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Mord im Atrium

Story:
Rom, zur Zeit Kaiser Vespasians. Gerade erst ist Marcus Didius Falco aus Griechenland zurückgekehrt, wo er die Eskapaden seines Schwagers Aemilianus ausbügeln und dabei einen Mörder entlarven musste. In der ewigen Stadt wartet jedoch schon das nächste Desaster auf ihn: Ein übereifriger General ist über die Rheingrenze ins freie Germanien eingefallen und hat die Seherin Veleda gefangen genommen. Nun soll sie bei einem Triumphzug in der Stadt öffentlich hingerichtet werden. Das bedroht nicht nur den wackeligen Frieden mit den germanischen Stämmen, sondern auch Falcos Familie ganz direkt.

Denn vor Jahren war er als kaiserlichen Agent zu eben dieser Seherin nach Germanien gereist, um die Möglichkeiten eines Friedensschlusses am Rhein auszuloten. Damals hatte ihn auch sein zweiter Schwager Justinus begleitet und sich Hals über Kopf in die faszinierende Frau verliebt. Beinahe wäre er bei ihr in den germanischen Wäldern geblieben. Inzwischen ist Justinus mit der selbstbewussten Claudia verheiratet. Die ist natürlich alles andere als begeistert davon, dass die alte Rivalin sich jetzt in Rom aufhält.

Der heftige Ehekrach verstärkt sich noch, als Veleda ihren Bewachern entkommt und in der Stadt untertaucht. Bei ihrer Flucht hat sie offenbar außerdem noch einen Mann ermordet. Falco muss die Seherin dringend wieder einfangen, darauf legen nicht nur seine Auftraggeber aus dem Palast sehr großen Wert. Das ist aber einfacher gesagt als getan, denn um eine öffentliche Panik zu vermeiden, soll nicht bekannt werden, dass Veleda geflohen ist. Außerdem arbeitet der Oberspion Anacrites, der die Untersuchung offiziell leitet, eher gegen Falco als mit ihm. Und das alles spielt sich während der Saturnalien ab, wo das ohnehin chaotische Rom noch wilder ist als im Rest des Jahres...

Meinung:
Kaum schreibt Lindsey Davis einen schwächeren Band wie den vorherigen Delphi sehen und sterben, schiebt sie direkt einen guten nach und zeigt, dass sie nichts verlernt hat. "Mord im Atrium" hat all die Qualitäten, die die Falco-Fans an der Reihe schätzen: Eine spannende Geschichte, viel Kuddelmuddel mit Falcos Familie und Freunden und reichlich Humor. Und da es sich bereits um Band 18 der Reihe handelt, gibt es genügend nicht völlig geklärte Punkte aus der Vergangenheit, die den Schnüffler hier offenbar geballt einholen. Die Reise nach Germanien kann man beispielsweise im vierten Band, Eisenhand, nachlesen, den ersten Kontakt mit dem heutigen General Rutilius in Band 10 mit dem Titel Den Löwen zum Fraß. Auch auf andere frühere Geschichten wird fleißig Bezug genommen, so dass das seit dem ersten Band obligatorische Personenverzeichnis sich als überaus hilfreich erweist. Schließlich liegen die Anfänge der Reihe nicht nur in erzählter Zeit mittlerweile einige Jahre zurück.

Besonders langjährige Fans der Reihe werden also ihre Freunde an diesem Roman haben. Man trifft natürlich Falco und Helena wieder samt Kindern und Hund, dazu die restliche Familie von beiden Seiten, die Vigiles um Petronius und so weiter. Die Rückgriffe reichen mehr oder weniger durch die gesamte Serie, so dass man besonders viel Vergnügen hat, wenn man sich erinnert, was es beispielsweise mit der Caupona Flora auf sich hatte. Aber auch wer kein Falco-Experte ist, wird seinen Spaß mit dem Band haben. Dafür sorgt zum einen die spannende Geschichte, zum anderen der reichlich vorhandene Humor.

Denn wieder einmal scheinen sich die Parzen gegen den Ermittler verschworen zu haben. Er muss dringend eine Flüchtige finden, die irgendwo in der Stadt untergetaucht ist. Dabei darf er aber auf keinen Fall durchblicken lassen, wonach er eigentlich sucht, denn es darf nicht bekannt werden, dass eine Staatsfeindin auf freiem Fuß ist. Außerdem wird die Untersuchung offiziell von Anacrites geleitet, mit dem Falco ein intensiver gegenseitiger Hass verbindet. Und dann findet das alles ausgerechnet zu den Saturnalien statt. Bei den Feiertagen im Dezember tauschen Herren und Sklaven für kurze Zeit die Rollen, und es geht in Rom noch wilder zu als ohnehin schon. Zur Illustration stelle man sich unseren Karneval ohne die Biederkeit vor, mit dem gesellschaftlichen Stellenwert von Weihnachten. Es ist also nicht zu übersehen, dass für Trubel mehr als reichlich gesorgt ist.

