Dark Future: Herz aus Eis
Story:
Gegen Ende des 21. Jahrhunderts hat es die Menschheit geschafft: Die Erde ist zerstört. Zurückgeblieben ist größtenteils eine rauhe Eiswüste, in der das Überleben schwer ist. Raina Bowen ist eine Truckerin, die an einem Wettrennen teilnimmt. Dem Sieger winkt jede Menge Geld. Doch unterwegs lernt sie den geheimnisvollen und verführerischen Wizard kennen. Und dadurch ändern sich schlagartig ihre Ziele.
Meinung:
Nachdem das Romantic Fantasy-Genre langsam aus der Mode kommt, satteln viele Autoren um. Der neuste Trend sind dystopische Romane, die in einer Zeit spielen, in der es der Menschheit dreckig geht. Auch Eve Kenin schreibt solche Bücher. Ihr erste Roman "Dark Future: Herz aus Eis" ist jetzt bei Knaur erschienen.
Dabei handelt es sich Frau Kenin in Wahrheit um ein Pseudonym von Eve Silver. Sie ist in den USA vor allem für ihre historischen Mystery-Romane bekannt, hat allerdings auch paranormale Geschichten geschrieben. Sie lebt aktuell gemeinsam mit ihren Ehemann und drei Hunden.
Auf den eisigen Straßen der Erde ist Raina Bowen eine Legende. Sie ist zum einen eine Frau und zum anderen eine nicht zu unterschätzende Truckerin. Ihr neustes Ziel ist der Gewinn eines Wettrennens. Es gilt eine Ladung Getreide im hohen Norden abzuliefern. Doch der Highway, den sie dafür nehmen muss, gehört Janson Transport. Und die achten peinlichst darauf, wer die Straße befahren darf und wer nicht. Also wartet sie zu Beginn des Buches auf Wizard, der ihr eine Lizenz beschaffen soll.
Doch als er dann endlich kommt, löst er eine Kette an unvorhergesehenen Ereignissen auf. Plötzlich muss Raina feststellen, dass sie in Wahrheit Waffen transportiert. Also will sie diese den Rebellen verkaufen. Gleichzeitig fühlt sie sich immer mehr zu Wizard hingezogen. Sie findet ihn attraktiv, und er sie auch. Wäre da nur nicht seine roboterhafte Art und Weise, mit der Daten und Fakten ausspuckt sowie seine Gefühlskälte. Und als ob dies nicht noch schlimm genug wäre, muss sie erfahren, dass Duncan Bane sie verfolgt. Ein Mann aus ihrer Vergangenheit, der nichts lieber tun würde als sie umzubringen.
Es gelingt Eve Kenin sehr gut, ihre Protagonistin Raina Bowen sowohl tough, als auch weiblich darzustellen. Eine schwierige Balance, die sie perfekt meistert. Was die Truckerin auszeichnet ist, dass sie ein Herz für die Schwächeren und Unterlegenen hat. Das zeigt sich besonders deutlich, als sie das erste Mal Wizard begegnet. Jener ist gerade dabei, sich mit den Janson-Truckern anzulegen, als sie ihn rettet und sich schließlich in ihn verliebt.
Auch Wizard selbst ist eine interessante Figur. Er und seine Geschwister wurden von einem Computer großgezogen, was sich daran bemerkbar macht, dass er extrem logisch und gefühlskalt agiert. Doch Rainas Einfluss macht sich langsam bemerkbar, und er beginnt sozusagen aufzutauen. Es ist faszinierend, wie er versucht, mit seiner tumultuösen Gefühlswelt klar zu kommen und als er sich seiner Liebe der Truckerin gegenüber klar wird.
Leider hält sich Frau Kenin nicht lange damit auf, ihre Welt zu erklären. Man wird mitten rein geworfen, erhält ein paar Erklärungen, die allerdings nicht wirklich zufriedenstellen. Es verlangt einen nach mehr, besonders nach Details. So erhält man beispielsweise keine Angaben, wie groß die Trucks denn jetzt sind. Man kann vermuten, dass sie riesig sind, besonders angesichts der Fahrerkabine von Raina. Doch genaueres erfährt man leider nicht.
Auch betont die Autorin gerade im ersten Drittel des Romans viel zur Wizards muskulösen Körper. Alle paar Seiten findet man eine detaillierte Darstellung desselbigen, was auf Dauer ermüdet. Etwas mehr Abwechslung wäre nett gewesen.
Ebenso muss man auch bemängeln, dass Duncan Bane für einen Gegenspieler sehr farblos bleibt. Man erfährt nicht viel über ihn: Er ist ein Tyrann, plant im Voraus und agiert dennoch impulsiv. Und er will Rache an Raina nehmen, die ihm als Kind ein Auge gekostet hat. Darüber hinaus erfährt man nichts. Seine Vergangenheit wird nur angedeutet, so dass diese Figur auch keine Tiefe erhält.
Am Ende ist es ein Buch "Nur für Fans" des Romantic Genres. Für einen dystopischen Roman ist der Titel enttäuschend.
Fazit:
"Dark Future: Herz aus Eis" ist das Deutschland-Debüt der Autorin Eve Kenin. Sie schildert darin eine dystopische Zukunft, in der die Erde nahezu ganz von Eis bedeckt ist. Ihre Protagonisten werden von ihr gut charakterisiert. Besonders ihre Heldin Raina ist sowohl tough als auch weiblich. Leider begnügt sich die Schriftstellerin nur mit oberflächlichen Erklärungen, um ihre Welt darzustellen. Auch konzentriert sie sich bei der Charakterisierung ihres Helden Wizards anfänglich viel zu sehr auf seinen muskulösen Körper. Und der Gegenspieler Duncan Bane bleibt flach und ein blasser Schurke.
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