Tödliche Saturnalien
Story:
Eigentlich sollte Decius Caecilius Metellus der Jüngere weit weg von Rom sein. Sein Todfeind Clodius steht nämlich kurz davor, sein Amt als Volkstribun anzutreten, was ihn für ein Jahr nicht nur überaus mächtig, sondern auch sakrosankt machen wird. Aber seine Familie ruft Decius aus dem halbfreiwilligen Exil auf Rhodos zurück: Metellus Celer ist tot, und man sagt, dessen Frau habe da ein wenig nachgeholfen.
Diese Frau wiederum ist niemand anderes als Clodius' Schwester Clodia, die Decius schon in der Vergangenheit viel Ärger bereitet hat. Unser Held steckt wieder einmal in der Zwickmühle: Die Metelli möchten, dass er Clodias Schuld beweist. Clodius "bittet" ihn, mit ein paar seiner Schläger als Argumentationshilfe, Clodias Unschuld zu beweisen. Und die tatsächlichen Mörder, wer auch immer es sein mag, machen Decius schnell deutlich, dass es viel besser für seine Gesundheit und sein Leben wäre, wenn er gar nicht ermittelt.
Decius findet sich bald in der undurchsichtigen Welt der Wahrsager, Giftmischer und obskuren Religionen wieder. Werden es auch für Decius "tödliche Saturnalien"?
Meinung:
Die großen Intrigen und Skandale - als Stichworte seien nur Catilina oder Bona Dea genannt - hat John Maddox Roberts bereits in den ersten Bänden von "SPQR" abgearbeitet. Aber auch im mittlerweile fünften Band der Serie bleibt der Autor weitestgehend historisch exakt: Viele historische Gestalten, von Cäsar über Clodius bis Cicero, spielen mit und haben teilweise nicht unerheblichen Einfluß auf die Handlung. Auch den Verdacht, dass Clodia ihren Ehemann Metellus Celer vergiftet haben könnte, hat sich Roberts nicht ausgedacht, das wurde der skandalumwitterten Frau damals tatsächlich vorgeworfen. Das eine oder andere Detail hat sich Roberts vielleicht dramaturgisch zurecht gebogen, aber im Großen und Ganzen bietet sich dem Leser wieder einmal ein authentisches Bild des alten Roms kurz vor dem Ende der Republik.
Dabei lesen sich die "Tödlichen Saturnalien" bei weitem nicht wie ein trockenes Geschichtsbuch. Die Geschichte ist spannend, und Rom und seiner Bewohner werden längst nicht so erfürchtig-ehrwürdig geschildert, wie man es befürchten könnte. Im Vergleich zu den früheren Bänden funktioniert der "Krimi aus dem alten Rom" auch besser als klassischer Kriminalrom, auch wenn es sich immer noch in erster Linie um eine Abenteuergeschichte oder einen Thriller handelt. Die beiden Tatsachen, dass Decius praktisch "gegen die Uhr" ermittelt (der Waffenstillstand mit Clodius zu Clodias Gunsten ist mehr als brüchig), und dass er sich in der völlig unvertrauten Welt des Okkulten bewegen muss, sorgen für zusätzliche Spannung. Insgesamt liest sich dieser Band merklich flüssiger als die vorherigen. Es scheint, das der Autor im Original oder auch der Übersetzer den passenden Duktus gefunden hat.
Zwei Entwicklungslinien der Serie setzen sich auch in diesem Band fort: Es gibt weniger Sex, dafür mehr Gewalt. Aus letzterem Grund eignen sich die "Tödlichen Saturnalien" auch nicht für zu junge Leser. Mindestens ein Erlebnis, das Decius mit einem uralten italischen Kult hat, dürfte bei zu jungem Publikum für Albträume sorgen. Und auch die Art, wie Decius den Fall schließlich zu Ende bringt, ist nicht gerade pädagogisch wertvoll.
Fazit:
So langsam werden die "Krimis aus dem alten Rom" dem Untertitel der Serie gerecht. Die übliche Portion unaufdringlichen Geschichtsunterricht gibt es obendrein.
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John Maddox Roberts
Tödliche Saturnalien
Saturnalia
Übersetzer: Kristian Lutze
Erscheinungsjahr: 2004
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Goldmann Verlag
Preis: € 5,00
ISBN: 978-3-442-55379-2
288 Seiten
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