Daraus macht Lindsey Davis eine spannende Geschichte, weniger durch die durchaus vorhandenen Actionszenen, sondern eher durch die immer knapper werdende Zeit: Seine kaiserlichen Auftraggeber haben Falco Zeit bis zum Ende der Saturnalien gegeben. Sollte er das nicht einhalten können, geht nicht nur das beträchtliche Honorar flöten, sondern die früheren Verbindungen der Familie zu Veleda könnten auch die Karrieren aller Mitglieder beenden. Denn wieso sollte man noch jemandem sensible Aufgaben anvertrauen, dessen Familie mit einer Staatsfeindin sympathisiert?

Die eigentliche Kriminalgeschichte, also die Suche nach Veleda und vor allem die Klärung des Mordfalls, sind zwar stets präsent, aber selten im Zentrum. Der Mord wird sogar mehr durch Zufall als durch Falcos Ermittlungen gelöst und der Täter erst auf den letzten Seiten gestellt. Aber interessanterweise fällt das sehr viel weniger negativ auf als beim Vorgängerband. In beiden ist der Kriminalfall eng mit der "restlichen" Geschichte verwoben, aber diese ist in "Mord im Atrium" einfach deutlich besser.

Gleichzeitig kommt der für die Reihe typische Humor nicht zu kurz, im Gegenteil. Falco schnoddert sich in seiner gewohnten zynisch-flappsigen Liebenswürdigkeit durch die Geschichte, und die restlichen Charaktere sorgen durch ihre Exzentrik für reichlich Situationskomik. Dabei ist die Autorin nie auf platte Schenkelklopfer angewiesen, sie muss "nur" ihre Figuren aufeinandertreffen lassen. Wenn dann beispielsweise auf der feuchtfröhlichen Weihnachts-, ähm, Saturnalienfeier der Vigiles Oberspion Anacrites von einer mannsgroßen Rübe bedrängt wird, ist das einfach zum Kichern – speziell wenn man später erfährt, wer in dem Kostüm steckte.

Der in der Reihe stets präsente soziale Kommentar, der seit einigen Bänden in den Hintergrund getreten war, ist hier wieder stärker zu finden. Falco kommentiert einige Male die nicht nur aus dem alten Rom bekannte Situation, dass einige Einwohner des Imperiums kaum wissen, wohin mit ihrem Reichtum, während andere kaum wissen, ob sie den nächsten Tag überleben werden. Interessant sind auch die Einblicke in das medizinische Denken dieser Zeit, als Autopsien noch als schwerer Frevel angesehen wurden.

Für zu junge Leser ist "Mord im Atrium" nicht geeignet. Das liegt zum einen an der durchaus vorhandenen Gewalt, wenn etwa der rex nemorensis, der König des Hains auftritt. Das ist ein Priester der Göttin Diana, der zu seinem Amt kommt, indem er seinen Vorgänger überrascht und tötet. Ab diesem Zeitpunkt lebt er in ständiger Furcht vor seinem Nachfolger. Zum anderen werden die sozialen Ungerechtigkeiten schonungslos dargestellt, als Falco beispielsweise unter entlaufenen Sklaven ermittelt, die längst jede Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben aufgegeben haben.

Fazit:
"Mord im Atrium" zeigt nach dem schwächeren Vorgänger wieder alle Qualitäten der Reihe. Besonders langjährige Falco-Fans werden sich über viele Bezüge quer durch die Serie, in der dieser Roman immerhin Band 18 ist, freuen. Neuleser könnten sich inspiriert sehen, sich auch die vorherigen Bände zu besorgen.

Mord im Atrium - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Lindsey Davis
Mord im Atrium
Saturnalia

Übersetzer: Susanne Aeckerle
Erscheinungsjahr: 2011



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Knaur

Preis:
€ 9,99

ISBN:
978-3-426-50261-7

525 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Der Band zeigt wieder die Qualitäten, die dem Vorgänger fehlten
  • Ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern für langjährige Fans
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 23.07.2012
Kategorie: Historisches
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