Die Rätsel von Karenta 1: Zentaurengelichter
Story:
In einer Stadt wie TunFaire Privatschnüffler zu sein, ist eine größere Herausforderung als in den meisten anderen Städten. Denn in der Hauptstadt von Karenta leben nicht nur Menschen, sondern auch Dunkelelfen, Zwerge, Trolle, Riesen, Zentauren und diverse andere Rassen, plus die verschiedensten Mischlinge. Bei Garrett kommt noch hinzu, dass er ein einzigartiges Talent hat, andere gegen sich aufzubringen – gerne auch diejenigen, die sowohl über die Mittel als auch über die nötige Skrupellosigkeit verfügen, sich einen lästigen Detektiv endgültig vom Hals zu schaffen.
Wenigstens scheint sein aktueller Auftrag sehr einfach zu sein: Sein alter Freund Denny verunglückt tödlich. Dessen beachtliches, nicht ganz sauber erworbenes Vermögen geht laut Testament an eine Frau, von der keiner in der Familie je gehört hat. Gegen einen netten Anteil am Erbe soll Garrett sie aufstöbern. Er weiß allerding genau, wo er zu suchen hat – im Cantard, wo sowohl Denny als auch er seinen Wehrdienst ableisteten. Um die silberreiche Gegend führen Karenta und die Venageti schon lange einen erbitterten Krieg.
Der Detektiv macht sich also auf zu einem Ort, an den er niemals wieder zurück wollte. Und es zeigt sich, dass gleich eine ganze Reihe von Leuten ein Interesse daran haben, dass er Dennys alte Flamme auf keinen Fall findet...
Meinung:
Ein klassischer hard boiled Privatschnüffler a la Hammett oder Chandler, dicker Schädel mit einer Schnauze aus Blech und einem Herzen aus Gold. So könnte man den chronisch vornamenlosen Garrett beschreiben, mit dem kleinen Unterschied, dass der Autor ihn eine Fantasy-Welt geworfen hat und noch eine kräftige Portion Humor hinzufügt.
Glen Cook werden vielleicht einige von der eher düsteren Fantasy-Serie um die Söldner von der "Schwarzen Schar" kennen. Seine Karenta-Romane sind allerdings alles andere als düster. Der Held und Ich-Erzähler höchstpersönlich sorgt mit seiner Kodderschnauze für eine große Zahl von Lachern, und auch die Charakterisierung der Figuren trägt zur Unterhaltung des Lesers bei. Beispielsweise ist Garretts guter Freund Morpheus Ahrm, der ihn auch auf diesem Abenteuer begleitet, nicht nur bei jeder Straßenprügelei Gold wert. Der Dunkelelf-Mischling ist außerdem ebenso überzeugter Vegetarier wie Womanizer. Gelegentlich mischt sich auch der Tote Mann ein. Der ist zwar seit mehreren Jahrhunderten, wie der Name schon vermuten lässt, tot. Aber Loghyre wie er sind derart stur, dass sie solche Kleinigkeiten erst mal einige Zeit ignorieren. Und so wird zwar sein Körper von Insekten angeknabbert, aber sein Verstand arbeitet noch erstklassig und hat telephatisch so manchen guten Rat auf Lager.
Der starke Humor-Anteil sorgt auch dafür, dass die durchaus vorhandene Gewalt nicht die volle Schockwirkung entfaltet. Ganz so harmlos wie beispielsweise bei Bud Spencer oder Terrence Hill ist es zwar nicht, es fließt sehr wohl Blut und gelegentlich bleibt auch eine Leiche am Ort der Schlägerei zurück. Aber insgesamt wird die Brutalität so stark gebrochen, dass man die Karenta-Romane auch älteren Jugendlichen in die Hand drücken kann. Auch die nicht immer jugendfreien Sprüche und die häufig wenig vorbildlichen Moralvorstellungen machen die Serie nicht gerade zur Kinderlektüre. Wer jedoch die nötige sittliche und moralische Reife erlangt und Spaß hat an einer spannenden Geschichte, die nicht immer politisch korrekt ist, der sollte mal einen Blick nach Karenta wagen. Durch das sprichwörtliche goldene Herz, was sich selbstverständlich unter der harten Schale verbirgt, wächst der Protagonist einem schnell ans Herz, und auch die anderen Figuren mögen zwar stellenweise etwas schablonenhaft ausgeschnitten sein, aber das ist in einer Parodie wie dieser durchaus gewollt und kein Manko.
Leider ist die Reihe im Moment verlagsvergriffen, aber es gibt ja immer noch den Gebrauchtmarkt. Im Englischen wird die Reihe derweil munter fortgesetzt, 2010 ist Abenteuer Nummer 13 erschienen. Auch eine kleine Besonderheit geht leider in der deutschen Übersetzung verloren: Jeder der Originaltitel verweist auf ein Metall, in diesem ersten Band – logisch, es geht in den Cantard – um Silber.
Fazit:
Die Abenteuer eines abgebrühten Privatschnüfflers mit goldenem Herzen in einem Fantasy-Universum sind eine nette Lektüre zwischendurch für Leute, die auch mal etwas Blut, dumme Sprüche und Unmoral vertragen.
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Glen Cook
Die Rätsel von Karenta 1: Zentaurengelichter
Sweet Silver Blues
Übersetzer: Jörn Ingwersen
Erscheinungsjahr: 1996
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Goldmann Verlag
ISBN: 3-442-24681-4
281 Seiten
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