten, so dass die Kooperation der beiden zunächst ordentlich wirkt. So gibt es viele kleine und vor allem komische Einfälle. Allerdings hat man schnell das Gefühl, das beide Schriftsteller mit angezogener Handbremse schreiben. Die Handlung plätschert vor sich hin und sie verbringen zu viel Zeit damit, Dinge und Personen einzuführen und aufzubauen.
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