Hamburg Rain 2084. Zerfall
Story:
Jemand klaut Energie und droht damit, ganz Hamburg im Dunklen versinken zu lassen. Deshalb schickt der Bürgermeister der Stadt den Elektriker Robert und den Boten Sebastian los, damit sie der Sache auf die Spur gehen. Dabei führt die Spur bis in die tiefsten Ebenen der Stadt Hamburg.
Meinung:
"Zerfall" ist der vierte Band der ersten Staffel von "Hamburg Rain 2084". Geschrieben wurde der Band von Thomas Zeller.
Der Autor wurde 1975 in Kasachstan geboren und wuchs dort auch auf. Er studierte an einer russischen Universität Gerätebau. Seit 2007 ist er mit seiner Familie Schweizer Staatsbürger. Er hat einen Kurs für kreatives Schreiben mitgemacht und dort seine Leidenschaft für das Erzählen entdeckt.
Als der Elektriker Robert eine Routineuntersuchung der Energieversorgung der Stadt Hamburg durchführt, entdeckt er etwas Ungewöhnliches. Jemand zapft der Stadt Strom ab. Und zwar nicht einfach so, sondern im großen Stil. So viel, dass irgendwann die gesamte Metropole im dunklen liegen könnte.
Das darf natürlich nicht sein. Und so schickt Bürgermeister van Dycken ein Team los. Es besteht aus dem Entdecker Robert und den Boten Sebastian, der ortskundig ist. Gemeinsam steigen sie hinab in die unteren Ebenen der Stadt. Und stoßen dort auf etwas Ungeheures.
"Zerfall" darf man im Sinne des Romans durchaus doppeldeutig auffassen. Denn was der Autor in seinem Debütroman schildert, ist eine Stadt, die von innen heraus schon überwiegend verfault ist. Der Diebstahl der Energie ist da nur ein Übel von vielen.
Der Weg in die unteren Ebenen wird von dem Autor dazu genutzt, um einige Elemente der vorherigen Roman nochmal aufzugreifen und auszuarbeiten. Vor allem die Gangkultur der Stadt wird ausführlich beleuchtet. Und es zeigt sich, wie sich in den unteren Ebenen quasi eine Parallelgesellschaft entwickeln kann, ohne dass die Obrigkeit etwas dagegen tut. Es geht dort laut, brutal und dreckig zu.
Robert und Sebastian sind dabei zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Robert ist bislang ein anderes Leben gewohnt und ist etwas von der Entwicklung der Ereignisse überfordert. Schon allein der Tod einer Arbeitskollegin ist ein großer Schock für ihn. Und doch lässt er sich nicht unterkriegen. Er ist sympathisch, auch weil er in den Gegenden ein Underdog ist.
Sebastian hingegen ist das, was man streetsmart nennen könnte. Er hat definitiv einiges am Dreck am Stecken und viele Geheimnisse. Schon allein die Szene, wo er bei einer Verfolgung quasi ein Geheimversteck aus dem Hut zaubert macht klar, dass man bei ihm mit allem rechnen muss. Und doch bleibt auch er sympathisch.
Die Reise in den Untergrund der Stadt Hamburg ist wunderbar geschrieben. Der Unterschied zwischen den oberen und unteren Ebenen wird sehr schön dargestellt. Es geht in den tiefsten Ebenen dreckig, düster und brutal zu. Die Hoffnung stirbt hier nicht zuletzt, sie ist schon gestorben.
Doch sobald dann klar wird, wer hinter dem Stromraub steckt, nimmt die Qualität der Handlung rapide ab. Sie wird langweilig und vor allem unglaubwürdig. Zwar macht sie hier die Expertise des Autors in diesem einen bestimmten Fachgebiet bemerkbar. Doch es wirkt einfach in dem Szenario und dem Zeitraum merkwürdig und nicht nachvollziehbar.
Schlimmer ist noch, dass dann die Handlung quasi überdreht. Sie ergibt keinen Sinn mehr. Es erinnert an die klassischen Bond-Filme, in denen nur das Spektakel zählt, nicht der Sinn des Plots. Und das merkt der Autor auch, da er dies im Epilog des Kapitels nochmal ironisch anspricht. Zu spät, um noch den Roman zu retten.
Deshalb ist dieser etwas "Für Zwischendurch".
Fazit:
Mit Thomas Zellers "Hamburg Rain 2084: Zerfall" liegt jetzt der vierte Roman der Ebook-Serie vor. In der Erzählung werden einige der Elemente früherer Ausgaben wieder aufgegriffen und erweitert. Die Hauptfiguren werden gut charakterisiert und sind gegensätzlicher Natur. Und die Reise in den Untergrund wird hervorragend geschrieben. Doch sobald sie im Untergrund angekommen sind, dreht die Handlung über. Die Qualität nimmt ab und es wird langweilig und unglaubwürdig. Sie ergibt keinen Sinn mehr.
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