Erlkönig: Die dunklen Fälle des Harry Dresden 7
Story:
Harry Dresden wird erpresst. Er soll Kemmlers Wort beschaffen, ein mächtiges, nekromantisches Artefakt. Doch ist er nicht der einzige, der danach sucht. Auch andere Nekromanten sind auf der Suche danach. Und bei der Wahl ihrer Mittel sind sie alles andere als zimperlich.
Meinung:
"Erlkönig" markiert innerhalb der "Die dunklen Fälle des Harry Dresden"-Reihe eine kleine Zäsur. Denn am Ende des Romans hat sich bei dem Titelhelden etwas Entscheidendes getan, was Einfluss auf seine persönliche Zukunft haben wird. Was damit genau gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht verraten. Da muss man schon das Buch kaufen.
Mavra, Anführerin des Schwarzen Hofes der Vampire, nimmt Kontakt mit Harry Dresden auf. Beide sind sich eigentlich spinnefeind, doch sie hat den Magier in der Hand. Sie ist in der Lage, seine gute Freundin Murphy ins Gefängnis zu bringen und ihrer Karriere zu zerstören. Damit das nicht geschieht, soll Dresden ihr Kemmlers Wort beschaffen.
Dabei handelt es sich um ein extrem wertvolles Buch für Nekromanten. Wer es besitzt, ist in der Lage eine Art Gott zu werden. Und nicht wenige Nekromanten haben ausgerechnet diesen Zeitpunkt ausgewählt, um Jagd auf den Band zu machen. Chicago ist dabei für sie nur der Schauplatz, um auszufechten, wer am Ende Kemmlers Wort benutzen wird. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.
Jim Butcher hat es bislang in jedem Roman seiner "Harry Dresden"-Reihe geschafft, dass sich sein erdachtes Universum enorm erweitert. Dem ist auch in dem vorliegenden Band der Fall. Wobei das Buch vermutlich nicht jedem gefallen dürfte.
Denn mit Waldo Butters, den Altleser bereits schon von einem früheren Roman her kennen, taucht eine Figur auf, die haarscharf an der Grenze zur Parodie entlang balanciert. Die Figur wird als brillianter Wissenschaftler beschrieben, der jedoch ein ziemlicher Angsthase ist. Die Momente, in denen dies besonders deutlich wird, sind dabei die Szenen, in denen man am herzlichsten lachen kann.
Doch Jim Butcher hält die Balance zwischen Komik und Ernsthaftigkeit. Sein Butters ist zwar Comic Relief, aber gleichzeitig auch eine ernstzunehmende Figur, die bei aller Furcht, fähig ist, sich weiterzuentwickeln. Sie wirkt dadurch glaubwürdig und realistisch und wächst einem ans Herz.
Gleichzeitig ist "Erlkönig" auch der erste Roman innerhalb der "Harry Dresden"-Reihe, in dem der Titelheld ausnahmsweise nicht gegen den Weißen Rat agieren muss, sondern sogar dessen Unterstützung hat. Eine Veränderung mit spürbaren Konsequenzen für die Handlung. Zwar muss sich der Magier am Ende nahezu alleine gegen die Gegenspieler stellen, doch über weite Strecken der Geschichte kann er sich auf die Unterstützung anderer Magier verlassen.
Auch die Beziehung zwischen den beiden Brüdern wird weiterentwickelt. Man lernt mehr über Thomas kennen und wie es ihm geht. Und das anfängliche Unverständnis über manche Aktionen von Harrys Halbbruder weicht bald dem Verständnis.
Und das ist im Grunde ein gutes Beispiel dafür, wie gut sich Jim Butcher darauf versteht, mit seinem inzwischen ziemlich angewachsenen Cast an Figuren umzugehen. Nie hat man das Gefühl, dass er einen bestimmten Charakter vergessen hat. Er ist immer darum bemüht, zumindest kleine Hinweise auf sie einzubauen. Und sei es auch nur die Erklärung, das Murphy mit dem Leibwächter des Archivs, Kincaid, Urlaub auf Hawai macht.
"Erlkönig" ist ein Klasse-Roman. Man wird bestens unterhalten. Es gibt viel zu lachen, aber viele Passagen, die einem den Atem rauben. Das Buch ist ein "Klassiker" und natürlich auch ein "Splashhit".
Fazit:
Der siebente Roman von Jim Butchers "Die dunklen Fälle des Harry Dresden", "Erlkönig", ist erneut ein Spitzenklassebuch. Waldo Butters hat die genau richtige Balance zwischen Comedy Relief und Ernsthaftigkeit. Harry Dresden arbeitet zum ersten Mal mit dem Weißen Rat zusammen und selbst einige Nebenfiguren werden weiterentwickelt. Unbedingt kaufen.
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