Echos der Vergangenheit
Story:
Corajidin läuft die Zeit davon. Er ist tödlich erkrankt und die einzige Möglichkeit zu überleben, ist das Amt des Hochkönigs. Und dafür riskiert er alles. Sogar einen Bürgerkrieg, unter dem alle leiden werden, sogar seine eigene Tochter.
Meinung:
Häufig sind normale Menschen die Protagonisten von Fantasy-Epen. Doch Mark Barnes beschreibt in "Echos der Vergangenheit" eine Fantasy-Welt, in der die Hauptfiguren eindeutig nicht menschlich sind. Der Roman ist der Auftakt zu einer Trilogie. Der zweite Teil wird mit dem Namen "Das schwarze Herz" im November herauskommen.
Mark T. Barnes ist Australier. Er wurde 1966 in Sydney geboren und schrieb bereits mit sieben Jahren seine erste Kurzgeschichte. Doch seine Karriere nahm zunächst andere Wege. Er arbeitete in der Finanzbranche, war im Werbebereich aktiv und schuf sich im IT-Bereich einen Job, in dem er immer noch aktiv ist. Doch erst als er 2005 einen Kurzgeschichtenworkshop besuchte, beschloss er, als Autor durchzustarten. Seit damals sind diverse Kurzerzählungen erschienen. Ebenso ist er auch als freiberuflicher Redakteur aktiv und ist Creative Consultant für einige TV-Reihen. "Echos der Vergangenheit" ist sein Deutschlanddebüt.
Lange Zeit hat das Reich Shrian in Frieden gelebt. Doch seit neustem herrscht Unruhe im Inneren. Der Herrscher Far-rad-din wird fälschlicherweise des Handels mit Reliquien beschuldigt. Doch in Wahrheit ist das nur eine Intrige des Oberhauptes des Hauses Erebus, Corajidin. Er will das Amt des Hochkönigs haben, da ihm prophezeit wurde, dass es sein Leben retten wird. Denn er ist schwer erkrankt.
Allerdings stehen ihm zwei Personen im Weg. Zum einen seine Tochter Mariam, die ihm sehr am Herzen liegt. Sie ist zwar in seine Umsturzpläne eingeweiht. Doch ist sie sich nicht sicher, ob sie diesen auch folgen kann. Und zum anderen Indris, eine lebende Legende. Vor allem ihn gilt es aus dem Weg zu räumen, da er viel auf den Erhalt des Reiches setzt. Und so kommt es zu einem Bürgerkrieg.
Barnes Debütroman "Echos der Vergangenheit" ist ein Werk, das in vielerlei Hinsicht auffällt. Da ist zum einen die interessante Welt, in der die Handlung stattfindet. Zwar sind Menschen in ihr vorhanden. Doch ein Großteil der Figuren sind Avan, eine durch Magie erschaffte Spezies, die eine Mischung aus Seethe, einer der früheren vorherrschenden Spezies, Menschen und Raubtiere sind. Überhaupt hat die Realität der Geschichte eine enorme Vergangenheit, in der die Grenzen zwischen Fantasy und SciFi verschwimmen.
Ebenso ist Corajidin kein normaler Antagonist. Er ist der Gegenpart zu Indris, soviel wird klar. Auch scheut er nicht davor zurück, über Leichen zu gehen. Und doch wird er als ein komplexer Charakter dargestellt, dem seine Familie am Herzen liegt, und der seine Taten nicht mit einem ruhigen Gewissen begeht. Damit stellt er eine Persönlichkeit dar, die beeindruckt und die durchaus gewisse Sympathien beim Leser hervorruft.
Diese realistisch wirkende Darstellung ist allerdings nicht nur beim Gegenspieler anzutreffen. Auch die Hauptfiguren haben ihre Schattenseiten. So ist Indris lange Zeit passiv wirkend, was unter anderem daran liegt, dass er um seine verschwundene Geliebte Anj-el-din trauert. Und auch Mariam ist keine strahlende Heroin. Ihre Verbindung zum Hause Erebus, und ihre Zweifel, ob sie sich auf die Seite ihres Vaters stellen soll oder nicht, sorgen dafür.
Allerdings braucht der Roman, bis er endlich spannend wird. Die ersten 100 bis 150 Seiten ziehen sich richtiggehend. Es wirkt fast wie Kaugummi, so langweilig liest sich in diesem Buchteil die Handlung. Erst, als das Königreich in den Bürgerkrieg abgleitet, beginnt man von dem Buch fasziniert zu sein.
"Echos der Vergangenheit" macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Und deshalb kann man auch "Reinschauen".
Fazit:
Mark Barnes "Echos der Vergangenheit" überzeugt mit einer interessanten Welt und Protagonisten, die nicht menschlich sind. Alle Figuren sind hervorragend ausgearbeitet und wirken, was besonders beim Antagonisten auffällt, realistisch. Schade nur, dass der Roman lange braucht, um Fahrt aufzunehmen.
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