Zeit der Jäger - Mercy Thompson 04
Story:
Mercy erholt sich gerade von den Auswirkungen ihres letzten Abenteuers, als bereits ein neues Problem auftaucht. Stefan, der Vampir mit dem sie befreundet ist, taucht vollkommen verhungert auf und so erfährt sie, dass Marsilia, Herrin der örtlichen Blutsauger, hinter ihr her ist, da sie vor einiger Zeit einen ihrer Untergebenen umgebracht hat. Da kommt das Wiedersehen mit einer alten College-Freundin gerade recht. Denn diese bittet sie um Hilfe, da Geister ihren Sohn quälen. Doch ohne es zu ahnen, gerät Mercy so in eine gefährliche Situation, die vielleicht sogar ihr Leben beenden kann.
Meinung:
Mit "Zeit der Jäger" konzentriert sich Patricia Briggs nach "Bann des Blutes" erneut auf die Vampire. Dabei versucht sie den Blutsaugern neue Aspekte abzugewinnen, indem sie enthüllt, dass jeder von ihnen über eine besondere Gabe verfügt. Bei Stefan, dem Freund von Mercy Thompson, ist es beispielsweise die Fähigkeit, sich und andere zu teleportieren.
Gleichzeitig ist der Roman allerdings auch der bislang hierzulande aktuellste. Band 5 "Zeichen des Silbers" wird im Januar erscheinen, womit die Serie auch hier in Deutschland auf demselben Stand wäre, wie in den USA.
Inhaltlich setzt die Geschichte genau da an, wo "Spur der Nacht" aufgehört hat. Nach den Erlebnissen des letzten Bandes ist die Automechanikerin Mercy jetzt endgültig mit dem Alpha Adam zusammen. Doch die traute Zweisamkeit der beiden wird durch die plötzliche Ankunft von Stefan gestört. Dieser ist vollkommen ausgehungert und muss erst durch die Blutspenden der Werwölfe aufgepäppelt werden. Einigermaßen wiederhergestellt erzählt er Mercy davon, dass Marsilla, die Herrin der Vampire der Tri-Cities, herausgefunden hat, dass die toughe Mechanikerin, einen ihrer Schützlinge vernichtet hat. Daher hat die oberste Blutsaugerin sie für vogelfrei erklärt, und die Menagerie von Stefan, ihrem einzigen Freund unter den Untoten, als Warnung ausgelöscht. Doch sollte Mercy von den Blutsaugern umgebracht werden, würde es zum Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen kommen, was auch der Grund dafür ist, dass Adam mit Marsilia verhandeln will. So lange soll seine Gefährtin verschwinden. Da trifft es sich gut, dass eine ehemalige College-Freundin sie um Hilfe bittet. Sie weiß, dass Mercy als Walker fähig ist, Geister zu sehen. Und solche Wesen terrorisieren ihre Familie. Und so willigt Mercy ein, und macht sich begleitet von Stefan auf den Weg. Doch kaum angekommen, muss sie schnell feststellen, dass etwas nicht stimmt. Denn der Bekannte der Familie ihrer Freundin, Blackwood, ist ebenfalls ein Vampir. Nur, dass er fähig ist, auch tagsüber aktiv zu sein.
Eigentlich würde es sich ja anbieten, die neue Situation von Mercy in den Handlungsmittelpunkt zu stellen. Doch dies tut Patricia Briggs nicht, sondern schreibt Adam und die Werwölfe elegant aus der Handlung. Sie tauchen zwar immer wieder mal auf, doch ist ihr Beitrag zum Plot eher überschaubar.
Stattdessen muss Mercy alleine mit Stefan die Handlung tragen, was nur bedingt gelingt. Denn Patrica Briggs Heldin agiert leider wie eine blutige Anfängerin und kann eine offensichtliche Falle nicht erkennen. Schon von dem Moment an, wo ihre ehemalige Freundin auftaucht, und sie bittet, sich um Geister zu kümmern, ist eigentlich schon klar, dass hier etwas nicht stimmt. Denn, woher will sie von der Gabe eines Walkers wissen? Die nachgereichte Erklärung, dass sie es auf Grund einer einzigen, betrunkenen Aussage der Mechanikerin weiß, verstärkt den Argwohn noch. Die Lüge ist zu offensichtlich, nur dass die Protagonistin sie erst dann erkennt, als es schon fast zu spät ist. Und diese Arglosigkeit ist untypisch für sie, die sonst immer recht früh eine Ahnung hat, dass etwas nicht stimmt.
Dies ist eigentlich schade, denn durch die Neuentdeckung der individuellen Fähigkeiten der Vampire erlangt die Handlung eine gewisse Würze. Sei es Stefans Gabe der Teleportation, oder das Geheimnis hinter Blackwoods Aktivitäten am Tag, was einem Vampir eigentlich unmöglich ist, dadurch wird die Handlung abwechslungsreich gestaltet.
Doch nicht nur deswegen ist der erneute Blick der Autorin auf die Blutsauger so gelungen, sondern auch, weil es ihr einmal mehr gelingt, sie als unmenschlich darzustellen. Ihre Motive und Aktionen, besonders von Marsilia, lassen sich von den Protagonisten und damit auch den Lesern nicht nachvollziehen.
Fazit:
Mit "Zeit der Jäger" hat Patricia Briggs den bislang schwächsten "Mercy Thompson"-Roman geschrieben. Denn vollkommen untypisch für die Protagonistin bleibt sie viel zu lange arglos, was die wahre Bedrohung angeht. Und dies ist eher untypisch für sie. Besser gelungen ist der erneute Blick auf die Vampire, die sich einmal mehr als unmenschlich erweisen.
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