Die Feuerreiter Seiner Majestät - Drachenbrut
Story:
Will Laurence ist Kapitän der britischen Marine. Gerade hat
er ein französisches Schiff gekapert, als auf diesem ein Drachenei gefunden
wird. Ein Geschenk für Napoleon, wie es scheint. Bald schlüpft aus diesem Ei
ein Drache, den Will Temeraire nennt. In Folge dessen muss er seinen Abschied
von der Marine nehmen, denn jetzt ist er ein Drachenreiter. Als solcher hat er
vor allem ein Ziel: Großbritannien vor einer Invasion der napoleonischen Armee
zu schützen.
Meinung:
Drachen scheinen aktuell wieder sehr beliebt zu sein. Bücher
wie "Eragon", "Die Drachenreiterin" oder die Anthologie
"Flammenflügel" - Drachen genießen eine immer größer werdende
Popularität. Doch irgendwie hat man den Eindruck, dass dem Ganzen noch ein
Werk, ein Autor oder eine Autorin fehlt, die der Sache die entscheidende
Krönung verpassen. Alte Drachenfans mit einem Hang zur SciFi würden sich
natürlich wünschen, dass die Grand Dame, Anne McCaffrey, diese Rolle wieder
übernehmen würde. Ihre "Drachenreiter von Pern"-Bücher sind
schließlich jahrelang das Maß aller Dinge in Sachen Drachen gewesen. Doch die
Grand Dame ist inzwischen alt geworden und genießt ihren Ruhestand. Ihr Sohn,
Todd McCaffrey, der mit ihr noch ab und an neue Pern-Bücher herausbringt, muss
sich selbst noch seinen Ruf erarbeiten. Und es wird für ihn nicht leicht
werden, denn mit Naomi Novik ist mit einem Paukenschlag, wie ich finde, eine
Autorin erschienen, die die Führung des Genres übernehmen kann.
Die Geschichte spielt zur Zeit der napoleonischen Kriege. Im
Prinzip entspricht die Realität von Will Laurence der unsrigen, wären da nicht
die Drachen. Von diesen gibt es viele unterschiedliche Sorten, denen allen eins
gemeinsam ist: Sie können sprechen und mit den Menschen kommunizieren. Die
einzelnen Rassen sind jedoch nicht nur vom Aussehen her unterschiedlich,
sondern auch von ihrer Intelligenz. Schon sehr schnell stellt sich heraus, das
Temeraire in dieser Hinsicht heraussticht. Auch in einer anderen Hinsicht ist
er außergewöhnlich: Bei ihm handelt es sich um einen chinesischen Drachen,
einen Kaiserdrachen, wie es zuerst heißt. Als solcher dürfte er eigentlich nur
einem ganz bestimmten Personenkreis übergeben werden. Doch jetzt ist er bei
Kapitän Will Laurence und zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine
innige Freundschaft.
Laurence ist es denn auch, der das Buch trägt, da die
Geschichte immer nur aus seiner Perspektive erzählt wird. Er wird als Kapitän
unfreiwillig aus seiner bisherigen Welt herausgerissen und muss sich dann in
der der Feuerreiter einfinden. Einige Details dieser Welt sind ihm anfangs
fremd und gefallen ihm auch später nicht, weil sie besonders seinem Sinn für
Ordnung widersprechen. Aber dafür kann er einige Dinge aus seiner alten Welt
mitnehmen. Das Ansiedeln im neuen Leben und gleichzeitige Festhalten an den
alten Vorstellungen macht diese Figur so faszinierend.
Die zweite Hauptfigur, wenn man das so nennen will, ist
Temeraire. Ein chinesischer Drache mit überdurchschnittlicher Intelligenz und
einem ungeheuren Lesehunger. Es ist interessant zu lesen, wie die Beziehung
zwischen den beiden Personen sich im Laufe des Buches entwickelt. Bereits recht
früh beweist Temeraire, dass er einen eigenen Kopf hat und gewisse Dinge anders
sieht als sein Kapitän.
Was das Buch so wunderschön macht, ist die Tatsache, dass
Naomi Novik sich Zeit lässt. Das Buch ist in drei große Abschnitte unterteilt,
von denen jeder eine bestimmte Passage im Leben von Will Laurence erzählt.
Action kommt nur am Rande und auch nur am Ende des Buches vor. Mehr als 3/4 des
Romans sind ruhige Passagen, die die Realität von Will Laurence super näher
bringen.
Aber auch die Action-Szenen sind nicht zu verachten. Es
gelingt Naomi Novik, den Kampf der Drachen, die am Boden so schwerfällig
wirken, elegant und spannend zu beschreiben. Hier spielen übrigens die
verschiedenen Rassen eine große Rolle, da nicht jede Feuer spucken kann, wie es
im gängigen westlichen Bild der Drachen fälschlicherweise angenommen wird. So
gibt es Unterschiede und in Sachen Temeraire noch eine faustdicke Überraschung,
die sicherlich Konsequenzen für die kommenden Werke haben wird.
Fazit:
Wenn es um Drachen-Bücher geht, ist Naomi Novik aktuell die
absolute Königin. Ihr Debütroman liest sich spannend und die Figuren sind
allesamt gut entwickelt.
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