Packeis
Story:
Eine Gruppe militanter Umweltschützer plant einen Coup, der schlagartig die Weltwirtschaft zerstören könnte: Durch ein längst vergessenes Theorem eines Wissenschaftlers aus der Zeit des zweiten Weltkriegs soll die Polarität der Pole umgekehrt und dadurch jegliche Elektronik auf der Erde ge- oder zerstört werden. Nur gibt es da noch ein Problem: Nicht nur die Magnetpole könnten bzw. würden sich verschieben, sondern auch die Erdkruste selbst und dadurch den Weltuntergang heraufbeschwören. Kurt Austin bekommt noch gerade rechtzeitig Wind von der Sache. Doch wird er die Umkehrung der Pole verhindern können?
Meinung:
Es stellt sich in Sachen Buchtitel immer mal wieder eine große Frage: Lesen die Titelgeber überhaupt das Buch, dessen Titel sie bestimmen? Schlechter könnte er eigentlich in diesem Fall nicht mehr ausgewählt worden sein, denn dieses Buch hat nicht einmal im Entferntesten etwas mit Packeis zu tun. Vielleicht hatte man ja Angst, dass „Polumkehr“ nicht aussagekräftig genug gewesen wäre. Aber ein bisschen sollte man sich doch einmal Gedanken darüber machen, ob man nicht einen zu großen Bockmist verzapft.
Ob Clive Cussler mit seinem Buch „Akte Atlantis“ von 1999 selber nicht so ganz zufrieden gewesen war? Denn man könnte „Packeis“ durchaus als neue Version von „Akte Atlantis“ ansehen, auch wenn einige Details sich stark unterscheiden. Von Atlantis ist keine Rede mehr, es wird noch nicht einmal darauf Bezug genommen, was angesichts der Tatsache, dass in beiden Büchern eine Polumkehr bzw. eine Polverschiebung ausgelöst werden soll, schon erstaunlich ist. Sicher ist, dass er in Zusammenarbeit mit Paul Kemprecos aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Zwar ist es so, dass die Pläne der Schurken schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt bekannt werden, aber dies ist diesmal im Konzept der Geschichte auch wirklich so angelegt. Mehrere Handlungsstränge, die gleichzeitig ablaufen und bei denen einer den Schurken gewidmet ist, das ist ein bekanntes und immer wieder gern benutztes Stilmittel, um die Spannung letztendlich auf der schnellstmöglichen Findung einer Lösung aufzubauen.
Und spannend ist „Packeis“ allemal. So spannend, dass es dem Leser schwer fallen wird das Buch zur Seite zu legen. Die Geschichte wird noch zusätzlich durch einige sehr nette Einfälle bereichert und sogar Dirk Pitt darf ein Gastspiel in einem Kurt Austin-Roman geben – dient aber nur als Stichwortgeber. Alles andere hätte man Cussler an dieser Stelle sicher auch nicht verziehen. Denn nicht umsonst haben Austin und Pitt einen ganz anderen Ton in ihren Geschichten, unterscheiden sich in der jeweiligen Art und Weise, wie sie vorgehen. Austin ist meistens der verletzlichere, aber auch der nachdenklichere der beiden Helden. Und Pitt ist oft um einiges grausamer und sarkastischer.
Nun gut, das Ende des Romans ist etwas arg auf Hollywood getrimmt, bietet eine Lösung „Out Of The Box“, die aus dem Hut gezaubert wird. Das ist aber verzeihbar angesichts der Spannung der ganzen Sache und schließlich muss der Roman auch irgendwie enden. Zu Austin passt eben kein Ende, in dem er sich durch hunderte Gegner kämpft, um sein Ziel zu erreichen. Hinzu kommt noch, dass Cussler und Kemprecos einen neuen interessanten Charakter einführen, der sicher noch des Öfteren auftauchen wird.
Fazit:
„Packeis“ ist ein spannender Abenteuerroman mit reichlich Tempo und einem vielleicht etwas zu einfachen Ende. Aber dennoch ist er beste Unterhaltung an langen Winterabenden.
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Clive Cussler, Paul Kemprecos
Packeis
Polar Shift – A Novel from the NUMA Files
Übersetzer: Michael Kubiak
Erscheinungsjahr: 2005
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Blanvalet
ISBN: 978-3-442-36617-0
480 Seiten
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