Lexikon der Mythologie
Story:
Gerhard J. Bellinger stellt in über 3.000 kurzen Artikeln Figuren, Orte und andere Begriffe aus den Mythologien von 230 Völkern und Gemeinschaften dar. Von "Aa" (eine Schreibweise der akkadischen Göttin Aja) bis " Zyklopen" erfährt der Leser viel Wissenswertes über Vorstellungen, die bis heute unser Denken prägen.
Meinung:
Wohl seit Anbeginn der Zeiten haben die Menschen versucht, sich ihre Welt zu erklären. Über die Zeit haben sich diese Erzählungen in Mythen verwandelt. In ihnen agieren Götter und Helden, sie bieten eine Erklärung für die unterschiedlichen Lebensweisen der Menschen, aber auch für allgemeine Phänomene wie Geburt, Tod oder Liebe an. Der Theologe Gerhard J. Bellinger, der unter anderem über lange Jahre an der Technischen Universität Dortmund lehrte, gibt in seinem "Lexikon der Mythologie" einen Überblick über die Mythen der Menschheit.
In mehr als 3.000 kurzen Artikeln stellt der Autor mythische Figuren, Orte, Konzepte und andere einschlägige Begriffe vor. Dabei widmet er sich längst nicht nur den antiken Mythen, die den meisten vertraut sein werden und sich mit Namen wie Zeus, Athene oder Eros verbinden. Man findet, um ein paar willkürlich herausgegriffene Beispiele zu nennen, ebenso Umveliqangi, den Himmels- und Schöpfergott der Zulu wie den shintoistischen Glücksgott Jurojin oder das Konzept der Jungfrauengeburt. Insgesamt kann sich der Leser über Mythen aus der Vorstellungswelt von 230 Völkern und Gemeinschaften informieren, bis hin zu unserer heutigen Gesellschaft, die mit Einträgen wie "Superman" oder "UFO" vertreten ist. Wie weit unser heutiges Denken noch von Mythen geprägt ist, zeigt auch der Eintrag zur Rolle der Mythen in der Umgangssprache. Dort werden fast 800 Begriffe aufgelistet, von der "Archillesferse" über "Erbsünde" und "Troll" bis zu "zyklopisch".
Die einzelnen Artikel sind von sehr unterschiedlicher Länge, von wenigen Zeilen bis zu über einer Seite. Sie können naturgemäß nicht erschöpfend über ihren jeweiligen Gegenstand Auskunft geben, fassen aber die wichtigsten Informationen zusammen und können als Ausgangspunkt für die weitergehende Lektüre in anderen Werken dienen. Sprachlich kann man von knappen Informationstexten keine Wunder erwarten, aber Bellinger schafft es, wissenschaftliche Exaktheit auf auch für interessierte Laien verständlichem Niveau in einen ansprechenden Duktus zu gießen. Und obwohl ein Lexikon nicht zur durchgehenden Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite angelegt ist, wird sich so mancher am Thema interessierte Leser dabei ertappen, wie er das "Lexikon der Mythologie" aufs Geratewohl aufschlägt und einfach mal etwas schmökert. Dazu tragen insbesondere die reichlich eingeflochtenen Querverweise bei.
Fazit:
Das "Lexikon der Mythologie" bietet für am Thema interessierte Leser eine reichhaltige Fundgrube, die weit über die "üblichen Verdächtigen" aus dem griechisch-römischen und christlichen Fundus hinausgeht. Über 3.000 Artikel aus der Mythologie von 230 Völkern und Gemeinschaften laden nicht nur zum gezielten Nachschlagen, sondern durchaus zum Schmökern und Entdecken ein.
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Gerhard J. Bellinger
Lexikon der Mythologie
Erscheinungsjahr: 1997
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Bechtermünz Verlag
ISBN: 3-86047-500-2
552 Seiten
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