Das Echo-Labyrinth 01: Der Fremdling
Story:
Als Max Frei in seinem Traum ein neuer Job angeboten wird, sagt er sofort zu. Und so kommt er nach Echo, einer Stadt, in der Magie alltäglich ist, Katzen so groß wie Kälber sind und Menschen aus löchrigen Tassen trinken können, ohne einen Tropfen zu verlieren. Dort wird er zum Nachtantlitz des kleinen, geheimen Suchtrupps ihrer Majestät und erlebt jede Menge Abenteuer.
Meinung:
Wer von Werwölfen, Vampiren und sonstigen übernatürlichen Kreaturen fürs Erste genug hat, schaut sich gerne nach Alternativen um. Natürlich müssen diese im Fantasy-Genre angesiedelt sein, schließlich fühlt man sich hier zu Hause. Und dann fällt der Blick auf das Buch von Max Frei. Man kauft es sich und fängt an zu lesen. Meistens hört man erst dann auf, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Oder wenn man nach Luft schnappen will, weil man sonst vor lauter Lachen ersticken würde.
Wer bei Max Frei jetzt auf einen hiesig stämmigen Schriftsteller tippt, liegt deutlich daneben. Denn seine Geschichten aus der Stadt Echo stammen ursprünglich aus Russland, und hinter seinem Namen steckt eigentlich die Autorin Svetlana Martynchick, die ihn schon öfters für ihre Arbeit als Pseudonym benutzt hat.
Insgesamt besteht "Der Fremdling" aus vier Geschichten. In der ersten "Debüt in Echo" wird die Ankunft von Max Frei geschildert und wie er praktisch sofort in einen außergewöhnlichen Mordfall verwickelt wird. "Dschuba Tschebobargo und andere nette Leute" beschäftigt sich mit dem neuen Domizil des Erzählers, welches im Mittelpunkt einer Heimsuchung der gruseligen Art steht. Mit "Zelle Nummer Fünf" erlebt Max Frei die Besonderheiten des Gefängnissystems von Echo hautnah mit, und in der titelgebenden Geschichte kommt unfreiwilliger Besuch aus der alten Heimat des Hauptprotagonisten.
Das Besondere am "Das Echo-Labyrinth" ist der Humor. Die Komik dieser Reihe ist keine laute, krachende, sondern eher das Gegenteil. Sie kommt leise daher und entsteht durch absurde, stark skurrile Situationen. Sei es, dass es in Max neuer Heimat zum guten Ton für einen Gentleman gehört, seinen Diener zu schikanieren, Automobile, die selten sind, so schnell fahren, wie es ihr Besitzer wünscht (bei ihm sehr schnell), oder die Gefängnisse eher Hotels sind, stets gibt es etwas neues zu entdecken und darüber zu schmunzeln. Dadurch ist dies das perfekte Werk, um einen trüben Tag aufzuheitern.
Große Klasse sind die vielen unterschiedlichen Figuren geworden, mit denen Echo bevölkert ist. Geradezu exemplarisch sind da die Kollegen, mit denen Max Frei seiner Arbeit nachgeht. Jeder von ihnen hat ein herausragendes Merkmal, mit dem man ihn sofort identifizieren kann. So ist Lonely-Lokley in der Stadt als die Wahrheit und nicht gerade für Emotionen bekannt. Des Weiteren sind seine Hände gefährliche Waffen, weshalb er auch die ganze Zeit über Handschuhe anhat. Gleichzeitig nimmt er gewisse Dinge geradezu wortwörtlich, was immer wieder ein Quell der Heiterkeit ist.
Doch gibt es nicht nur heitere Momente, sondern auch Szenen, in denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Denn trotz allem ist Echo auch eine Stadt, in der an jeder Ecke Gefahren lauern, die oftmals tödlich sind. Da wird geschildert, wie zwei hypnotisierte Diener gegenseitig mit ihren Gedärmen spielen oder ein Dämon auf Blutstropfen reagiert. So etwas schockiert etwas, und es wirkt befremdlich, wenn danach wieder der Humor auftaucht.
Max Frei selber entwickelt sich im Laufe der Geschichten stark weiter. Doch hat man stellenweise das Gefühl, dass die Autorin ihn zu einer Art Superman machen will. So ist er gegen Magie immun und entwickelt später auch noch giftige Spucke. Nach jeder Geschichte hat er etwas Neues erhalten, sei es eine besondere Fähigkeit oder ein einzigartiger Besitz. Was beim ersten Mal vielleicht noch in Ordnung ist, wird beim zweiten Mal jedoch nervig und stört.
Der Roman ist inzwischen von Verlagsseite aus vergriffen und kann daher nur über Drittanbieter bezogen werden.
Fazit:
Max Freis "Das Echo Labyrinth: Der Fremdling" ist ein herrlich skurriles Buch, welches einem den Alltag versüßt. Immer wieder gibt es neue Entdeckungen, die einen zum Schmunzeln verleiten. Und es sind nicht nur die absurden Situationen, die einen heiteren Eindruck hinterlassen, sondern auch die diversen Figuren, die Echo bevölkern. Was nicht ganz so gelungen ist, ist das Gleichgewicht zwischen den komischen und den düsteren Momenten. Wenn auf eine schreckliche Szene sofort eine lustige kommt, wirkt dies etwas befremdlich. Aber auch Max Frei selber kann nicht sofort überzeugen. Denn in jeder Geschichte kommt er am Ende mit besonderen Fähigkeiten hervor. Er wird zu einer Art Superman, was irgendwie nicht passend wirkt.
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