Die Rätsel von Karenta 5: Schattentänzer
Story:
Sie kommt für Garrett wohl einer festen Freundin am nächsten: Tinnie Tate, die Nichte eines Ex-Klienten. So oft wie sie sich zerstreiten, so oft folgt die innige Versöhnung. Aber dann rammt jemand, nur wenige Schritte vor der Haustür des Detektivs, dem Mädchen ein Messer in den Rücken. Er und Eierkopf Zarth können den Täter stellen, aber der bekommt außer "Das Buch!" nichts heraus – ein Bolzen aus einer Armbrust hindert ihn daran.
Offenbar ist ein Buch in der Stadt gelandet, das seinem Besitzer gewaltige Macht verleiht. Natürlich versuchen gleich mehrere Gruppen, es in die Finger zu bekommen. Und Garrett findet sich mitten im Kreuzfeuer wieder. Aber er hat einen ganz persönlichen Grund, der Sache auf den Grund zu gehen...
Meinung:
Der Privatschnüffler aus der Fantasy-Stadt TunFaire hat sich mittlerweile an vieles gewöhnt: An die Schläger, die aus den unterschiedlichsten Gründen versuchen, ihm das Licht auszuknipsen. An seinen Freund Morpheus, Profikiller und Vegetarier, der ihn von den Vorzügen der fleischlosen Ernährung überzeugen will. An seinen Haushälter Dean, der nach wie vor versucht, ihn mit einer seiner wenig ansehnlichen Nichten zu verkuppeln. Und an die Tatsache, dass er regelmäßig in Angelegenheiten hineingerät, aus denen er nur mit Schrammen an Körper und Seele wieder herauskommt. Aber bisher hat es noch niemand gewagt, Hand an Tinnie zu legen.
Autor Glen Cook ist in diesem, dem fünften Band der Serie ein Stück weit vom gewohnten "Rezept" abgewichen und beginnt mit einem großen Knall. Der gibt unserem Helden auch den Antrieb, den Fall bis zum Ende durchzustehen, auch wenn die Gegner diesmal noch zahlreicher und die Hinweise noch spärlicher sind als sonst. Erst am Ende führt der Schriftsteller die diversen Fäden zusammen, wobei nicht jede Auflösung so ganz überzeugt.
Ansonsten bleibt fast alles beim Alten. Die Gewalt und Brutalität macht auch diesen Band alles andere als kindertauglich, wenn beispielsweise ein Zwerg wortwörtlich in zwei Hälften geschnitten wird oder eine riesige Donnerechse Garretts Kidnapper schlicht auffrisst. Die Moral ist ebenfalls nicht gerade vorbildlich nach unseren Maßstäben: Für seine Ansicht, dass das Buch, hinter dem alle her sind, zu machtvoll ist und deshalb zerstört werden muss, erntet der Detektiv von jedem in seiner Umgebung nur Kopfschütteln. Diesmal gerät sogar er selbst in Versuchung. Und, ohne zu viel zu verraten, an einer Stelle muss der Schnüffler sich zwischen Pest und Cholera entscheiden. Jede der beiden möglichen Alternativen geht eigentlich völlig gegen seine Grundsätze, aber eine dritte gibt es nicht.
Noch mehr als in den vorherigen Bänden der Serie schafft der Autor im Endeffekt eine Bühne, auf der sein Held seine Abenteuer erleben und dem Leser seine Sicht der Dinge erklären kann. Das ist eine kurzweilige Lektüre für alle, die mit dieser Art Geschichte und dem ihr innewohnenden Humor etwas anfangen können. Mehr sollte man allerdings nicht erwarten, und mehr hat der Autor vermutlich auch nicht beabsichtigt.
Wie die gesamte Serie ist auch "Schattentänzer" im Moment nur auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Im englischen Original wird die Serie aber nach wie vor fortgesetzt, und vielleicht greift eines Tages ein deutscher Verlag die hierzulande noch nicht erschienen Bände auf.
Fazit:
Mit einem Schockeffekt gleich zu Beginn gibt der Autor in diesem Band seinem Helden eine besonders große Motivation, den bösen Buben das Handwerk zu legen. Ansonsten legt Glen Cook hier ein weiteres Abenteuer aus Karenta vor, das den Fans der Serie gefallen wird. Wer schon mit den vorherigen Bänden nichts anzufangen wusste, wird aber auch von diesem Roman kaum überzeugt werden.
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Glen Cook
Die Rätsel von Karenta 5: Schattentänzer
Dread Brass Shadows
Übersetzer: Wolfgang Thon
Erscheinungsjahr: 1996
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Goldmann Verlag
ISBN: 3-442-24711-X
320 Seiten
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