Die Gestirne
Story:
1866. Walter Moody, ein Rechtsanwalt aus London, landet nach einer anstrengenden und gefährlichen Schiffsreise mit erschreckenden Entdeckungen in Hokitika, Neuseeland. In der noch sehr jungen Goldgräberstadt möchte er sein Glück versuchen und reich werden. Doch bevor es soweit kommt trifft er im Hinterzimmer des Crown Hotels auf eine Versammlung von 12 Herren, die alle auf die eine oder andere Weise in die aktuellen Geschehnisse der Stadt verwickelt sind. Ein Mann wurde tot in seinem abgelegen Haus zusammen mit einem Goldschatz aufgefunden, der erfolgreichste Goldgräber der Stadt ist verschwunden und die bekannteste Prostituierte liegt im Opiumrausch vor den Stadttoren.
Meinung:
Der Goldrausch in Neuseeland ist auf seinem Höhepunkt, als sich mysteriöse Vorfälle ereignen, die 12 sehr unterschiedliche Menschen in ihren Bann ziehen. Sie versuchen diese Ereignisse zu ergründen um ihren eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, denn in der neugegründeten Staat herrscht das Goldgräbergesetz.
Eleanor Catton, 1985, in Kanada geboren ist mit 4 Jahren nach Neuseeland gezogen und dort aufgewachsen. Mit diesem Buch ist sie die jüngste Man Booker Prize Trägerin der Geschichte geworden. Sie gewann diesen Preis 2013 mit dem seitenreichsten Buch. Nach nun fast zwei Jahren ist dieser Roman übersetzt worden und nun auf Deutsch erschienen. Die Autorin besuchte Hokitika als Kind mit ihrem Vater. Dieser Besuch inspirierte sie so sehr, dass sie sich an diesen Ort begab um eine Geschichte über den neuseeländischen Goldrausch zu schreiben.
Neuseeland, ist das letzte Land des ehemaligen British Empire, das in den Goldrausch einstieg. Nach dem 1848/49 in Kalifornien und in den Fünfzigern in Victoria, Australien viele Menschen ihr Glück versucht hatten, kamen sie ab 1860 nach Neuseeland. Das Leben war hart, es regnete andauernd, es war kalt und zu essen gab es auch nicht viel. Meistens waren die Siedler schon froh, wenn sie es lebend in diese abgelegene Ecke der Welt geschafft hatten. In Hokitika selber hingegen blühte das Leben, es gab Bars und Hotels an denen samstags das gefunden Gold in Alkohol und Glücksspiel umgesetzt wurde. Catton schafft es in diesem Buch wunderbar, dem Leser einen Einblick zu geben in eine Zeit in einem Land, über das die wenigsten etwas wissen.
Eine weitere Besonderheit des Buches ist das jedem Hauptcharakter ein Himmelskörper zugeordnet ist. Die 12 Männer im Crown Hotel entsprechen jeweils einem Sternzeichen. Durch ihre Handlungsweisen und ihre ausführlichen Charakterbeschreibungen, werden sie dargestellt. Leider gibt der Verlag nur die astrologischen Symbole zu den Namen der Charaktere an, dadurch wird nicht sofort deutlich wer welches Sternzeichen ist. Außerdem liegen die Charakterisierungen häufig an den Stellen, an denen das Buch Spannung aufbaut. Dennoch ist das Konzept mit den Sternzeichen eine interessante Weise mit den Charakteren zu spielen.
Zu Beginn des Buches sitzen direkt alle Charaktere in einem Raum, das heißt alle Personen werden gleichzeitig vorgestellt. Es wirkt sehr komplex durch viele Gedankengänge und Ideen, die alle eine andere Sichtweise auf den gleichen Sachverhalt erzählen. Dadurch fällt es schwer am Anfang mit dem Buch warm zu werden. Wenn die ersten Seiten geschafft sind ist es jedoch so spannend, dass man es gar nicht aus der Hand legen möchte. So viele Fragen werden gestellt und doch nur teilweise beantwortet, dass man das Bedürfnis es gleich nochmal von vorne zu lesen, um zu schauen, was man überlesen hat.
Fazit:
Das Buch ist super. Es ist komplex, es spielt mit neuen Ideen und durch die Wahl von Zeit und Ort kann die Autorin eine ganz unabhängige Geschichte erzählen. Die Komplexität, welche den Leser zunächst auf eine Geduldsprobe stellt entwickelt sich zu einem genialen Plot, sodass man das Buch am Ende gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
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