Das Gute an der Mafia ist, dass sie sich gegenseitig umlegen: Aufsätze neapolitanischer Kinder über die Camorra
Story:
Wie wirkt es sich aus, wenn man in einer Stadt wohnt, die von der Mafia dominiert wird? Was für Auswirkungen auf Leben hat dies?
Meinung:
Neapel ist eine Stadt, die von der Camorra, der örtlichen Mafia, dominiert wird. Sie versucht jeden Aspekt des Lebens zu kontrollieren, was sich auch auf die Kleinen, die Kinder auswirkt. Über deren Eindrücke berichtet "Das Gute an der Mafia ist, dass sie sich gegenseitig umlegen". Das Buch wurde von dem Anti-Camorra-Pfarrer Don Luigi Merola und dem Lehrer Marcello D'Orta zusammengestellt.
Es ist nicht das erste Mal, das D'Orta Aufsätze seiner Schüler gesammelt hat. Von dem 1953 in Neapel geborenen Lehrer stammen unter anderem auch "Gott hat uns alle gratis erschaffen" oder "In Afrika ist immer Angst". Letzteres wurde von Lina Wertmüller verfilmt.
Don Luigi Merola wurde 1972 ebenfalls in Neapel geboren. Er wurde als Anti-Camorra-Pfarrer bekannt, der vor allem in den schwierigsten Stadtteilen arbeitete. Er gründete die Stiftung "A voce d''e creature" (Die Stimme der Kinder". Hierbei handelt es sich um eine Stiftung für Kinder aus schwierigen Verhältnissen, die ihren Sitz in einer beschlagnahmten Villa eines inhaftierten Camorra-Bosses hat.
Das Buch ist in verschiedene Themen aufgeteilt, wie beispielsweise "Wie wünscht du dir deine Stadt?" oder "Wie verbringst du deine Freizeit?". Es scheinen harmlose Fragen zu sein. Doch die Antworten, die man auf sie erhält, sind es nicht, und zwar bei weitem nicht.
Denn diese wirken einerseits harmlos. Aber andererseits haben sie es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Wenn beispielsweise jemand davon erzählt, dass er von seinem Chef im Kofferraum eines Wagens versteckt wurde, und er da drinnen beinahe erstickt wäre, ist das schon harter Tobak.
Und doch wirken die Aufsätze teilweise herzergreifend naiv, weil sie unschuldig wirken. Die Kinder sind Teil eines Konflikts zwischen verschiedenen Clans, sowie der Mafia und der Polizei, obwohl sie nichts dafür können. Allerdings können einige von ihnen bereits deutlich zwischen dem unterscheiden, was gut ist und was nicht. So weiß ein Kind beispielsweise, dass ein Händler falsche Fische verkauft, weil er denen die Augen mit Wasserfarbe bepinselt, damit sie frischer aussehen.
Dabei sind es nicht nur ganze Texte, die einem vorgestellt werden. Wiederholt gibt es auch Auszüge, Abschnitte von ein bis zwei Sätzen Länge. Aber auch diese verfehlen ihre Wirkung nicht. Im Gegenteil: Durch ihre Kürze wirkt ihre Aussagekraft umso knackiger.
Man wird bei diesem Buch lachen, aber auch nachdenklich gestimmt werden. Man wird ein Wechselbad der Gefühle durchlaufen. Aber man wird nie von dem Geschilderten kalt gelassen! Das macht diesen Band so gut, und deshalb ist er ein "Klassiker", der den "Splashhit" verdient hat.
Fazit:
"Das Gute an der Mafia ist, dass sie sich gegenseitig umlegen" ist eine gelungene Aufsatzsammlung. Marcello D'Orta und Luigi Merola haben die Aussagen von Schülern zusammengestellt, die zeigen, wie sehr die Camorra ihr tägliches Leben beeinflusst. Egal ob sie jetzt lang oder kurz sind, keine der Aufsätze wird einen beim Lesen kalt lassen. Denn sie wirken einerseits herzergreifend naiv und unschuldig. Aber andererseits verfehlen sie ihre Wirkung nie!
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