Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge
Story:
Maarten Keulemans hat so einige Grausamkeiten auf Lager: Riesenmeteoriten, aus dem Ruder laufende genmanipulierte Wesen, das Ende der Sonne, Terrorismus, Schwarze Löcher oder die göttliche Apokalypse. In zwölf Kapiteln betrachtet der Wissenschaftsjournalist die verschiedensten Möglichkeiten, wie die Menschheit, unser Planet oder gleich das gesamte Weltall hopps gehen könnten.
Meinung:
Selten war der Weltuntergang so amüsant: Seit einigen Jahren beschäftigt sich der Niederländer Maarten Keulemans auf seiner Website "Exit Mundi" mit dem Ende von allem. Die besten Szenarien hat er im gleichnamigen Buch zusammengefasst. Dabei macht er nur wenig Unterschiede, ob "nur" die Menschheit, die Erde oder gleich das ganze Universum über die Wupper gehen. Jede Endzeitgeschichte, von der Roboter-Revolution gegen die Menschheit über Gammablitze oder dem Klimawandel bis zum Ausfall des Erdmagnetfelds, wird ausführlich abgeklopft, welche Folgen sie haben könnte, wie wahrscheinlich das Eintreten ist, wann wir damit rechnen können und wie groß die Überlebenschancen sind.
Dabei geht Keulemans alles andere als bierernst an die Sache heran. Das zeigt sich schon in den Überschriften: Der Einschlag eines riesigen Meteoriten wird unter "Ka-Bumm!" abgehandelt, in "Brrrr!" geht es um die Eiszeiten, und mit einem "Schllllüp!" verleibt sich ein Schwarzes Loch mindestens das Sonnensystem ein. Aber auch in den Texten selbst ist immer ein sehr deutliches Augenzwinkern sichtbar.
Das soll aber nicht heißen, dass "Exit Mundi" nur aus Jux und Dollerei bestünde; inhaltlich ist alles, was Keulemans schreibt, wissenschaftlich fundiert. Wo sich der aktuelle Forschungsstand noch nicht sicher ist, erwähnt der Autor das. Dabei schafft er es, auch komplexere Zusammenhänge für Laien verständlich und dennoch einigermaßen korrekt darzustellen. An manchen Stellen hätte man sich als Akademiker etwas mehr Tiefe gewünscht, aber dafür gibt es ja die ausführliche Literaturliste im Anhang. Der enthält auch eine nicht weniger umfangreiche Zeittafel und ein Register sowie ein paar Überlegungen dazu, wieso das Ende der Welt die Menschen durch die Kulturen und Jahrhunderte immer wieder so faszinierte und fasziniert.
Allzu zart besaitet darf man als Leser hier jedoch nicht sein: Nicht nur geht die Welt (wer hätte es auch anders erwartet in einem Buch über Weltuntergangsszenarien) regelmäßig unter, teilweise sind Keulemans Formulierungen schon ziemlich flapsig, um nicht zu sagen zynisch. Beispielsweise klingt er im Abschnitt "Zum Angriff", der sich mit den Möglichkeiten für Terroristen beschäftigt, den verhassten Feind (im Westen) ins Chaos zu stürzen, stellenweise fast wie ein Vertreter. Bringen Sie doch den Dollar zum Kollaps, das wird den großen Satan USA so richtig in Schwierigkeiten bringen!
Wer schon immer wissen wollte, was von den diversen Untergangsszenarien, die mehr oder weniger Ernst zu nehmen durch die Medien geistern, tatsächlich zu halten ist, kann das in "Exit Mundi" nachlesen. Auch Pendler, die im Zug etwas anderes tun wollen als auf vorbeihuschende Schallschutzwände zu starren, dürften den einen oder anderen morgendlichen Weltuntergang als anregend empfinden. Zu viele Szenarien hintereinander sollte man jedoch besser nicht lesen. Man könnte sonst auf die Idee kommen, lieber einmal nachzusehen, ob die Welt nicht vielleicht inzwischen untergegangen ist. So rein sicherheitshalber.
Fazit:
Der Wissenschaftsjournalist Maarten Keulemans setzt sich ebenso witz- wie geistreich mit Szenarien für den Weltuntergang vom Atomkrieg bis zur ungesunden, übermäßigen Ausdehnung des Universums auseinander.
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Maarten Keulemans
Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge
Exit Mundi. De 50 beste Scenario\'s
Übersetzer: Jörn Pinnow
Erscheinungsjahr: 2010
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
dtv
Preis: € 9,90
ISBN: 978-3423346177
300 Seiten
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