Das große Loriot Buch
Story:
Fast 600 Seiten Knollennasenmännchen: Das große Loriot Buch bietet "gesammelte Geschichten in Wort und Bild". Von der Wahl des Eigenheims über das angebrachte Verhalten bei Empfängen oder im Urlaub bis zur Partnerwerbung erhält der Leser wertvolle Hinweise, wie sich der distinguierte Herr und die vornehme Dame verhalten.
Meinung:
Gutes verträgt auch mal eine Wiederholung. "Das große Loriot Buch" erschien erstmals 1998 und enthält alle Texte und Zeichnungen aus den Bänden "Loriot's Großer Ratgeber" und "Loriot's Heile Welt". Der Inhalt ist also nicht unbedingt taufrisch, aber Loriots Arbeiten sind wie guter Rotwein – man kann sie im Zweifel auch nach Jahrhunderten noch ohne Reue genießen.
Der allergrößte Teil der fast 600 Seiten ist mit je einer oder zwei Zeichnungen und jeweils einer kurzen Bildunterschrift gefüllt. Längere Texte gibt es auch, sie stellen aber die Ausnahme dar. Und insbesondere die Zeichnungen in der ersten Hälfte des Buches zeigen, dass Loriot gar nicht immer so harmlos ist wie viele glauben. Die Kombination aus dem eigentlich völlig unmöglichen Benehmen im Bild und einem Text, der dieses Verhalten als vorbildlich hinstellt, ist mitunter ziemlich bissig. Da wird etwa empfohlen, sich im Theater nicht durch vollbesetzte Reihen zum eigenen Platz zu drängeln. Ohne die üblichen Belästigungen geht es, wenn man die Sitze einfach mitsamt der darauf Sitzenden nach oben klappt... Der Kauf von Kleidungsstücken aus Wolle wiederum ist Vertrauenssache, weshalb die kluge Hausfrau sich mit der Brennprobe vor Enttäuschungen schützt. Verkohlt das ins Auge gefasste Stück langsam anstatt mit einer Stichflamme zu verbrennen, dann handelte es sich um gute Qualität.
Nicht alle Zeichnungen haben diese Prise versteckter Bösartigkeit, aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind ausgesprochen lustig. Totalausfälle, die gar nicht "funktionieren" findet man überhaupt nicht, und auch Witze minderer Qualität muss man mit der Lupe suchen. Das ist, wenn der Name Loriot draufsteht, auch kaum anders zu erwarten, seine Qualität ist bekannt. Wie man die einzelne Pointe findet, ist natürlich vom persönlichen Geschmack abhängig, aber wer mit Loriots Art von Humor generell etwas anfangen kann, wird hier reichlich versorgt.
Da allerdings selbst die beste Qualität in zu großer Quantität zur Übersättigung führen kann, eignet sich "Das große Loriot Buch" weniger dazu, am Stück von vorne bis hinten gelesen zu werden. Stattdessen werden viele Leser den Band wohl immer wieder mal aus dem Regal nehmen und ein paar Seiten schmökern, oder man zeigt einem Besucher eine gerade besonders passende Pointe. Überhaupt eignet sich das Buch gut zum Vorzeigen. Der Diogenes Verlag hat Loriots Werken genügend Raum zum Wirken gegeben, und ein verschnörkelter Rahmen um jede Seite bildet einen angemessenen, nun, Rahmen. Die Verarbeitung des Hardcovers macht einen sehr soliden Eindruck, auch häufiges Aufschlagen sollte so schnell keine Gebrauchsspuren hinterlassen. Der geneigte Leser braucht sich also nicht zurückzuhalten.
Mit dem Geburtstagsband Loriot, der sich aktuell ebenfalls wieder in vielen Buchhandlung findet, gibt es nur wenige Überschneidungen. Wer also den einen bereits besitzt, kann sich ohne weiteres auch den anderen zulegen – oder beispielsweise zu Weihnachten schenken lassen.
Fazit:
Fast 600 Seiten gewohnte Loriot-Qualität in einem schönen Hardcover-Band, so mancher Leser wird hier fündig werden: Zum Verschenken, zum Sich-schenken-lassen oder schlicht zum selbst Genießen. Da stört es auch nicht wirklich, dass "Das große Loriot Buch" bereits im alten Jahrhundert schon einmal erschien und den Inhalt zweier noch älterer Bände zusammenfasst.
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Loriot
Das große Loriot Buch
Erscheinungsjahr: 2011
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Diogenes
Preis: € 19,90
ISBN: 978-3-257-02068-7
597 Seiten
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