Eine Leiche im Badehaus
Story:
Rom, zu der Zeit Kaiser Vespasians. Marcus Didius Falco, Privatermittler und gelegentlich kaiserlicher
Agent, hat eigentlich nicht die geringste Absicht, diesen Auftrag anzunehmen:
Ein König in einer entfernten Provinz bekommt von Rom einen prachtvollen neuen
Palast bezahlt, weil er ein alter Freund Vespasians und ein wichtiger
Verbündeter ist. Aber sowohl die Kosten als auch die Bauzeit scheinen aus dem
Ruder zu laufen, und Falco soll vor Ort einen näheren Blick auf die Sache
werfen. Bei der Provinz handelt es sich jedoch um Britannien, ein Land, an das
Falco alles andere als gute Erinnerungen hat.
Dann aber wird Falcos Schwester von einem ebenso mächtigen wie rachsüchtigen
Ex-Freund drangsaliert, und in seinem frisch gebauten Badehaus findet sich eine
Leiche. Gute Gründe, erst mal alle aus der Schusslinie zu bringen. Und so macht
sich Falco mit Kind, Kegel und Hund auf den Weg in die nördlichste Provinz.
Dort angekommen, muss er schnell feststellen, dass nicht nur die Reise und die
fehlenden Annehmlichkeiten weit weg von Rom Probleme bereiten können. Auch in
Britannien gibt es Gauner, und die lassen sich nicht gerne von einem
neugierigen Ermittler ins Handwerk pfuschen...
Meinung:
Nach dem eher lustlosen, im Grundton direkt zynischen „Tod
eines Mäzens“ blieb zu hoffen, dass der Schauplatzwechsel von Rom ins nasskalte
Britannien neuen Schwung in Falcos Abenteuer bringt. Diese Hoffnung kann „Eine
Leiche im Badehaus“ nur teilweise erfüllen.
Zwar ist die positive Stimmung und Falcos freundliche Schnoddrigkeit wieder
zurückgekehrt, speziell die Szenen mit Helena und seinen beiden Töchtern machen
einfach Spaß. Und auch die Morde, mit denen Falco sich konfrontiert sieht,
verstehen es besser das Interesse des Lesers zu wecken als zuletzt. Allerdings
gehen die Kriminalfälle, die bei einem Krimi ja eigentlich im Zentrum stehen
sollten, im Rest der Handlung ziemlich unter. Ein Mord wird im Wesentlichen
durch glückliche Fügung – um nicht zu sagen durch Zufall – buchstäblich auf der
letzten Seite aufgeklärt. Und bis eine weitere Leiche entdeckt wird, sind
bereits fast 300 Seiten des Romans vorbei, mehr als die Hälfte des Buches.
Bis dahin widmet sich Lindsey Davis ausführlich den Problemen und
Unannehmlichkeiten, auf die Falco samt Familie und Freunde in der entlegenen
Provinz trifft, sowie auf seine Ermittlungen zur Klärung der kleinen und großen
Betrügereien auf der Palastbaustelle. Die sind zwar nicht völlig uninteressant,
aber speziell in der Mitte hätte das eine oder andere Kapitel sicher gekürzt
werden können.
Es sei übrigens darauf hingewiesen, dass dieser Band aus Falcos Abenteuern auf
jeden Fall vor dem folgenden, „Mord in Londinium“ gelesen werden sollte. Denn
einer der Schuldigen dieses Falles wird im nächsten Roman selbst zum Opfer, was
Falco natürlich kommentiert und erklärt. Liest man die Bücher versehentlich in
der falschen Reihenfolge, kann man sich einen Gutteil der Spannung verderben.
Fazit:
Besser, aber noch nicht wieder richtig gut: Es geht wieder aufwärts mit Falco. Wer einen reinrassigen Krimi erwartet, bekommt noch eine ordentliche Portion Reiseroman und Schilderungen über die Verhältnisse im antiken Britannien mitgeliefert.
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Lindsey Davis
Eine Leiche im Badehaus
A Body in the Bath House
Übersetzer: Susanne Aeckerle
Erscheinungsjahr: 2006
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Knaur
Preis: € 8,95
ISBN: 3426633604
478 Seiten
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