Eona - Drachentochter
Story:
12 Drachen beschützen das Reich der Himmlischen Drachen. Durch die sogenannten "Drachenaugen", Menschen die ihre Energie aufnehmen und lenken, ist es ihnen möglich bei bestimmten Gelegenheiten einzugreifen. Dabei wird die Herrschaft im Drachenrat reihum weitergegeben. Auch jetzt ist es wieder soweit, zwölf Anwärter warten darauf, von dem diesjährigen regierenden Drachen als Lehrling genommen zu werden. Darunter auch Eon, der jedoch eher wenig Chancen hat. Doch dann geschieht das Unerwartete: Denn der legendäre Spiegeldrache kehrt zurück und erwählt ausgerechnet diesen Jungen mit der verkrüppelten Hüfte. Und so wird Eon in eine Position geworfen, in der er viel Macht hat, aber auch scharf aufpassen muss. Denn er verbirgt ein Geheimnis: Er ist in Wirklichkeit Eona, ein Mädchen. Und jenen ist es verboten, Drachenmagie auszuüben.
Meinung:
Alison Goodman wurde in Australien geboren und lebt auch heute noch dort. Ihr 1998 erschiener Debüt-Roman "Singing the Dogstar Blues", der hierzulande unter dem Titel "Galaxy Blues" herauskam, ist preisgekrönt. Ihr nächstes Buch erschien erst 2007 und wurde in Deutschland nicht publiziert. Anders hingegen ihr drittes Werk.
"Eona - Drachentochter" ist der Auftakt zu einer zweiteiligen Roman-Reihe, der mit "Eona- Das letzte Drachenauge" abgeschlossen wird. Das Buch erschien ursprünglich im cbj Verlag in gebundener Form und erlebt jetzt bei Blanvalet die Neuauflage im Taschenbuch-Format.
"Eona" spielt in einer Welt, die stark an das mittelalterliche China erinnert. Der alte Kaiser ist krank und sein junger Prinz noch nicht bereit, die Nachfolge anzutreten. Der Kriegsherr Lord Sethon giert nach dem Thron und will alles unternehmen, um ihn zu erlangen. Doch dafür braucht er die Unterstützung der Drachenaugen, den Vertretern der mythischen Beschützer des Landes. Zwölf Drachen gibt es, ein jeder benannt nach einer bestimmten Tierart und assoziiert mit einer Himmelsrichtung und einer Farbe. Zu jedem Neujahr werden zwölf Jungen ausgewählt, von denen der neue herrschende Drache sich einen auswählt. Dieser dient dann dem herrschenden Drachenauge als Lehrling und übernimmt, sobald dieser nach Ablauf des Jahres zurückgetreten ist, dessen Funktion. Dieses Jahr gehört auch Eon dazu, ein Junge mit einer verkrüppelten Hüfte. Er kann alle Drachen sehen, eine besondere Gabe, die nicht jeder hat.
Doch dann passiert bei der Zeremonie das Außergewöhnliche: Der Spiegeldrache kehrt nach über 500 Jahren zurück, und er erwählt ausgerechnet Eon. Damit wird er automatisch zu einem Drachenauge und sitzt neben Lord Ido, dem Rattendrachenauge im Drachenrat. Er wird so in eine Welt voller Intrigen und Lug und Trug geworfen und muss streng darauf aufpassen, dass keiner hinter sein wahres Geheimnis kommt: Denn er ist in Wahrheit eine sie. Eona ist ihr wirklicher Name, und eigentlich ist es Frauen und Mädchen verboten, Drachenmagie auszuüben. So kämpft dieses Mädchen gleichzeitig an zwei Fronten: Zum einen muss sie verhindern, dass ihr Geheimnis herauskommt, und zum anderen muss sie herauskriegen, was sie kann. Denn der Spiegeldrache schweigt und Lord Ido, der den Drachenrat auf die Seite von Lord Sethon ziehen möchte, scheint etwas zu ahnen.
