Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6
Story:
Mercy Thompson hat geheiratet. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Adam macht sie sich auf eine Hochzeitsreise an den Columbia River. Doch schon bald gerät sie erneut in die Geschäfte der Fae, als eine uralte Kreatur erwacht und es Tote gibt. Um diese Kreatur zu bekämpfen, muss sie mehr über ihre Familie erfahren.
Meinung:
Ist dies der Beginn eines neuen Trends im Urban Fantasy-Genre? Das die Protagonistinnen feste Bindungen eingehen? Man könnte glatt der Meinung sein, denn nun bringt Patricia Briggs ihre Protagonistin Mercy Thompson unter die Haube. Für die Serie stellt "Siegel der Nacht" daher eine radikale Abwendung des bislang bekannten Handlungsschemas dar.
Eigentlich fängt alles an, wie üblich. Mercy macht sich Sorgen um ihre Freund Stefan, der immer noch von den Ereignissen aus Zeit der Jäger angeschlagen ist. Eine Situation, die seiner Menagerie nicht gut bekommt. Doch sie kümmert sich um ihn und versucht ihm auf die Beine zu helfen. Gleichzeitig hat ihre Beziehung zu Adam, dem Werwolf-Alpha des örtlichen Rudels, die nächste Stufe erreicht. Als sie mitkriegt, dass ihre Mutter eine riesige Hochzeit plant, will sie mit ihm durchbrennen. Doch vorher will sie ihn heiraten. Was exakt dem Plan entspricht, den ihre Mama hatte.
Es kommt zu Vermählung und ehe einige Freunde des Paars auf dumme Gedanken kommen, machen sich beide auf den Weg zur ihrer Hochzeitsreise. Diese führt sie an den Columbia River mitten im ländlichen Amerika. Doch schon bald müssen beide feststellen, dass an dem Fluss etwas Uraltes, Böses erwacht ist. Etwas, was Menschen tötet. Und Mercy selbst ist die einzige, die es aufhalten kann. Doch dazu muss sie mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Und schon bald trifft sie jemanden, der ihr dabei helfen kann. Kojote, der Listenreiche, unterstützt sie, gemeinsam mit den anderen Geistern. Reicht dies aus, um zu siegen?
"Siegel der Nacht" ist ein ungewöhnlicher Roman. Dies liegt unter anderem daran, dass zum ersten Mal die Handlung außerhalb der TriCorners stattfindet und die obligatorischen Gestalten, wie der Vampir Stefan, nur kurz zu Beginn auftauchen. Stattdessen präsentiert die Autorin eine Geschichte, die sich viel mit indianischer Folklore beschäftigt. Das Ergebnis ist ein Buch, welches ein wahrer Pageturner ist.
Das wird schon zu Beginn an klar. Innerhalb weniger Seiten schreibt sie nicht nur den Subplot mit Stefan und seinen Problemen fort, sondern präsentiert dem Leser auch eine wunderschöne Hochzeit, in der viele alte Bekannte auftauchen. Viel Handlung auf wenig Seiten. Und trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass es forciert wirkt oder gehetzt. Im Gegenteil: Es wirkt schon fast wie ein Bruch, als das junge Ehepaar sich auf den Weg macht.
Was dann folgt ist nicht weniger gelungen. Die Autorin kümmert sich zuerst um Mercys Vergangenheit. Man erfährt mehr über ihren Vater und in welcher Beziehung sie zu Kojote, dem Tiergeist steht. Hier sorgt sie für einige Überraschungen, die aber auch diverse Aspekte der Titelheldin als Walker erklären.
Und dann ist da noch die uralte Kreatur, die Menschen tötet. Und hier dreht Patricia Briggs die Spannungsschraube bis zum Anschlag. Eine Gänsehaut durchfährt einen, wenn man in einer besonders gelungenen Szene liest, wie das Monster Mercy daran teilhaben lässt, wie es eine Familie mit Kindern in den Fluss lockt und umbringt. Dieser eine Handlungsabschnitt nimmt einen emotional sehr mit.
Doch nicht nur Mercy profitiert von dem Buch, sondern auch Adam Hauptman. Jetzt, wo er mit ihr verheiratet ist, wirkt er ruhiger, gesetzter. Und man merkt, dass es eine Beziehung von gegenseitigem Respekt ist. Denn er würde sich ihr nie in den Weg stellen, sondern unterstützt sie, so gut er kann. Zu lesen, wie beide miteinander umgehen, trägt auch dazu bei, dass man den Roman nur dann zur Seite legt, wenn man ihn beglückt durchgelesen hat.
Noch ein paar Worte zum Cover: Heyne hat sich für diese Ausgabe entschlossen, sich bei der Coverabbildung an der amerikanischen Vorlage zu orientieren. Damit brechen sie natürlich mit den Darstellungen der vorherigen Bücher. Doch um ehrlich zu sein ist dies nicht weiter tragisch. Waren die vorherigen Abbildungen eher nichtssagend, ist es in diesem Fall vollkommen anders. Wenn der Verlag auch bei zukünftigen Ausgaben diesen neuen Standard einhält, kann man sich auf einiges gefasst machen.
"Siegel der Nacht" ist nicht nur eine gelungene Fortsetzung der "Mercy Thompson"-Reihe, sondern ein super Roman. Ein echter "Klassiker", den man sich unbedingt kaufen sollte.
Fazit:
Mit "Siegel der Nacht" schreibt Patricia Briggs den sechsten Band ihrer "Mercy Thompson"-Serie. Dabei verlässt die die bislang bekannten Pfade der Reihe und wendet sich sozusagen neuen Ufern zu. So heiratet Mercy endlich ihre Liebe Adam und erlebt mit ihm ein spannendes Abenteuer. Man kann den Roman erst dann zur Seite legen, wenn man durch ist. Die Handlung nimmt einen mit, weil sie mit den Emotionen Achterbahn fährt. Grandios!
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