Farlander - Der Pfad des Kriegers
Story:
Ash ist einer der gefürchteten Röschun - einer Art Assassinen-Gilde. Eine lange, geheime Ausbildung und besondere Fähigkeiten machen diese Kriegermönche zu beinahe unüberwindlichen Rächern. Für den alternden Kämpfer wird es Zeit einen Lehrjungen zu finden, wenn er sein Wissen weitergeben möchte und das sollte er, denn er ist der Beste. Nico fristet auf sich allein gestellt in den Straßen von Khos ein karges Leben. Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten kreuzen sich die Wege dieser beiden und für den Jungen beginnt die Ausbildung zum Krieger-Mönch.
Das Heilige Reich von Mhann droht alle Länder um das Meer von Midéres unter seiner, von einem fanatischen Kult geführten Diktatur zu ersticken. Durch eine unbedachte Handlung des Kronerben werden die Röschun in die politischen Machenschaften des Reiches verwickelt und eine Vendetta führt Sie bis in das Haus der Matriarchin von Mhann selbst. Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel mit häufig wechselnden Rollenverteilungen beginnt. Einerseits soll die kleine Gruppe um die Helden den Kronprinzen ermorden, andererseits stehen die Auftragsmörder ganz oben auf der Fahndungsliste eines weltumspannenden Imperiums.
Meinung:
Der in Irland geborene Col Buchanan studierte Religionswissenschaften und Kreatives Schreiben, zog sich zeitweise in ein Zen-Kloster zurück und arbeitete als Werbetexter. Letztes Jahr legte der in Lancaster (England) lebende Autor mit "Farlander" seinen Debütroman vor, der nun bei Heyne als Deutsche Erstveröffentlichung erschienen ist. Derzeit arbeitet er an der Fortsetzung des Buches, die zumindest in England im Sommer 2011 unter dem Titel "Stands a shadow" erscheinen soll. Die damit begonnene Saga wird dort unter dem Namen "The heart of the world" geführt.
Religiöse Eiferer, kämpfende Mönche und ein unfreiwilliger Held liefern den Hintergrund für den Roman. Die gesamte Handlung ist in einer Welt angesiedelt, die dem antiken Römischen Reich nachempfunden zu sein scheint allerdings mit modernen Elementen angereichert wurde (Schusswaffen, Münzeinwurfschlitze für Hotelzimmer oder Luftschiffe). Die Hauptprotagonisten des Romans sind der Straßenjunge Nico und der alternde, titelgebende Farlander Ash.
Rein optisch weiß das Buch bereits auf den ersten Blick zu überzeugen. Einer der Assassinen blickt den potentiellen Leser mit gezogenem Schwert an und vermittelt Gefahr. "FARLANDER" steht darüber in silberner Präge-Optik. Das wirkt! Der 700 Seiten umfassende Roman ist wegen der besseren Übersichtlichkeit in Dreiundreißig Kapitel unterteilt. Eine angenehm große Schrift und typografisch hervorgehobene Sinnabschnitte runden den gestalterisch guten Eindruck ab. Einzig die in Fantasy-Romanen beinahe obligatorische Weltkarte wirkt etwas billig bei der ansonsten hochwertigen Aufmachung. Dennoch ist der Aufenthaltsort der Protagonisten stets nachvollziehbar.
Der Autor startet hinter feindlichen Linien um den ersten Protagonisten und dessen Persönlichkeit vorzustellen und schon kurze Zeit später lernt der Leser die zweite Hauptfigur kennen. Die Handlungsstränge werden schnell zusammengeführt damit der eigentliche Plot beginnen kann. Auch wenn die Geschichte sich schnell entwickelt, schweift Col Buchanan scheinbar immer wieder ab und entführt den Leser an Nebenschauplätze, die sich erst später in ein Puzzle einfügen lassen. Weit mehr als nur das Schicksal von Ash und Nico steht auf dem Spiel!
Die zügige Erzählweise harmoniert mit einer schnörkellosen Sprache. Ausufernde Beschreibungen der Schauplätze oder der Sinneseindrücke der Helden finden sich nur selten und untermalen das Extreme der jeweiligen Situation, beispielsweise wenn Nico sich in einer Kloake vor seinen Häschern versteckt. Die Sprache ist einfach und nicht mit den genretypischen Wortschöpfungen überladen.
Einige Szenen wissen mitzureißen, aber den Großteil des Romans über kommt leider keine rechte Spannung auf. Vermeintlich wichtige Begebenheiten wie etwa die Ausbildung zum Röschun werden nur kurz angerissen, was sehr schade ist, da gerade diese Abschnitte Atmosphäre schaffen könnten. Die beiden Hauptcharaktere werden im Laufe der Geschichte gut ausgearbeitet. So erfährt man die einzelne Passagen aus der Vergangenheit Ashs als Soldat unter den Farlandern oder kann an Nicos Gedanken teilhaben, der sich von seinen Eltern im Stich gelassen fühlt uns dem zu Hause das Leben auf der Straße vorzog. Leider wird es schon abseits dieser beiden Hauptfiguren sehr dünn was wirklich einprägsame Charakterfiguren anbelangt. Die erschaffene Welt wirkt schlüssig, lässt aber Tiefe vermissen (Mode, Menschen, Landschaft, Handwerk usw.). Vielleicht ist die Erzählweise hierfür etwas zu zügig gewählt.
Fazit:
"Farlander" bietet gute Unterhaltung, wird aber nach der Lektüre schnell wieder in Vergessenheit geraten, da der Leser nicht dazu kommt, wirklich Anteil am Schicksal der Charaktere zu nehmen. Zu schnell eilt der Autor durch wichtige Abschnitte als das trotz guter Einzelelemente wirklich Atmosphäre entstehen könnte.
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