Kalter Kaffee in Tiflis
Story:
Es geht um die alltäglichsten Dinge. Wo findet man
beispielsweise Alkohol in einem von Islamisten regierten Land? Wie lässt sich
die Internationale am besten aushalten? Und wie fühlt sich Pekinger Smog an?
Meinung:
Als Diplomat kommt man in der Weltgeschichte weit herum. Und nicht immer ist alles dabei Friede, Freude, Eierkuchen. Davon kann Dustin Dehez in seinem Buch "Kalter Kaffee in Tiflis: Absurde Geschichten eines deutschen Gesandten" einiges berichten.
Der Autor wurde 1978 in Bremen geboren und ist freier Politikberater und Publizist. Er studierte Neuere und Neuste Geschichte in Freiburg und Durham, Großbritannien. Er ist seit 2006 Mitglied im Arbeitskreis Junger Außenpolitiker der Konrad-Adenauer-Stiftung. Essays und Analysen von ihm sind unter anderem in der ZEIT Online und den Blättern für deutsche und internationale Politik erschienen. 2008 und 2009 war er Gastprofessor für internationale Beziehungen an der University of Economics in Prag.
Wer bei "Kalter Kaffee in Tiflis" höfliche Zurückhaltung erwartet, der wird enttäuscht sein. Denn Dustin Dehez nutzt sein Buch, um fröhlich loszuledern. Er legt jede Zurückhaltung ab und erzählt frei Schnauze. Das dürfte nicht jedem Leser gefallen. Doch wer sich darauf einlässt, der wird bestens unterhalten.
Das Ziel des Autors ist es, dem Leser die Welt außerhalb der Tagesschau näher zu bringen. Er will ihm zeigen, dass jenseits von den Beiträgen für die Nachrichtensendung und Talkshows wie Günther Jauch, die Welt komplex ist. Gleichzeitig, so meint man auch zwischen den Zeilen zu lesen, möchte er für seinen Job werben. Und das ist ihm gelungen.
Man gewinnt hohen Respekt vor ihm und seiner Arbeit, eben weil frei berichtet. Und dabei seine Reportagen mit einer schönen Portion Ironie garniert. Freimütig gesteht er, dass er oft genug Unmengen an Alkohol verdrückt hat, um einige Situationen überstehen zu können. Wobei das in einigen Ländern nicht einfach war, wenn beispielsweise Islamisten die Vorherrschaft hatten.
Überhaupt ist das Buch immer dann am besten, wenn Dustin Dehez etwas schon fast surreales beschreibt, von dem man nicht glauben kann, dass dies so stattfand. Und doch muss es so gewesen sein, wenn beispielsweise der polnische Außenminister ein Handy mit der James Bond-Melodie als Klingelton hat. Oder wenn die chinesischen Zeitungen etwas vollkommen abstruses berichten.
Gleichzeitig gelingt ihm aber auch der Spagat zwischen humorvoller Darstellung eines Landes, in dem er sich befindet und einem gewissen Respekt dem gegenüber. Er macht sich zwar lustig über diverse Eigenheiten, doch gleichzeitig vermittelt er auch interessante Fakten. Ebenso macht er deutlich, dass auch unser Land, unsere Heimat nicht frei von Macken ist.
Eines ist bei diesem Buch auf jeden Fall sicher: Man wird bestens unterhalten. Deshalb erhält der Band auch die "Klassiker"-Bewertung mit dem "Splashhit" obendrein.
Fazit:
"Kalter Kaffee in Tiflis" ist eine herrlich geschriebene Reportage aus uns fremden Ländern. Dustin Dehez nutzt das Buch, um herrlich abstruse Situationen zu beschreiben und ansonsten durch feinste Ironie zu glänzen. Gleichzeitig schafft er auch den Spagat hinüber zu informativen Passagen. Kurzum: Der Band ist äußerst empfehlenswert.
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