Erebos
Story:
Eine seltsame DVD macht an Nicks Schule die Runde. Niemand
spricht offen darüber. Insbesondere Nichteingeweihte, wie er einer ist, werden
ignoriert und ausgegrenzt. Als er endlich eine solche Disc angeboten bekommt,
betritt er die Welt von Erebos. Die Regeln der Spiels sind denkbar einfach: Man
kann Erebos es nur einmal spielen, darf mit niemandem darüber sprechen und muss
beim Zocken allein sein. Nick ist sofort fasziniert von dem Game und seinem
Charakter Sarius, bietet die virtuelle Realität doch weit mehr als gewöhnliche
Videospiele: Es spricht mit ihm, prüft ihn und belohnt ihn, wenn er Aufträge
erfolgreich ausführt. Doch diese Aufgaben, die er von einem gelbäugigen Boten
erhält, betreffen nicht nur das Spiel. Er soll auch in der Realität Dinge für
Erebos erledigen. Als er aus dem Spiel fliegt, weil er sich weigert, einen
Menschen zu vergiften, beginnt er gemeinsam mit seinem Schwarm Emily und dem
exzentrischen Computerfreak Victor Nachforschungen über die Hintergründe von
Erebos anzustellen. Dabei stoßen sie auf ein schreckliches Geheimnis…
Meinung:
Mit „Erebos“ legte österreichische Autorin Ursula Poznanski
2010 erstmals ein Jugendbuch vor, nachdem sie zuvor bereits einige Kinderbücher
veröffentlicht hatte. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Das Buch
sahnte etliche Preise ab, darunter den „Deutscher Jugendliteraturpreis 2011“
und den „Goldenen Bücherwurm“. Zudem erscheint der Thriller in fast 30 Ländern,
die Filmrechte sicherte sich die deutsche Filmproduktionsgesellschaft „All In
Production“ und auch in den USA gibt es Interessenten für eine filmische
Umsetzung.
Die Geschichte um Nick, der nach und nach dem Online-Spiel
„Erebos“ verfällt, ist in England angesiedelt. Auf sehr fesselnde Weise
beschreibt die Autorin, wie er das Videospiel in die Hände bekommt und welche
Strapazen er ertragen muss, um im Spiel zu bleiben. Dazu überträgt ihm der
gelbäugige Bote, der alle Fäden in den Händen hält, immer wieder Aufträge, die
er unter anderem auch in der realen Welt erfüllen muss. Seien es nun Botengänge
oder das Nachspionieren eines fremden Geschäftsmannes – Nick muss diese
Aufgaben erfüllen, um seinen Charakter zu steigern. Zusätzlich erhält er auch
im realen Leben Belohnungen oder darf sich beim Kurier etwas wünschen.
Dabei wählt Ursula Poznanski nicht nur Nicks Perspektive,
sondern auch die seines Spielcharakters Sarius. Dies sorgt dafür, dass der
Leser sich noch besser in den Protagonisten hineinversetzen kann. Seine Sucht
wird greifbar und nachvollziehbar. Man erlebt Erebos mit all seinen Gefahren
und lernt die anderen Spielcharaktere kennen und grübelt sogar mit dem
Hauptcharakter, wer sich hinter den Figuren verbergen könnte.
Auch die Geschichte weiß zu fesseln. Bereits nach wenigen
Seiten ist man mitten im Geschehen. Genau wie bei dem Hauptcharakter fällt es
dem Leser schwer mit „Erebos“ aufzuhören und sich zu fragen, was sich dahinter
verbirgt. Man fiebert gemeinsam mit Nick, Emily und Victor dem Ende entgegen.
Dieses wirkt an einigen Stellen zwar ein wenig zu konstruiert, da eine solche
Technik wie in dem Buch beschrieben noch nicht existiert, doch der Roman bleibt
bis zur letzten Seite spannend und gut durchdacht.
Darüber hinaus behandelt die Autorin das Thema
Computerspiele und Suchtgefahr ohne mit erhobenem Zeigefinger darüber zu
urteilen, sondern überlässt es jedem am Ende selbst ein Urteil zu fällen. Sie
bietet lediglich einen interessanten Ansatz zum Diskutieren. Immerhin gibt es
einige Online-Rollenspiele, wie beispielsweise „World of Warcraft“ oder „Guilt
Wars“ die bereits jetzt in der Kritik stehen. Dass „Erebos“ in der Form zwar
nicht existiert, jedoch bei der momentanen Entwicklung der Branche durchaus
irgendwann umsetzbar wäre, wirkt beängstigend und faszinierend zugleich.
Ursula Poznanskis Stil ist sehr lebendig, fesselnd und
flüssig. Sie versteht es sowohl Action- und Kampfszenen zu beschreiben, als
auch die heutige Jugend mit all ihren Macken und Denkweisen einzufangen. Auf
diesem Weg vermittelt sie ein realistisches Bild, was in einem 16-Jährigen vor
sich geht, welche Gedanken und Gefühle in ihm vorherrschen. Seien es Nicks
Gefühle für Emily oder seine Sucht- und später Entzugserscheinungen, es gelingt
der Autorin ihren Hauptcharakter lebendig und überzeugend darzustellen.
Um die Spielsequenzen von den realistischen Szenen zu
trennen nutzt, die Autorin für Nicks Perspektive die erste Vergangenheitsform,
während Sarius Erlebnisse im Präsens geschildert werden. Dadurch wirken die
Spielszenen auf den Leser noch realer, da man sie, wie Nick, in Jetzt-Zeit
erlebt.
Fazit:
Mit „Erebos“ ist Ursula Poznanski ein mitreißender
Jugendthriller gelungen, der den Nerv der Zeit trifft. Die Charaktere sind sehr
gut durchdacht und nachvollziehbar, die Geschichte selbst ist bis auf einige
Schwächen ebenfalls überzeugend umgesetzt.
Wer Jugendbücher, Thriller und Computerspiele mag, sollte einen Blick
riskieren, ganz gleich ob man in die eigentliche Zielgruppe Jugendliche ab 14 gehört
oder nicht. Auch erwachsene Leser werden an „Erebos“ ihre Freude haben. Sehr zu
empfehlen.
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