Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden 11
Story:
So lange Harry Dresden denken kann, ist ihm der Wächter Morgan mit an Paranoia grenzender Verachtung begegnet. Für ihn war er ein Verbrecher, ein schwarzes Lamm, das man töten musste. Umso überraschender für den Magier, als Morgan eines Tages schwerverletzt auf seiner Türschwelle ist und um Hilfe bittet.
Meinung:
Der "Schwarze Rat" ist eines der zentralen Themen der "Harry Dresden"-Reihe. Seine Machenschaften konnte man in vielen vorherigen Romanen vorfinden. Doch noch nie hat er so aktiv ins Geschehen eingegriffen, wie in "Verrat", dem elften Roman der Serie.
Harry Dresden hat ein eher ambivalentes Verhältnis zum weißen Rat. Einige Magier, wie Anastasia Luccio oder Ebenezar McCoy sind gute Freunde oder Bekannte. Andere, wie der aktuelle Merlin oder der Wächter Morgan sind ihm hingegen eher unsympathisch. Vor allem letzterer hat es oft auf ihn abgesehen und hätte ihn am liebsten geköpft, als Strafte für ein einziges Vergehen, für dass er nichts konnte.
Umso überraschender ist es für den Chicagoer Privatdetektiven, als Morgan eines Tages schwerverletzt bei ihm auftaucht. Ein Mitglied des Ältestenrats wurde ermordet und er gilt als der Hauptverdächtige. Doch das ist er nicht, soviel weiß er. Und nur Harry Dresden kann das beweisen.
Doch es gibt Leute, die etwas dagegen haben. Und schon bald befindet sich Harry Dresden in einer großen Verschwörung, die mehr denn je auf die Existenz des Schwarzen Rats hinweist. Er muss nur lange genug überleben, um den Beweis zu liefern.
Mit "Verrat" verknüpft Jim Butcher gleich mehrere Plots, die lange Zeit in der Romanreihe liefen. Da ist zum einen der Schwarze Rat, der dieses Mal aktiver wird. Dann ist es Harry Dresdens Beziehung zu Anastasia Luccio und dem Wächter Morgan. Und auch sein Halbbruder Thomas kommt in dem Band vor und erlebt einiges.
Gleichzeitig ist dadurch der Roman einer der handlungsmäßig komplexesten, da hier viele Handlungsfäden zusammengeführt und verändert werden. Und um den Plan des Schwarzen Rates verstehen zu können, muss man ein äußerst komplexes Intrigenspiel verstehen können. Was nicht einfach sein dürfte.
Doch es lohnt sich, sich auf die Handlung einzulassen. Denn zwar ist das Vorhaben des Rates undurchsichtig. Doch Jim Butcher gibt sich alle Mühe, um spätestens kurz vorm Finale das wahre Ausmaß des Planes sowie den Konsequenzen für die Beteiligten deutlich zu machen. Und wenn man liest, wie der Autor alles aufdröselt, wird einem einiges klar.
Natürlich ist das eigentliche Highlight des Bandes die Charakterarbeit. Es ist jetzt nicht so, das Morgan auf einmal das Licht gesehen hat und sich seine Persönlichkeit zum Besseren gewandelt hat. Er ist noch immer ein engstirniger Mann, der zu seinen Prinzipien steht. Doch gleichzeitig ist er jemand, der sich für das Gute zurücknehmen kann und auch fähig ist, über seinen eigenen Schatten zu springen. Dadurch erhält der bisher eher zweidimensional dargestellte Charakter eine schon fast unglaubliche Tiefe.
Ebenso wird auch auf Harry Dresdens Persönlichkeit eingegangen, bzw. sein unbedingtes Streben Gutes zu tun. Er spricht für ihn, dass er versucht Morgans Namen reinzuwaschen. Ebenso wie er versucht, seinen Halbbruder aus den Fängen eines Gegenspielers zu retten. Und dafür ist er bereit, alles zu tun.
Jim Butcher kombiniert die spannend erzählte Handlung mit einigen sehr schön komisch dargestellten Momenten. Ein wahrer Running Gag ist, dass Harry Dresden in seine Wohnung zurückkehrt, und immer wieder Morgan, Mouse und seinen Lehrling Molly dabei ertappt, wie sie sich gegenseitig neutralisieren. Diese Szenen sind herrlich geschrieben und wiederholt ein Highlight.
"Verrat" ist genauso wie die Vorgängerbände ein "Klassiker", der den "Splashhit" verdient.
Fazit:
Mit "Verrat" bietet der Feder und Schwert-Verlag den mittlerweile elften "Harry Dresden"-Roman. Und wie gewohnt liefert Jim Butcher eine grandios geschriebene Story ab. Es ist die vielleicht komplexeste Handlung, die die Reihe bislang hatte. Aber sie wird so präsentiert, dass man sie problemlos nachvollziehen kann. Ein Highlight ist die Charakterarbeit, von der vor allem Morgan profitiert. Aber auch die komischen Momente sind dem Autoren gut gelungen.
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