Hamburg Rain 2084. Die Seuche
Story:
Jemand hat sich in das Sicherheitssystem der Stadt Hamburg gehackt. Der Cyberkriminalist Andreas Melzer untersucht diesen Vorfall. Und entdeckt dabei eine Verbindung in seine eigene Vergangenheit.
Meinung:
Mit "Die Seuche" wird die erste Staffel von "Hamburg Rain 2084" abgeschlossen. Bislang war diese überwiegend gut, wenn auch nicht unbedingt hervorragend. Da stellt sich dann natürlich die Frage, wie Andreas Geist das Finale schreiben wird.
Der Autor wurde 1963 geboren. Er studierte Zahnmedizin und seither als Zahnarzt tätig. Er absolvierte einen Grund- und Profikurs bei einem namenhaften Autor und begann danach selber Bücher zu schreiben.
Einst war Andreas Melzer ein berühmtberüchtigter Hacker. Bis er aufflog und sein Leben ändern musste. Jetzt arbeitet er als Fallanalytiker für Cyberkriminalität bei der Polizei Hamburg. Seine Aufgabe ist, die empfindliche Elektronik der Stadt zu überwachen. Eigentlich ein langweiliger Job. Bis eines Tages ein Cyberangriff auf die Stadt durchgeführt wird.
Für Andreas wird der Fall schnell persönlich, als seine Freundin entführt wird. Schnell wird ihm klar, dass eine Verbindung zu seiner eigenen Vergangenheit existiert. Etwas, was ihn mit dem Hacker verbindet. Und nicht nur mit diesen. Auch mit Aron Fuller, dem Chef einer berühmten und erfolgreichen Sicherheitsfirma, die Verbindungen bis ganz nach oben hat. Es geht um eine Stunde, die ihm und den anderen fehlt.
Es ist eine spannende Geschichte, die Andreas Geist hier niederschreibt. Es ist, so viel sei jetzt schon verraten, der besten Roman der gesamten Staffel. Ja, sogar noch besser als "Risse im Fundament" den ich bereits letztes Mal hochgelobt hatte.
Woran liegt das? Unter anderem an der Art und Weise, wie Andreas Geist die Geschichte aufbaut. Denn er lässt sich Zeit, viel Zeit. Über 50 Seiten vergehen, in denen er langsam und behutsam das Szenario aufbaut. Er erklärt das Bedrohungspotential und führt dabei auch gleichzeitig die Charaktere ein. Und je mehr Infos er einem gibt, desto deutlicher wird einem, wie gefährdet die Stadt ist.
Und sobald diese lange Aufbauphase erledigt ist, geht es rund. Sofort beginnen die Ereignisse sich zu überschlagen. Die Freundin und Geliebte von Andreas Melzer wird entführt. Und er wird quasi gezwungen, seine eigenen vier Wände, seine geliebte Rechnerzentrale zu verlassen, um sich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Dabei wird auch deutlich, wie die verschiedenen Protagonisten sich gegenseitig misstrauen. Denn Aron Fuller spioniert dem ehemaligen Hacker nach. Der wiederrum auch nicht davor zurückscheut, seinen Liebesakt mit seiner Geliebten heimlich zu filmen und sie zu überwachen. Doch wo sind die Grenzen der Überwachung? Was ist gerechtfertigt und was nicht? Andreas Geist gibt hierdrauf keine Antwort.
Sehr schön ist dabei, dass auch die Person, die für die Anschläge verantwortlich ist, charakterisiert wird. Und zwar deshalb, weil die Motive, wegen der sie agiert, nachvollziehbar sind. Es handelt sich zwar um einen religiösen Hintergrund. Doch die Figuren werden sehr gut ausgebaut und wirken dreidimensional.
Es ist wirklich ein spannender Roman, der die Wertung "Klassiker" und "Splashhit" verdient hat.
Fazit:
Die Ehre, den letzten Roman der ersten Staffel von "Hamburg Rain" zu schreiben, gebührt Andreas Melzer. Und der Autor präsentiert mit "Die Seuche" einen extrem spannenden Roman. Dabei lässt er sich Zeit. Er baut erst langsam alles auf, erklärt viel und schafft es trotzdem, den Leser für sich zu gewinnen. Und kaum ist die Aufbauphase vorbei, überschlägt sich die Handlung. Die Charakterisierung ist dabei überzeugend. Vor allem die Tatsache, dass man die Motive des Übeltäters nachvollziehen kann, spricht für diese Geschichte.
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