Puls
Story:
Clayton Riddell ist Comiczeichner. Bis dato ein ziemlich erfolgloser. Gerade hat er seinen ersten Comic verkauft und will aus Boston wieder nach Hause fahren. Als er sich bei einem Straßenhändler ein Eis kaufen will, bricht auf der Straße das absolute Chaos aus. Passanten fallen wahllos übereinander her, schlachten sich gegenseitig ab. Und etwas ist komisch: Alle die, die Amok laufen, haben kurz zuvor einen Anruf bekommen...
Meinung:
An sich ist die Story so einfach wie genial: Handys, die den
Tod bringen. Stephen King ist sonst für sanftere Einstiege bekannt. Bei "Puls"
wird der Leser jedoch gleich in einen Strudel aus Gewalt geworfen. Gerade einmal sechs Seiten lang ist es relativ ruhig, die Situation und der Hauptcharakter werden
vorgestellt. Dann geht schon das Gemetzel los.
Von Beginn an merkt man, dass dieses Buch ein rasantes Tempo vorlegt. Es gibt
nicht viel Zeit zum Überlegen, weder für den Leser, noch für Clayton Riddell.
Man steht auf einer Ebene mit ihm, da er ebenso wie wir ins kalte Wasser geschmissen
wird. Er muss ständig aufpassen und hinter jeder Ecke eine neue Gefahr
wittern. Der Leser verfolgt die Handlung gespannt, denn auch er möchte nun,
genau wie Riddell, wissen, was hinter "Puls" und den Handys steckt. Die Geschichte
nimmt vor dem inneren Auge Gestalt an und man sieht alles vor sich. King ist
einer der wenigen Autoren, denen so etwas gelingt.
Die Charaktere sind trotz wenig Tiefgang sympathisch. Es wird diskutiert, wie
weit Menschen noch menschlich sind. Die Personen im Buch verändern sich durch
das Handy und die Frage ist, wie lange sie noch die Bezeichnung Mensch
verdienen und ab wann sie etwas vollkommen anderes sind. Auch gesellschaftlich
greift der Roman etwas an. Fast jeder hat heute ein Handy, es ist zu einem
regelrechten Statussymbol geworden. Doch nur der, der keines hat, konnte in
dieser Geschichte überleben. Schon heute ist es nicht mehr nur zum Telefonieren
und SMS-Schreiben da. Es würde sich auch wunderbar für Überwachungen eignen.
King spinnt diese Geschichten und Theorien sehr viel weiter.
Das Ende von "Puls" ist auf jeden Fall sehr gewöhnungsbedürftig. Die
Handy-Geschichte rückt in den Hintergrund und etwas anderes tritt nach vorn.
Der Leser kann und muss sich hier selbst viele Gedanken machen und kann so das
Ende selbst gestalten. Die Frage ist nun, ob für dieses Buch eine Fortsetzung
geplant ist. Das Ende bietet eine Lösung, aber keine richtig gute. Dies ist ein
etwas schaler Beigeschmack, der nach der Lektüre des Buches zurück bleibt.
Fazit:
Ein gutes Buch für zwischendurch. Eine flotte Geschichte mit einer gut ausgeklügelten Story. Die Charaktere wirken zwar nett, aber sind nicht so schön ausgefeilt wie in anderen Romanen von King. Das Ende lässt einige Fragen offen, was sehr schade ist. Ein guter King-Roman, aber kein Meisterwerk.
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Stephen King
Puls
Cell
Übersetzer: Wulf Bergner
Erscheinungsjahr: 2007
Autor der Besprechung:
Sabine Hut
Verlag:
Heyne Verlag
Preis: € 8,95
ISBN: 978-3-453-56509-8
576 Seiten
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