Gangland Deutschland: Wie kriminelle Banden unser Land bedrohen
Story:
Sie sind längst unter uns: Die kriminellen Gangs. Sie kämpfen um Territorien und kriminelle Geschäftsfelder. Und Politik und Justiz scheinen ihnen gegenüber hilflos zu sein.
Meinung:
Dass die Hells Angels und andere Rockergruppen gefährlich sind, weiß man bereits aus den Medien. Schließlich gibt es da mehr als genügend Berichte, über das, was diese Motorradclubs veranstalten. Doch Banden? Gangs? Auf dem ersten Blick mag man das für übertrieben halten. Doch glaubt man Stefan Schuberts "Gangland Deutschland: Wie kriminelle Banden unser Land bedrohen", ist die Gefahr durchaus real.
Der Autor wurde 1970 geboren. Er war Polizist bei der Bundespolizei und bei der Landespolizei Nordhrein-Westfalen. Er hatte lange Zeit als Undercoveragent in der Hooligan-Szene mitgewirkt, ehe er 2010 in seinem Debütbuch "Gewalt ist eine Lösung" darüber berichtetete. Es folgten weitere Enthüllungsbücher, von dem mit "Gangland Deutschland" das neuste jetzt vorliegt.
Jetzt ist es natürlich so, dass solche Enthüllungsbücher nichts Neues sind. Es gibt sehr viele und nicht wenige schießen bei ihrem Bemühen, dem Leser förmlich einzutrichtern, in was für einer Lage sich sein Land befindet, übers Ziel hinaus. Stefan Schubert hingegen trifft die richtige Balance.
Er dramatisiert, ohne zu polemisieren. Er klagt an, ohne dabei die Beweise zu vergessen. Er schreibt emotional, ohne dabei übertrieben zu klingen. Und schafft es damit perfekt, sein Ziel zu erreichen, nämlich den Leser zu informieren.
Dabei ist das, worüber er schreibt, hochbrisant. Auf über 230 Seiten berichtet er über die Gangkultur hier in Deutschland. Ausführlich beschreibt er ihre Historie, wie sie entstanden sind und was sie ausmacht. Und beweist dabei ein ums andere Mal, was für Kenntnisse er besitzt.
Man merkt, wie intensiv er sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Denn nicht nur beschreibt er die verschiedenen Gangstrukturen und unterschiedliche Fälle. Auch macht er klar, aus welchem Milieu sie stammen und wie diese Banden überhaupt entstehen konnten. Und die Erkenntnis, die man daraus gewinnt, ist alles andere als leicht zu schlucken.
Denn alles worüber er schreibt, hat augenscheinlich Hand und Fuß. Seine Schilderungen sind äußerst detailliert und man merkt ihm an, dass er mit Herzblut bei der Sache ist. Es geht ihm darum, Missstände aufzuweisen. Wiederholt schreibt er über Hinterzimmerdeals, Gedächtnisschwunde bei Zeugen und Richter, die trotz wichtiger Indizien, milde Urteile verhängen. Angesichts der Dimension der Ganggewalt geht das natürlich nicht mehr, soviel wird aus dem Band mehr als deutlich.
Auswege zeigt Stefan Schubert nicht auf. Es geht ihm auch nicht darum, seine Vorstellungen anderen aufzudrücken. Er legt den Finger in die Wunde und hofft, dass den Verantwortlichen endlich klar wird, dass es nicht mehr weitergeht.
"Gangland Deutschland" mahnt, dass sich etwas ändern muss. Und er tut dies auf eine eindringlich, gut verständliche Art und Weise. Deshalb ist der Band ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
Es ist kein gutes Bild, das Stefan Schubert in "Gangland Deutschland" zeichnet. Es ist das eines Landes, in dem kriminellen Banden auf dem Vormarsch sind und in dem Politik und Justiz deutlich überfordert zu sein scheinen. Dabei hält der Autor die perfekte Balance. Er dramatisiert zwar, polemisiert jedoch nicht. Das Thema liegt ihm am Herzen und alles was er schildert, hat Hand und Fuß.
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