Die Entdeckung der Currywurst
Story:
Die vierzigjährige Lena Brücker nimmt in den letzten Kriegstagen 1945 in ihrer kleinen Hamburger Dachwohnung den flüchtigen jungen Soldaten Hermann Bremer auf. Sie versteckt ihn vor der SS und dem nazitreuen Blockwart, begeistert ihn für ihre Kochkunst und fängt eine Affäre mit ihm an. Als der Krieg dann vorbei ist, will Lena ihrem Geliebten nichts davon erzählen, da sie befürchtet, dass er zu seiner Familie nach Braunschweig zurückkehren würde. So täuscht sie ihm weiterhin ein sich wehrendes Deutschland vor und kapselt ihn von der Außenwelt und jeglichen Informationen ab. Hermann Bremer wird immer nervöser, bekommt Heimweh und fängt einen Streit mit Lena an. Die wirft ihm die Wahrheit vor den Kopf und Bremer verlässt sie auf der Stelle. Kurz darauf kommen Lenas Kinder, und ihr Mann aus dem Krieg zu ihr zurück. Sie selbst wird entlassen, wirft ihren Mann raus und sucht sich eine neue Stelle. Sie erfährt von einem kleinen Imbissstand, kauft diesen, ertauscht sich Würste, Öl, Butter, Ketchup und Curry, von dessen Geschmack Bremer immer schwärmte, und erfindet ganz nebenbei, durch einen Unfall auf der Treppe, die Currysauce.
Meinung:
Das Buch wird abgerundet durch eine Rahmenerzählung – es ist eine Novelle -, in der das lyrische Ich die alte Lena Brücker in einem Altenheim besucht und von ihr die Geschichte von der Entdeckung der Currywurst erfährt. Die Geschichte wird einfach, gut und sehr atmosphärisch geschildert, der Leser kann sich sehr gut die Stadt Hamburg in den letzten Kriegstagen vor Augen führen. Spannung wird kaum aufgebaut, es wird stärker der Bezug zur Realität gesucht. Der Schriebstil ist recht außergewöhnlich: Die wörtliche Rede wird nicht gekennzeichnet, der Satzbau erscheint unlogisch und verwirrend und oft sind zwischen zwei Satzteilen unmittelbare große Zeit- bzw. Perspektivsprünge festzustellen. Nichtsdestotrotz gewöhnt man sich an diese Art des Schreibens recht schnell. Anzumerken sei noch, dass das 187 Seiten umfassende Buch erst ungefähr auf Seite 160 damit beginnt das Titelthema aufzugreifen. Davor erfährt der Leser nur von Lena Brückers Affäre, ohne direkten Bezug zu der Entdeckung der Currywurst. Dies erstellt eine natürliche Erwartung auf die eigentliche Entdeckung, die während des ganzen Buches zum weiterlesen verleitet, und vielleicht auch die Erkenntnis zum Ursprung des Gerichtes, nämlich den wirren und wüsten Tagen der Nachkriegszeit, vermittelt.
Fazit:
Eine Novelle, die sich vielmehr mit dem harten Leben einer Frau in den Kriegstagen - und denen danach - beschäftigt, als mit der Entdeckung des so beliebten Imbissgerichtes. Eigenwillig geschrieben, doch
äußerst lohnenswert zu lesen.
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Uwe Timm
Die Entdeckung der Currywurst
Erscheinungsjahr: 2000
Autor der Besprechung:
Maximilian Kiemle
Verlag:
dtv
Preis: € 8,50
ISBN: 3423128399
186 Seiten
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