Nachdem ihr Roman zu Ende ist, wendet sich Alison Goodman an ihre Leser und berichtet darüber, wie sehr die alte chinesische Kultur ihre Darstellung des Reiches der himmlischen Drachen beeinflusst hat. Und dies merkt man dem Buch auch im positiven Sinne an. Die Darstellung wirkt äußerst stimmig und glaubwürdig. Es ist eine bizarre Welt, voller merkwürdiger Rituale und Angewohnheiten. Schon von Anfang an wird man von ihr in den Bann gezogen.
Wer bei diesem Buch eine Darstellung von Drachen im herkömmlichen Sinne erwartet, der dürfte enttäuscht sein. In dem Roman sind es ätherische Wesen, die für das nackte Auge unsichtbar sind und nur von einigen wenigen erkannt werden können. Dadurch wird auch klar, dass es sich bei ihnen nicht um feuerspeiende Kreaturen handelt, auch wenn es ihnen möglich ist, die Elemente zu manipulieren. Vielmehr ermöglichen sie es ihrem jeweiligen Drachenauge, das eigene Hua, Energiekanäle im Inneren des Körpers, zu lenken, wodurch diese so die Gaben dieser Wesen ausüben können.
Leider braucht der Roman, um in die Gänge zu kommen. Die Autorin versucht einiges an Drama aus der Tatsache zu ziehen, dass der Spiegeldrache zwar mit Eona verschmolzen ist, sie ihn jedoch kaum spüren und benutzen kann. Dies ist insofern dramatisch, als dass sie bald eine Prüfung erwartet, bei der sie unbedingt die Gaben dieses Wesens benötigt. Dabei ist der Grund für dieses Phänomen eigentlich naheliegend und wird von dem Leser sofort erkannt. Leider vergeht ein Großteil der Geschichte, ehe auch die Protagonistin endlich hinter die Ursache kommt. Bis dahin versucht sie alles Mögliche, um an die Fähigkeiten ihres Partners zu kommen.
Dabei ist das Ärgerliche, dass der entscheidende Impuls zu Handeln fast nie von Eona selbst kommt. Fast immer ist sie von Figuren umgeben, die sie unterstützen beziehungsweise für sie die Entscheidung fällen. Dadurch wirkt der Charakter schrecklich unselbstständig, was sich genauso wie die große Erkenntnis, erst im letzten Drittel des Buches ändert. Doch dann ist es schon zu spät, und man hat als Leser das Interesse verloren.
Auch ist es schade, dass die Autorin sehr viel Potential damit verschenkt, dass sie Eona nie einen Fehltritt erlaubt. Perfekt schafft das neue Drachenauge die alltäglichen Abläufe im Palast, ohne das Zweifel daran aufkommen, dass sie eigentlich kein Junge ist sondern ein Mädchen. Sicherlich hilft dabei auch die Erklärung, dass sie sich als Eunuch ausgibt, doch würde man sich ein wenig mehr Spannung dadurch erhoffen, dass die Protagonistin sich den einen oder anderen Fehltritt erlaubt.
"Für zwischendurch" ist das Buch sicherlich das Richtige, doch darüber hinaus bleibt einem nur die Hoffnung, dass die Fortsetzung es besser macht.
Fazit:
In "Eona - Drachentochter" erzählt die Autorin Alison Goodman von der gleichnamigen Titelheldin, die plötzlich mit dem Spiegeldrachen verschmilzt. Die Darstellung des Handlungsortes und dieser Wesen ist stark chinesisch geprägt und weiß zu gefallen. Anders sieht es jedoch mit der Handlung selbst aus, die erst sehr spät richtig Fahrt aufnimmt. Dies liegt zum Teil auch daran, dass Eona das Naheliegendste nicht sofort erkennt, sondern nach anderen Methoden sucht, um Kontakt mit dem Drachendrachen aufzunehmen. Für den Leser ist dies eher unverständlich, und schon bald langweilt er sich, weil dieser Charakter auch schrecklich unselbstständig wirkt.
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