Kupfervenus
Story:
Rom, im Jahr 71 n. Chr. unserer Zeitrechnung. Die Arbeit als kaiserlicher Agent hat sich für Marcus Didius Falco kaum ausgezahlt: Zum einen wartet er immer noch auf sein ohnehin kärgliches Honorar, zum anderen hat er sich Anacrites zum Feind gemacht. Der Palastspion hatte einen Teil des Auftrags vergeigt, den Falco dann wieder geradebiegen durfte, und für diesen Gesichtsverlust will der Düpierte Rache.
Also arbeitet der Ermittler lieber wieder für private Kunden wie die Hortensii. Die ehemaligen Sklaven der Familie Hortensius haben sich nach ihrer Freilassung zusammengetan und sind zu Reichtum gekommen. Jetzt scheint einer von ihnen an eine schwarze Witwe geraten zu sein. Die Verlobte von Hortensius Novus hat bereits drei reiche Ehemänner durch "Unfälle" verloren und inzwischen eine nette Summe zusammengeerbt. Der Detektiv soll verhindern, dass ihrem Verlobten das gleiche Schicksal widerfährt.
Aber nicht nur die "Brieftaschenbraut" hat offenbar Dreck am Stecken. Falco stellt schnell fest, dass er in diesem Fall Zeitgenossen auf die Füße treten muss, denen ein Menschenleben nicht viel Wert ist – nicht seines und auch nicht das seiner geliebten Helena.
Meinung:
Mit dem dritten Abenteuer des Schnüfflers aus der Zeit Kaiser Vespasians setzt Lindsey Davis fort, was sie mit den beiden Vorgängern begonnen hatte. Auch die "Kupfervenus" bietet dem Leser eine spannende Geschichte mit glaubwürdigen und sympathischen Charakteren.
Besonders die Beziehung zwischen Falco und seiner Helena ist immer wieder Anlass für Dramatik, aber auch für Romantik und für Humor. Nach den einschneidenden Erlebnissen während des letzten Abenteuers konnten die beiden ihr Verhältnis noch nicht ganz wieder klären, und auch die äußeren Umstände machen es dem Plebejer und der Senatorentochter nicht leicht. Eine Katastrophe in diesem Band hätte sogar, wenn nicht viel Glück im Spiel gewesen wäre, zur Tragödie für das Paar werden können.
Auch der Kriminalfall, mit dem sich der Detektiv herumärgern muss, sorgt für Spannung. Dafür wendet die Autorin gleich eine ganze Reihe von Methoden an. Dass sich hinter dem einfach klingenden Auftrag mehr verbirgt, wird kaum jemanden überraschen. Aber auch erfahrene Krimi-Leser können Davis ins Netz gehen, wenn sie zuerst auffällige falsche Spuren legt, die dann aber am Ende so falsch gar nicht sind. Außerdem verknüpft sie den Fall teils auf sehr drastische Art und Weise mit dem Privatleben des Ermittlers. Hinzu kommt, dass es keine klare Schwarz-Weiß-Verteilung, keine armen Opfer oder bösen Täter gibt. Jeder der Beteiligten ist ein Stück weit beides, ist sozusagen "grau". Der Eindruck, wie dunkel dieses Grau für die verschiedenen Charaktere ist, wechselt im Lauf der Geschichte mehrfach.
"Kupfervenus" ist im Laufe der Jahre in mehreren Ausgaben auf Deutsch erscheinen, darunter auch in der blau-rot-goldenen Aufmachung, die Knaur Mitte der Neunziger häufiger verwendete. Auch wenn zumindest diese den Eindruck eines "Frauenromans" mit viel Herz und Schmerz, aber wenig Tiefgang erwecken könnte, sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Herzensleid gibt es zwar durchaus, aber auch eine gute Portion Spannung sowie Humor (allein die Episode mit dem Steinbutt wird bei vielen Lesern für Lachtränen sorgen). Mit dem Kunstgriff, einige der beteiligten zu Immobilienbesitzern zu machen, die mit ihren Mietern nicht immer vorbildlich umgehen, hat die Autorin außerdem die Möglichkeit, einige Beobachtungen und Kommentare zum Leben im alten Rom, und vielleicht nicht nur dort, anzubringen.
Leider ist der Band derzeit, unabhängig in welcher Gestaltung, verlagsvergriffen. Aber wie für fast alle Falco-Abenteuer lohnt es sich, etwas Zeit und Mühe in die Suche auf dem Gebrauchtmarkt zu investieren.
Fazit:
Ein Wiedersehen mit dem Schnüffler aus dem alten Rom und seiner Herzensdame, das ihren Fans Freude bereiten wird. Lindsey Davis legt ein weiteres Falco-Abenteuer vor, das alle Qualitäten der Reihe mitbringt. Von dem recht kitschigen Cover einiger Ausgaben sollte man sich nicht abschrecken lassen.
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Lindsey Davis
Kupfervenus
Venus in Copper
Übersetzer: Christa Seibicke
Erscheinungsjahr: 1995
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Knaur
ISBN: 978-3426630402
411 Seiten
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