Ice Ship - Tödliche Fracht
Story:
Sam McFarlane ist ein Meteoritenjäger, der vom Multi-Milliardär Palmer Lloyd angeheuert, um für dessen naturwissenschaftliches Museum den vermutlich größten Meteor der Welt zu bergen. Begleitet wird er von einer Firma, die sich auf Problemlösungen spezialisiert hat und für das Unternehmen im Süden Chiles einen Tanker umbaut. Dieser wird von einem weiblichen Kapitän geführt und extra auf alt getrimmt, um die chilenischen Beamten in die Irre zu führen. Doch schon bald scheinen Probleme aufzukommen, die die Firma ganz offensichtlich nicht lösen kann…
Meinung:
Es ist immer wieder erstaunlich, wie es Preston und Child schaffen, Charaktere zu erschaffen, die so schwer einzuschätzen sind und dadurch erst zum Gelingen des Buches beitragen. Ob McFarlane (interessante Namensgleichheit zum Comiczeichner Todd McFarlane), Glinn (der Leiter des Problemlösungsunternehmens) oder Britton (der weibliche Kapitän), alle haben dunkle Punkte in ihrer Vergangenheit. Alle sind perfekt ausgearbeitet und bei allen ist sich der Leser nicht sicher, ob er den Charakter lieben oder hassen soll. Und er sollte sich auch nie sicher sein, welchen der Charaktere er womöglich bald in einer todbringenden Szene wieder sehen sollte.
Auch der vorliegende Thriller ist ein Musterbeispiel dafür, wie korrekt und intensiv Preston und Child ihre Romane vorbereiten und recherchieren. Seien es technische Details oder aber solche der Natur und Geografie. Zu keinem Zeitpunkt hat der Leser den Eindruck Falsches oder Erfundenes zu lesen. Dabei muss positiv vermerkt werden, dass die Beschreibungen nie langatmig wirken und entscheidend zur Stimmung des Thrillers beitragen. Hinzu kommt insgesamt eine Geschichte, die nie langweilig wird.
Auch fällt bei dem Autorenduo positiv ins Gewicht: Sie konzentrieren sich nicht nur auf eine Handlungsebene und verstehen es geschickt den Leser von einem spannenden Moment zum nächsten zu führen. Der Begriff Cliffhanger taucht immer wieder im Gedächtnis des Lesers auf, denn mehr als genug, wird er auf die Folter gespannt und oft erst nach vielen weiteren Seiten auf die Spur der Auflösung gebracht. Geradezu weltmeisterlich wird das zum Schluss des Buches praktiziert, der überraschender nicht mehr ausfallen könnte und der die Frage nach einer Fortsetzung aufkommen lässt. Andererseits steht aber auch der Leser vor der Frage, wie diese Fortsetzung überhaupt aussehen könnte, denn die Geschichte der Hauptcharaktere – von denen viele das Leben lassen mussten – ist eigentlich erzählt. Ein Cliffhanger im Cliffhanger sozusagen.
Im Zusammenhang mit der Umschlaggestaltung fallen zwei Dinge auf: Das abgebildete Schiff entspricht nicht dem aus dem Buch (da ist es ein Tanker). Zum anderen ist es nicht verständlich, warum der englische Titel „The Ice Limit“ in einen ebenso englischen Titel „Ice Ship“ umgeschrieben wurde. Zwar ist im Zusammenhang mit dem Schiff der Expedition in der Tat immer wieder vom Ice Ship die Rede, aber wenn eine Titeländerung vorgenommen wurde, warum dann nicht gleich ins Deutsche?
Fazit:
Ein perfekter Thriller und eine absolute Empfehlung. Über 500 Seiten Spannung werden dem Leser bei Ice Ship präsentiert. Wem bereits die Vorgänger-Romane des Autorenduos gefallen haben, sollte in jedem Fall zugreifen. Und allen Anderen sei gesagt: Reinschauen. Man wird nicht enttäuscht. Jedem sind schlaflose Nächte garantiert, in denen das Buch nicht aus der Hand gelegt werden kann.
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Douglas Preston Lincoln Child
Ice Ship - Tödliche Fracht
The Ice Limit
Übersetzer: Klaus Fröba
Erscheinungsjahr: 2004
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Knaur
ISBN: 3-426-62540-7
528 Seiten
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