Wildlife. Die besten Tierfotografien von National Geographic
Story:
Von den Wäldern der gemäßigten Breiten über Grasländer und Wüsten, die Ozeane und Tropenwälder bis zu den Polen: Auf 300 Seiten stellt dieser Bildband fünf wichtige Lebensräume in Text und ganz besonders Bild vor.
Meinung:
Aus dem Fotoarchiv der National Geographic Society könnte man vermutlich Dutzende sehenswerte Bildbände zusammenstellen, ohne sich auch nur einmal zu wiederholen. Tatsächlich wurde auch schon ein solcher Band an dieser Stelle besprochen, Die Kunst der Photographie in National Geographic. Auch "Wildlife" zeigt, dass das Magazin mit dem berühmten gelben Umschlag Maßstäbe im Bereich des Fotojournalismus gesetzt hat.
Entsprechend ist das Buch regelrecht randvoll mit Fotos. Direkt auf den Schmutztitel folgen fünf doppelseitige, prächtige Abbildungen, die mit den großen thematischen Einteilungen korrespondieren. Und den Abschluss, direkt vor Danksagung und Impressum, bildet ein schwimmender Eisbär. Dazwischen liegen viele, viele Fotos, die mindestens das Attribut "sehr gut" verdienen, bei vielen trifft auch "atemberaubend".
Gegliedert ist der Inhalt in fünf große Lebensräume: Die Wälder der gemäßigten Breiten, Grasländer und Wüsten, die Ozeane, die Tropenwälder sowie die Pole. Jeden Abschnitt begleitet ein mehrseitiger Text, der dem Leser den Lebensraum und seine Bewohner nahebringt, sowie stellvertretend einen Naturfotografen vorstellt, der sich besonders mit der jeweiligen Region befasst hat. Den Anfang macht eine kurze Einführung in die Naturfotografie im Allgemeinen und im National Geographic im Besonderen.
Die Texte sind gut geschrieben und könnten auch ohne weiteres in einer Ausgabe des berühmten Magazins auftauchen. Über weite Strecken fühlen sie sich jedoch etwas einseitig positiv an, wie Werbetexte für den jeweiligen Lebensraum und seine Tiere – und natürlich für die National Geographic Society. Das Buch gleitet nie in reine Lobhudelei ab, und auch negative Aspekte werden erwähnt, aber man merkt doch das Wohlwollen, mit dem sie offenbar geschrieben wurden. Sie sollen die Leser für die Natur begeistern und von der Notwendigkeit, die Welt um uns herum zu schützen, überzeugen. Das ist alles andere als ein verwerfliches Ziel, aber gelegentlich fällt die "Werbung" einfach ins Auge. Biologische Fachtexte sollte man nicht erwarten, es herrscht eher ein Reportagestil vor.
Quantitativ wie qualitativ bleiben jedoch die Fotos das Herzstück des Buchs. Der Band lässt den Abbildungen den nötigen Raum, so dass diese wirken können. Viele Bilder werden auf ganzen Doppelseiten gezeigt. Selbst wenn man sich so überhaupt nicht für die Natur und ihren Schutz interessierte, die Fotos rechtfertigen den Kauf dieses Buchs allemal. Zu jedem Bild gibt es eine kurze Angabe, welches Tier gerade zu sehen ist und wo ungefähr auf der Welt die Aufnahme gemacht wurde. Hier würde man sich manchmal nähere Informationen wünschen, aber der oben skizzierte Intention des Buches genügen Beschreibungen wie "Diamantklapperschlange. Florida, USA" oder "Meergrundel auf dem Mantel einer Riesenmuschel, Pazifischer Ozean". Ansatzpunkte für die weitere Lektüre muss der Leser andern Orts suchen.
Herausgegeben wurde "Wildlife" von John G. Mitchell. Der Journalist und Umweltaktivist war über Jahre an dem beteiligt, was er hier präsentiert, an den "besten Tierfotografien von National Geographic": Von 1994 bis 2004 war er bei dem Magazin als Redakteur tätig. 2007 starb Mitchell im Alter von 75 Jahren. Unter den beteiligten Fotografen finden sich große Namen wie Frans Lanting, Chris Johns, Flip Nicklin oder Bill Curtsinger.
Fazit:
Dem Bildband gelingt das, was er anstrebt, in hervorragender Weise: Auf 300 Seiten werden dem Leser faszinierende Fotos von Tieren aus den wichtigsten Lebensräumen präsentiert. Insbesondere bei den begleitenden Texten wird der Hintergedanke – den Schutz der Tiere und ihrer Lebenräume und ein Stück weit auch die National Geographic Society zu propagieren – gelegentlich etwas zu deutlich. An anderen Stellen hätte man sich ausführlichere Informationen über die abgebildeten Tiere gewünscht. Aber allein die großformatigen Bilder dürften für viele Kaufgrund genug sein.
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John G. Mitchell (Hrsg.)
Wildlife. Die besten Tierfotografien von National Geographic
The Wildlife Photographs
Übersetzer: Dr. Eva Dempewolf
Erscheinungsjahr: 2001
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
National Geographic Deutschland
ISBN: 3-934385-36-2
304 Seiten
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