Stadt der Finsternis: Ein Feind aus alter Zeit
Story:
Seit vielen Jahren herrscht zwischen dem Rudel und dem Volk in Atlanta ein brüchiger Waffenstillstand. Regelmäßig treffen sich die beiden Parteien, um Streitpunkte zu verhandeln. Doch dann wird eines der Oberhäupter des Volks umgebracht. Und Kate Daniels hat 24 Stunden Zeit, den Mord aufzuklären. Denn ansonsten kommt es zum Krieg, unter dem alle leiden.
Meinung:
Wieder ist es ein Jahr her, dass man etwas Neues von Illona Andrews gelesen hat. Nicht jeder hiesiger Stammleser ist schließlich des Englischen mächtig und hat zur Überbrückung das exklusiv auf ihrer Homepage erscheinende Werk "Clean Sweep" gelesen. Und so musste man als Fan der Autorin warten, bis endlich wieder ein neues Werk von ihr auf Deutsch herauskommt. Was mit "Stadt der Finsternis: Ein Feind aus alter Zeit" endlich der Fall ist.
Atlanta ist eine besondere Stadt. Denn in ihr herrscht ein etwas brüchiger Frieden zwischen dem Rudel, den Gestaltwandlern, und dem Volk, den Vampiren. Einmal im Jahr gibt es ein offizielles Treffen mit Vertretern der beiden Parteien. Und dieses Mal muss Kate Daniels ohne ihren Geliebten Curran dahin. Doch die Veranstaltung stellt sich als perfide Falle heraus.
Denn Hugh d'Ambray will sie haben. Er will sie unterwerfen, sein Eigen nennen. Denn sie ist die Tochter von Roland, seinem Herren und Meister. Und so gibt er ihr 24 Stunden Zeit, einen perfiden Mord zu lösen. Und er tut alles, um zu verhindern, dass sie erfolgreich sein wird. Wenn sie nämlich versagt, hat er gewonnen.
Hugh d'Ambray ist tatsächlich der erste Gegenspieler von Kate, der vom scheinbaren Tod zurückkehrt. Was zunächst wie eine merkwürdige Entscheidung seitens der Autorin aussieht, entpuppt sich schon bald als eine gute Idee. Denn er ist immer noch ein sehr charismatischer Antagonist, der vor allem sehr intelligent vorgeht.
So setzt er sie von Beginn an unter Druck. Sie ist ständig in Bewegung und muss reagieren. Gleichzeitig sorgt er auch so dafür, dass sie ihre Vorteile nicht ausspielen kann. Das sind vor allem ihre Freunde, das Rudel. Im Laufe der Handlung schaltet er ihre besten Freunde so nacheinander aus und zwingt sie so, sich um sie zu kümmern. Denn das ist ihre Stärke und gleichzeitig ihre größte Schwachstelle: Das sie Freunde hat, um die sie sich kümmert.
Und so gleicht die erste Hälfte des Romans einem Spießrutenlauf, bei dem Kate wiederholt neuen Hindernissen ausgesetzt wird. Und das nutzt Ilona Andrews, um neue Elemente in die ohne an magischen Elementen nicht armen Welt hinzuzufügen. So lernt man dieses Mal die Wendigos kennen. Und man kriegt ungelogen eine Gänsehaut, als man liest, wie sie das erste Mal auftauchen. Hier zeigt sich das Können von der Autorin.
Gleichzeitig nutzt sie "Ein Feind aus alter Feind", um sich auf Figuren zu konzentrieren, die bislang nur am Rande aufgetaucht sind. Vor allem die Werratten werden von diesem Buch enorm profitieren. Endlich erfährt man mehr über sie, was vor allem an ihrem Anführer Christopher liegt, der deutlich ausgebaut wird, gegenüber seinen bisherigen Randauftritten.
Und dann ist da der große Moment. Zum ersten Mal begegnet man dem realen Roland. Und was soll man sagen? Er entspricht so ganz und gar nicht den Erwartungen, die man hat. Er wirkt etwas verrückt, strahlt aber auch eine ungeheure Macht aus. Er ist kein Monster, wie seine Untergebenen. Aber Ilona Andrews stellt ihn trotzdem als jemanden dar, den man nicht unterschätzen darf.
Und dann ist da natürlich auch die Kurzgeschichte "Magische Prüfungen", in der Kates Mündel Julie im Mittelpunkt des Geschehens steht. Es wirkt fast wie ein Entwurf für ein Spinoffprojekt, was ich sehr begrüßen würde. Denn man merkt ihr an, wie viel ihr Verhalten von ihrem Vormund geprägt ist. Sie setzt auch gerne Gewalt an, um an ihr Ziel zu kommen agiert aber gleichzeitig auch sehr intelligent. Ein Vergnügen, dies zu lesen.
Dementsprechend ist dieses Buch mal wieder ein "Klassiker" und hat den "Splashhit" verdient.
Fazit:
Erneut schafft es Ilona Andrews den Leser zu überzeugen. Mit "Stadt der Finsternis: Ein Feind aus alter Zeit" präsentiert die Autorin einen spannungsgeladenen Roman. Sie setzt ihre Protagonistin beständig unter Druck und gönnt ihr nur selten eine Atempause. Es ist ein Spießroutenlauf, in dem Kate Daniels sich ungeahnten Gefahren ausgesetzt sieht. Dabei werden vor allem alte Figuren und auch solche, die bislang am Rande eher aufgetreten sind, ausgiebig charakterisiert. Und man lernt endlich Roland kennen und ist von ihm beeindruckt.
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