Evolution
Story:
Dies ist die Geschichte der Menschheit. Von ihren Ursprüngen, zur Zeit der Dinosaurier. Von ihrer Blütezeit, als sie den Planeten beherrschte. Und von ihrem Niedergang, als die Evolutionsuhr für sie ablief.
Meinung:
Stephen Baxter, unter anderem bekannt von "Doctor Who: Rad aus Eis", hat mit "Evolution" einen Roman geschrieben, der zunächst nicht wie ein SciFi-Buch wirkt. Ebenso ist es ein Werk, das sich schwer zusammenfassen lässt. Denn es mangelt an Protagonisten, die durchgängig auftreten. Bis auf ein paar Kapitel, die in einer nahen Zukunft spielen und wo einige Personen wiederholt auftauchen, gibt es nur einen einzigen roten Faden: Die Geschichte der Menschheit zu erzählen.
Zugegeben, das ist ein ambitioniertes Projekt. Und vor allem ist es eins, an dem man leicht scheitern kann. Denn zumindest die Schilderung der Vergangenheit kann zu sehr wie eine bloße Abhandlung von dürren Fakten klingen. Doch der Autor vermeidet das geschickt.
Um Langeweile zu vermeiden, dramatisiert er das, was er beschreibt. So handelt der erste Abschnitt in der Vergangenheit von Purga, dem ersten richtigen Menschenvorfahren, die zur Zeit der Dinosaurier lebt. Sie ist ein Weibchen, das im Laufe ihrer Handlung viele schreckliche Verluste durchmachen muss. Ihre ersten Kinder werden so unter anderem von einem Troodon, einem großen vogelartigen Räuber, getötet. Und als der Komet, der das Ende der Saurier einläutet, auf die Erde einschlägt, geschieht das für sie auch nicht ohne Verluste.
Er gibt so im Laufe der Zeit den jeweiligen Handlungsträgern Persönlichkeit und animiert einen dazu, mit ihnen zu fühlen. Dabei streut der Autor wiederholt auch nüchterne Fakten ein, in denen er erzählt, was genau die Handlung bedeutet. Das ist insofern notwendig, als dass er ja oft genug auf Dialoge verzichten muss, da seine Figuren nicht reden können, bzw. nur Lautäußerungen beherrschen, die der Leser naturgemäß nicht versteht. Diese Mischung aus Handlung und wissenschaftlichen Fakten funktioniert reibungslos. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass das Gelesen zu trocken ist.
Gleichzeitig fällt auch auf, wie pessimistisch Stephen Baxter ist. Denn in jedem Kapitel, jedem Schicksal, dass er beschreibt, enden die Dinge nicht hoffnungsvoll, sondern teilweise schon fast deprimierend. Er schildert wie eine menschliche Spezies eine andere umbringt. Oder wie eine Hungersnot die Menschen dazu zwingt, in eine ungewisse Zukunft aufzubrechen. Stellenweise ist das harter Tobak, den man da vorgesetzt kriegt. Doch dosiert der Autor den Einsatz so geschickt, dass man nie gänzlich die Hoffnung verliert. Man akzeptiert es als unwiderruflichen Teil der natürlichen Entwicklung.
Außerdem streut der Autor wiederholt Abschnitte ein, in denen er fantasiert. Er erzählt beispielsweise von einer intelligenten, reptiloiden Spezies, von der man jedoch heutzutage keine Spuren mehr finden kann. Es sind vor allem diese Kapitel, die zeigen, was der Autor kann.
Und dann ist da natürlich der letzte Teil des Buches, "Nachfahren" genannt. Da drinnen schildert der Autor das zukünftige Schicksal der Menschheit. Worum es sich da genau handelt, wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel sei gesagt: Es handelt sich um den besten und vielleicht durchdachtesten Teil des gesamten Romans. Es ist der eigentliche Grund, sich "Evolution" zuzulegen.
Ist "Evolution" überhaupt Science Fiction? Ja, ist es. Die Begründung dafür findet man vor allem im letzten Teil des Bandes.
Der Heyne-Verlag hat das Buch zu Recht in seine Reihe "Meisterwerke der Science Fiction" aufgenommen. Es ist ein "Klassiker" und ist ein "Splashhit".
Fazit:
Mit "Evolution" hat Stephen Baxter einen Roman geschrieben, der seinesgleichen sucht. Es ist eine epische Geschichte der Menschheit, von Anfang bis Ende. Sie kommt ohne regelmäßig auftauchende Protagonisten aus und ist im Grundton pessimistisch. Die Abschnitten, in denen der Autor etwas fantasiert, sind mit die Besten des Romans. Ein Pflichtkauf!
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