Drachenblut
Story:
Es ist der Anfang des dritten Vorbeizugs des roten Sterns. Auf Pern fängt wieder die Zeit der Drachenreiter an, die wieder in den Himmel steigen um ihre Welt gegen die gefährlichen Fäden zu verteidigen. Doch dann geschieht etwas unfassbares. Feuerechsen und Drachen werden unheilbar krank. Eine Krankheit die zum Tode führt und schließlich die Drachenreiter dezimiert. Nur die junge Drachenreiterin Lorana scheint eine Ahnung zu haben, wie sie die Drachen retten kann. Allerdings weiß sie nicht, wie sie diese Ahnung umsetzen kann.
Die einzige Hoffnung ist Windblüte, Tochter von Kitti Ping, der Schöpferin der Drachen. Nur, das sie zur Zeit des ersten Vorbeizugs lebte, mehr als 500 Jahre in der Vergangenheit. Wie soll es also zur Zusammenarbeit zwischen der legendären Genetikerin und der jungen Drachenreiterin kommen?
Meinung:
Todd McCaffrey hat große Schuhe zu füllen. Anne McCaffrey hat mit ihren Büchern über Pern eine Welt erschaffen, die in jeder Hinsicht für sich steht. Nur eine einzige andere Autorin hat ein ähnliches Werk von derartigem Ausmaße erschaffen, aber ein Vergleich zwischen beiden wäre erstens nicht fair und tut zweitens nichts zur Sache.
Zurück zu Todd McCaffrey. Es ist sicherlich nicht einfach, der Sohn einer berühmten Autorin zu sein, der ebenfalls Schriftsteller ist und dann auch noch ihr „Universum“ übernimmt. Seine ersten Schritte hatte er noch in Zusammenarbeit mit seiner Mutter getan. „Drachenwege“ war zwar ganz nett, aber nicht ganz so überzeugend.
Doch keine Sorge: Drachenblut ist gelungen, in jederlei Hinsicht. Der Roman hat alles, was einen typischen Roman aus dem Pern Universum auszeichnet. Zeitreisen, Drachen, Drama. Und natürlich vergisst Todd McCaffrey nicht, seinem Roman einen eigenen Stempel aufzudrücken. Dies geschieht natürlich über die Wachweyre, denen eine durchaus wichtige Rolle zukommt.
Bestimmt wird der Roman vor allem durch seine beiden Hauptfiguren: Lorana und Windblüte. Vor allem letztere wird als eine faszinierende Gestalt dargestellt. In den bisherigen Romanen tauchte der Name Windblüte zwar immer mal wieder auf, doch selber hatte sie ihren einzigen Auftritt bislang nur in „Drachendämmerung“. Und dort stand sie ziemlich im Schatten ihrer Mutter, Kitti Peng. Kitti Peng hatte die Drachenreiter erschaffen, ein offensichtlicher Erfolg. Windblüte hingegen schien für eher misslungene Experimente zu stehen. Ihre Wachweyre waren hässlich und im Vergleich zu den Drachen alles andere als nützlich.
Erst in diesem Roman erhält Windblüte eine näher gehende Charakterisierung, die aus der verschrobenen unleidlichen Person eine doch faszinierende Figur macht. Windblüte weiß, dass sie im Schatten ihrer Mutter steht und dass ihre Mutter sie erst verstoßen musste, damit sie auf eigenen Beinen stehen konnte. Dasselbe gilt auch für Windblüte, die sich ihrer Tochter entfremdet hat, damit auch sie endlich für sich alleine steht. Außerdem macht sich die alte Genetikerin andauernd Gedanken über die Gesundheit der Drachen. Sie befürchtet dass irgendwann eine Pernesische Krankheit sich mit einer eingewanderten, irdischen verbindet und somit für die Drachen, die sonst kaum krank werden, gefährlich werden kann. Damit beweist sie eine ziemliche Voraussicht, wie sich später herausstellt, als einige Kreaturen aus der Zukunft in die Vergangenheit fallen.
Aber auch Lorana steht Windblüte in nichts nach. Sie verfügt über die besondere Fähigkeit, mit allen Drachen kommunizieren zu können. Eine Fähigkeit die ihr später noch nutzen wird. Lorana ist eine Figur die vieles ertragen muss. Sie hat sehr viele Verluste hinnehmen müssen, sowohl in der Vergangenheit als auch im Verlauf der Geschichte. Doch diese Verluste verletzen sie zwar, machen sie jedoch auch gleichzeitig stärker. Es gibt ihr die Kraft nach einer Lösung zu suchen, um diese mysteriöse Krankheit auszumerzen, die die Drachenreiter arg dezimiert.
Die Story bietet also schon alleine von den beiden Hauptpersonen her gute Vorraussetzungen für ein spannendes Lesevergnügen. Und das Vergnügen, das Versprechen auf ein Lesevergnügen wird auch eingelöst. Die Geschichte ist hochdramatisch. Der Verlust an Drachen und Drachenreitern, sowohl jung als auch alt, ist hoch. Sehr hoch! Man merkt, wie gefährlich die Krankheit ist. Und was für Auswirkungen sie auf die Drachenreiter hat. Die verschiedenen Schicksale nehmen einen mit.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass Todd McCaffrey auch ein bisschen auf die Reaktionen der Bevölkerung eingegangen wäre. Es wäre zu schön gewesen zu sehen, wie die normalen Bewohner von Pern auf die Krankheit der Drachenreiter reagieren. Doch bis auf ein paar Szenen konzentriert sich der Roman fast ausschließlich auf die Umgebung von Lorana und Windblüte. Und Lorana ist den größten Teil des Romans im Benden Weyr, wodurch die Zivilbevölkerung natürlich außen vor bleibt. Und auf der Storyebene von Windblüte ist die Krankheit noch nicht ausgebrochen, auch wenn die Bewohner durch diverse Körper auf sie aufmerksam machen, die aus der Zukunft kommen.
Diese Verknüpfung von Vergangenheit und Zukunft, bzw. Handlungsgegenwart ist es denn auch, die den Roman so faszinierend macht. Das hätte leicht ins Auge gehen können, doch soverein behält Todd McCaffrey die verschiedenen Handlungsfäden im Auge und lässt sich nicht durcheinander bringen, ebenso wenig wie er auch den Leser verwirrt. Kritik muss an einigen Dialogstellen geäußert werden. Wenn zum Beispiel eine Figur betont, das sie die andere nicht verlassen wird, kann man Gift darauf nehmen, das es zu irgendeiner Katastrophe oder etwas kommt, wodurch es doch zu diesem Verlassen kommt. Solch offensichtliche Stellen sind jedoch eher rar gesät. Was übrigens extrem negativ auffällt ist, das sich Rechtschreibfehler in dem Buch häufen. Da scheint das Lektorat geschlafen zu haben.
Fazit:
Todd McCaffrey hat eindrucksvoll bewiesen, dass er ohne Probleme Anne McCaffreys Pern Universum weiter fortführen kann. Man kann jetzt nur hoffen, dass es sehr bald Nachschub gibt, in jeglicher Form. Denn dieses Buch hat Appetit gemacht auf mehr!
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Todd McCaffrey
Drachenblut
Dragonsblood
Übersetzer: Ingrid Herrmann-Nyko
Erscheinungsjahr: 2006
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Heyne Verlag
Preis: € 8,95
ISBN: 3453521315
509 Seiten
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