Über Boxen
Story:
Sie sind Könige, wenn sie siegen. Sie sind tragische Helden, wenn sie knapp scheitern. Und ihre Schlachten sind legendär! Boxer sind sie, die auf Grund ihrer Taten berühmt wurden.
Meinung:
Jeder kennt sie: Joe Frazier, Muhamed Ali oder Max Schmeling. Was sie geleistet haben, hat dafür gesorgt, dass ihr Sport, beliebt ist, wie sonst nur wenige andere Sportarten. Joyce Carol Oates hat über diese Sportart in "Über Boxen" geschrieben.
Die US-Amerikanerin wurde 1938 geboren. Im Jahr 1963 wurde ihr erstes Buch veröffentlicht, dem bald viele weitere folgten. Nicht nur Romane hat sie geschrieben, sondern auch Gedichte, Essays oder Theaterstücke. Sie hat seit 1978 an Princeton-Universität gelehrt, wobei sie im Juli dieses Jahres aufhören will.
Mit "Über Boxen" hat der Manesse-Verlag erneut ein Kleinod herausgebracht. Einen Klassiker, allerdings kein fiktionales Werk. Stattdessen beschäftigt sich Frau Oates mit einem Sport, der als "männlich" gilt, auch wenn es weibliche Vertreter gibt. Es geht ums Boxen!
Zunächst dürfte man irritiert sein. Wieso sollte Frau Oates über diesen Sport schreiben? Sie ist schließlich eine Frau, ein Vertreter des "Schwachen Geschlechts", wobei die Bezeichnung idiotisch ist, wie sonst was. Vielmehr sollte man sich fragen, wieso sollte sie nicht darüber schreiben? Denn gerade weil sie weiblichen Geschlechts ist, hat sie vielleicht einen anderen Blickwinkel als so manch testosterongesteuerter Autor.
Tatsächlich wird schon auf den ersten Seiten klar, dass Frau Oates durchaus perfekt über das Spektakel im Ring schreiben kann. Und sie ist eine sehr gute Beobachterin, die sich mit dem Sport auskennt. Und sie hat ein Gefühl für die Atmosphäre, die diese Sportart umgibt.
Das wird schon auf den ersten Seiten klar, als sie nicht nur die Auseinandersetzung im Ring beschreibt, sondern auch die Reaktion der Zuschauer! Sie selbst bewertet den Kampf nicht, sondern gibt nur wieder, wie die Beteiligten reagieren und stellt darauf basierend Vermutungen an. Man meint fast den Schweiß zu riechen, der in der Luft liegt, so realistisch wirkt das Dargestellte!
Und dann geht es los. Es ist eine wilde Tour durch die Geschichte des Boxsports. Dabei geht die Autorin nicht chronologisch vor. Mal schreibt sie Muhamed Ali, mal über das Entstehen des Boxens im römischen Reich. Max Schmeling kommt ebenso vor, wie auch Joe Louis. Doch stört das? Nein!
Denn Frau Joyce Carrol Oates will keine Biographie des Boxens schreiben. Sie will "Über Boxen" schreiben, sie will sich intellektuell mit dem Sport auseinandersetzen. Für die Historie gibt es andere Bände! Ihr geht es um die Bedeutung der Kombattanten, um ihre Heldentaten und ihre oftmals tragischen Schicksale! Und dabei nimmt sie den Leser mit.
Denn auch, wenn sie intellektuell schreibt: Ihr Buch ist für jedermann verständlich. Ihre Argumente sind glasklar, und wenn sie verächtlich die Biographie eines Boxers förmlich in der Luft zerreißt, kann man ein Lächeln nicht unterdrücken. Denn klar ist, hier ist jemand am Werk, der den Sport in all seinen Facetten liebt!
Der Manesse-Verlag hat das Buch großartig ins Deutsche übertragen. Vor allem die Extras sind eine zusätzliche Erwähnung wert. Die vielen Anmerkungen und das Namensverzeichnis alleine sind schon einen Grund wert, dieses Buch zu kaufen.
Man sollte nicht nur als Boxfan das Buch kaufen, sondern auch als Freund gut geschriebener Essays. Dieser Band ist ein "Klassiker" und gleichzeitig ein "Splashhit".
Fazit:
"Über Boxen" schreibt Joyce Carol Oates. Und sie schreibt darüber sehr gut! Sie schafft es, die Atmosphäre und Begeisterung, die diese Sportart umgibt perfekt wiederzugeben. Dabei beschäftigt sie sich hauptsächlich mit den Boxern an sich. Ihre Sprache ist klar und verständlich, ihre Argumente nachvollziehbar. Sehr schön sind auch die vielen Extras, die mit im Buch sind.
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