Flaschendrehen Furioso
Story:
3 Pärchen und eine Singledame wollen gemütlich Urlaub machen. Alle setzen sich Italien zum Ziel. Was sie nicht ahnen: Ihr Feriendomizil wurde mehrfach belegt. So stehen sie nicht alleine vor der wunderschönen Villa, sondern in drei Gruppen. Alle mit einem Mietvertrag, und alle ohne Option wieder zurück zu fahren oder ein anderes Hotel zu buchen. So stolpern sie in eine nicht erwünschte WG mit Leuten, mit denen sie ihre Ferien eigentlich nicht wirklich verbringen wollten...
Meinung:
Carlo, seine Schwester Elli, und seine langjährige Freundin Anna beschließen den Urlaub gemeinsam in einer schönen Villa in Italien zu verbringen. Ein wenig kriselt es in der Beziehung der beiden Bayern, genauso wie auch bei Tina und Lutz aus Berlin, und bei Heiko und Sandra aus Leipzig nicht alles im Lot ist. Keiner von ihnen wäre auf den Gedanken gekommen, gerade in dieser Situation mit wildfremden Leute Urlaub zu machen - und das war auch nicht das Ziel der drei Personengrüppchen. Vielmehr wurde ihre Ferienwohnung mehrfach belegt. Doch zurückfahren und den anderen das bereits bezahlte Heim überlassen?
Bereits bei der Ankunft wird klar, dass sie sich nicht riechen können. Keiner keinen. Die Pärchen, wie auch die einzige Singlefrau Elli, hätten sich ihren Urlaub ganz anders vorgestellt. Ruhiger, mit weniger Personen, und schon gar nicht mit solch konträren Typen. Auf den ersten Blick wird klar, dass hier Welten aufeinander treffen. Die gut betuchten Bayern, der Versicherungsmakler und die Krankenschwester aus Leipzig, die Hippie-Frau Tina und der Verschwörungstheoretiker Lutz aus Berlin. Eine explosive Stimmung, die direkt am Anfang in einen langatmigen Streit mündet. Wem gehört denn nun eigentlich das Feriendomizil? Jeder hatte einen Mietvertrag, jeder hatte bereits bezahlt, und die Hotels in der Gegend waren vollkommen ausgebucht. Zudem kann nicht jeder der Angereisten weiteres Geld für ein Hotel aufbringen. Wie sollte es weiter gehen? So sieht die Ausgangssituation in "Flaschendrehen Furioso" aus.
Die bunte Personenmischung hätte das Buch durchaus interessant machen können, wäre da nicht dieser aufwallende Ost-West-Konflikt gewesen, von dem die Seiten von Anfang an, bis etwa zwei Drittel vor Ende des Buches getränkt waren. "Ossi", "Wessi", "Emanze", sind oft genutzte Worte und mildern den Lesespass enorm. Man fühlt sich ein wenig in die Zeit vor 15 Jahren zurück gesetzt, in der man noch glaubte, den Konflikt greifen zu können. Doch nicht nur Vorurteile prägen alle Charaktere. Ebenso sind diese laufende Klischees. Keinerlei Charaktertiefe, oder ganz und gar unrealistische Charakterentwicklungen innerhalb von ein paar Seiten, obwohl die Person ganz anders am Anfang aufgetreten war - gemeint ist Sandra. Dabei war der Anfang sehr unterhaltsam und lässt sogar ab und an schmunzeln.
Leider lässt dieser Ansatz schnell nach und man schleppt sich schwer durch die folgenden Seiten. Die Story windet sich sich dahhin, bis es zum namengebenden Flaschendrehen kommt, und auch danach wird es nur langsam besser. Spannung kommt nur bedingt auf. Einzig das letzte Drittel des Buches wird angenehmer zu lesen, dabei werden Wendungen allerdings sehr unwahrscheinlich und wirken etwas fern her geholt.
Tragik, Romantik und Comedy hätten sich sicherlich zu einem guten Werk stricken können, zumal die Idee und der Klappentext viel versprechen. Bedauerlicherweise sind die guten Ansätze nicht vertieft worden und die Story wirkt genauso flach wie die Charaktere.
Ein wenig wirken die Szenen dafür wie in einem Theaterstück oder einem Film. So handelt das ganze Buch in nur 3 Tagen, die Gedanken der Charaktere gehen ineinander über, es wird sofort auf die Reaktionen des anderen reagiert. Dabei wird die Handlung immer von einem Charakter erzählt. Dabei kommt es zu Situationen, wo ein bestimmter Moment aus der Sicht mehrerer Charaktere erzählt wird. Die Art wie das geschrieben ist, ist durchaus interessant. Nur die Übergänge zwischen den einzelnen Figuren könnte man besser kennzeichnen. So ist man des Öfteren am Überlegen welche Person jetzt gerade "denkt".
Geschrieben wurde "Flaschendrehen Furioso" von John Friedmann, einem deutschen Schauspieler, Synchronsprecher und Autor. John Friedmann wurde als Teil des Comedy-Duos "Erkan & Stefan" bekannt. "Flaschendrehen Furioso" ist sein Erstlingswerk als Autor.
Fazit:
Ein mittelmäßiges Comedy-Werk mit einem interessanten Ausgangssetting, dafür aber auch mit vielen Klischees. Wer gern "Slice of Life"-Romane liest, mit etwas Comedy und sich an einigen Ecken und Kanten nicht stören lässt, könnte hier sicherlich seichte Unterhaltung finden.
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