Occupy World Street: Roadmap für den radikalen Wandel
Story:
Etwas muss passieren: Denn die Schere zwischen Arm und Reich wird größer, die Umwelt wird weiter zerstört. Und die Reichen und Mächtigen? Tun nichts! Etwas muss passieren.
Meinung:
Erinnert sich noch jemand an "Occupy Wall Street"? Jene Protestbewegung, die 2011 ihren Anfang nahm, und sich gegen die, in ihren Augen, große Ungerechtigkeit in der Welt richtete, exemplarisch anhand der Wall Street. Die Bewegung hat in der ganzen Welt viel Sympathie hervorgerufen und zahllose Debatten und Denkanstöße angeregt. Eines der Werke, welches ausgehend von "Occupy Wall Street" sich mit einem gesellschaftlichen Wandel beschäftigt, ist Ross Jacksons "Occupy World Street: Roadmap für den radikalen Wandel".
Der Autor wurde 1938 in Kanada geboren. Seit 1964 lebt er in Dänemark, deren Staatsangehöriger er 1972 wurde. Er ist Vorsitzender Und Gründer des Gaia-Trusts, einer gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in Dänemark.
Man ist zugegebenermaßen skeptisch, wenn man den Titel liest. "Roadmap für den radikalen Wandel" klingt in den Ohren eines normalen Menschen, dessen Weltansicht sich hauptsächlich um sich selbst dreht, etwas dramatisch. Man fragt sich, was der Autor denn für Vorstellungen hat, um die Welt zu verändern und wie sich das auf das eigene private Glück auswirken könnte.
Zugegeben: Ross Jackson verlangt von seinem Leser, dass er sich auf seine Theorien und Ansichten einlässt. Tut er das nicht, kann er dem Buch überhaupt nichts abgewinnen. Doch wenn man bereit ist, über seinen eigenen Schatten zu springen, lohnt es sich durchaus.
Der Autor entwirft nicht sofort eine Lösung. Sein persönliches Utopia, welches er im fünften Teil des Buches, "Auf zu einer Gaia-Weltordnung", vorstellt, ist das Ergebnis einer ausführlichen Analyse des Ist-Zustands und welche Lehren man daraus ziehen kann. Und das liest sich durchaus interessant.
Ross Jackson verheimlicht nichts. Ausführlich seziert er förmlich das Scheitern des Neoliberalismus oder die verschiedenen Finanzkrisen. Er verweist auf die Schuldigen und wieso es so gekommen ist, wie es kommen musste. Das ist nicht immer leicht zu lesen. Doch es lohnt sich, sich durchzubeißen. Denn wenn man sich auf den Text einlässt, hat man eine förmlich erschreckende Wahrheit vor sich.
Und doch ist das Buch nicht frei von Fehlern. Es sind zwar nur verhältnismäßig kleinere Mankos. Doch in ihrer Menge sorgen sie dafür, dass der im Prinzip positive Grundeindruck doch massiv leidet.
Zunächst einmal wirkt der Band stellenweise wie starke Selbstbeweihräucherung. Ross Jackson lobt seine Kollegen, und die loben ihn vor allem in der Einleitung zurück. Das wirkt so penetrant und störend, dass man die entsprechenden Passagen schnell überblättert.
Auch hat man manchmal das Gefühl, dass Ross Jackson an dem Thema vorbeischreibt, sich nicht genügend damit beschäftigt. Wenn er das Scheitern von Obamas Politik bemängelt, vergisst er die radikale Tea Party, die ja für den Neoliberalismus pur stehen. Hier hätte eine nähere Analyse mit dieser Splittergruppe sicher aufschlussreiches gebracht.
Und dann ist da noch die Utopia, die Ross Jackson vorschwebt. Utopias sind generell unrealistisch. Doch in diesem Fall hat man den Eindruck, dass der Autor sich nicht kritisch genug mit seiner Zukunftsvision auseinandersetzte, da sie zu naiv wirkt. Denn klar ist vor allem eins: Das wird nicht funktionieren. Dazu ist der Mensch viel zu sehr er selbst.
Wie gesagt, es sind nur kleine Mankos. Doch sie reichen aus, um die Bewertung auf ein "Für Zwischendurch" zu drücken. Was schade ist, denn der Band hatte durchaus Potential für mehr.
Fazit:
Ross Jacksons "Occupy World Street: Roadmap für den radikalen Wandel" ist kein leicht zu lesender Band. Man muss sich auf den Text einlassen, um die sehr guten Analysen des Autors verdauen zu können. Und es lohnt sich. Denn Herr Jackson liefert viele Denkanstöße. Schade sind nur die kleinen Mankos: Die Selbstbeweihräucherung, die Anaylsen, die stellenweise das offensichtliche vermissen lassen und das, auch wenn es merkwürdig klingt, zu naive Utopia. Wen dies nicht stört, der hat ein gutes Buch vor sich.
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