Flossen weg!
Story:
Der Meeresbiologe Dr. Nathan Quinn erforscht die Wale vor Hawaii. Denn schon seit Jahren läßt ihn eine Frage nicht mehr los: Warum eigentlich singen die Meeressäuger? Also fährt er Tag für Tag hinaus zu den riesigen Tieren, die sein kleines Boot samt Insassen mit einem Flossenschlag zerschmettern könnten. Zusammen mit seiner Assistentin Amy zeichnet Nate die Gesänge auf Band auf und versucht, ein Foto der Schwanzflosse und eine Gewebeprobe zu erhaschen. Aber eines Tages sieht Nate auf der Schwanzflosse eines Buckelwales nicht die übliche individuelle Zeichnung, an der man die Tiere wiedererkennen kann, sondern – die Worte „FLOSSEN WEG!“. Und als derselbe Wal wenig später noch telefonisch ein Sandwich bestellt, beginnt Nate endgültig an seinem Verstand zu zweifeln. Es wäre wohl nicht bei Zweifeln geblieben, hätte er gewußt, welche Abenteuer ihm, Amy, seinem Partner Clay und dem selbsternannten Rasta-Man Kona (geboren in New Jersey) noch bevorstehen sollten...
Meinung:
"Flossen weg!" ist ein typischer Moore: Die Grundidee ist ebenso intelligent wie witzig, und der Autor schafft es, daraus eine amüsante Geschichte zu machen, die aber nie in pure Albernheit abgleitet. Dazu leisten insbesondere die sympathischen, glaubwürdigen Charaktere ihren Beitrag. Jeder von ihnen hat die eine oder andere Macke, aber sie werden nie auf nur diese Macken reduziert.
In diesem Roman setzt sich auch eine Tendenz fort, die schon bei der „Himmelsgöttin“ aufgefallen ist: Während Moore in seinen ersten Büchern schon mal einen Gag um des Gags willen brachte, sind die reinen "Schenkelklopfer" in den letzten Romanen kaum zu finden. Das soll aber nicht heißen, daß "Flossen weg!" nicht ausgesprochen witzig wäre, wenn Moore beispielsweise schreibt "In Wahrheit sind Orcas nicht so komplex, wie Wissenschaftler es gerne hätten. Die meisten Killerwale sind nur tonnenschwere Trantüten, als Streifenwagen verkleidet". Auch das gewohnte "übernatürliche Moment" tritt in der Handlung eher in den Hintergrund, obwohl es natürlich integraler Bestandteil des Grundplots bleibt.
Seine satirische Aufmerksamkeit richtet Christopher Moore, wie schon in der "Himmelsgöttin" und in "Die Bibel nach Biff", auf Religion – in diesem Fall genauer gesagt auf institutionalisierte Religion und den blinden Glauben an einen (vermeintlichen) Messias. Und in seinem neusten, in den USA bereits erschienenen Buch mit dem Titel "The stupidest angel" konfrontiert der Autor den aus "Biff" bekannten Engel Raziel mit einer ganz speziellen Art Weihnachten zu feiern – im Moore-Fans ebenfalls nicht unbekannten Pine Cove. Es scheint, als hätte da jemand sein Thema gefunden. Und solange dabei so intelligente und lustige, aber gleichzeitig auch fesselnde Romane wie "Flossen weg!" herauskommen, ist dagegen auch absolut nichts einzuwenden.
Fazit:
Ein typischer Moore: Witzig, intelligent, sympathisch. Höchstens verkniffene Frömmler und religiöse Dogmatiker könnten sich etwas auf den Schlips getreten fühlen – oder Anhänger des Walfangs.
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