Liebe und andere Parasiten
Story:
Einst war Ritchie ein bekannter Rockstar. Doch jetzt ist seine große Zeit vorbei, und er hat eine Affäre mit einer Minderjährigen, die er unbedingt Geheimhalten muss. Und zwar unter anderem vor Val, dem Verlobten seiner Schwester Bec, einem Boulevardjournalisten.
Meinung:
Oft genug wird sich ja über das aktuelle Fernsehprogramm beschwert. Darüber, dass es dazu führt, dass der moralische Kompass verloren gegangen ist. James Meek greift letzteres auf, um in seinem Buch "Liebe und andere Parasiten" exemplarisch darüber zu schreiben, wie sich ein solcher Verlust auf eine Familie auswirken kann.
James Meek wurde 1962 in London geboren. Er studierte an der Edinburgh-Universität. Er lebte in den 1990er Jahren lange Zeit in Russland, ehe er zurück in seine Heimatstadt zog. Bis 2005 schrieb er für den Guardian, eine britische Zeitung, ehe er für die Zeitschrift London Review of Books anfing zu arbeiten. Sein Roman "Die einsamen Schrecken der Liebe" soll von Johnny Deep verfilmt werden.
Einst war Ritchie ein bekannter Rockstar. Doch jetzt ist er abgehalftert. Er moderiert eine Fernsehsendung, in der junge Künstler angeblich ihre Chance kriegen, sich zu beweisen, und er hat eine Affäre mit einer Minderjährigen. Nicht gerade etwas, was sich gut in seinem Lebenslauf machen würde.
Doch dann kommt es, wie es kommen muss. Seine Schwester Bec löst die Verlobung mit dem Boulevardjournalisten Val auf. Jener entdeckt die Affäre von Ritchie und beschließt, bittere Rache zu nehmen. Er schwingt sich zum Hüter der Moral auf und beginnt ein perfides Spiel zu treiben.
Was ist richtig? Was ist falsch? Worauf kann man sich noch verlassen, wenn plötzlich Dinge zählen, die im Grunde genommen unmoralisch sind? James Meek versucht diese Fragen zu beantworten.
Und zu Beginn schafft er es problemlos, eine Atmosphäre aufzubauen, die den Leser moralisch verwirrt zurücklässt. So legt Ritchie beispielsweise Wert darauf, dass eine talentierte Jungband extra miserabel spielt, weil sonst die Erwartungen des Publikums enttäuscht werden. Und das ist geradezu symptomatisch für die Gesellschaft, die der Autor darstellt.
Denn in ihr wirken alle Figuren orientierungslos und suchen quasi nach neuen Zielen. Bec ist sich beispielsweise unsicher, ob die Verlobung mit Val so eine gute Idee war. Oder die Mutter der beiden macht eine neue Diät, und erwartet von ihren Kindern Anerkennung dafür, und ist heimlich enttäuscht, wenn sie das nicht tun.
Das klingt im Prinzip nicht schlecht. Doch an der Umsetzung hapert es. Denn man wird als Leser mit keiner einzigen der Figuren warm. Im Gegenteil: Sie alle fangen an, früher oder später zu nerven.
Hinzu kommt auch, dass James Meek sich an einigen Stellen lieber mehr um Nebencharaktere kümmert, anstatt um die Hauptprotagonisten. Das führt dazu, dass sie dann dementsprechend wenig weiterentwickelt werden, und man sich schon bald langweilt, wenn man neues von ihnen liest.
Unterm Strich bleibt "Liebe und andere Parasiten" unter seinen Möglichkeiten zurück. Daher ist das Buch "Für Zwischendurch" zu empfehlen.
Fazit:
Anhand einer Familie beschreibt James Meek die Auswirkungen eines verloren gegangen, moralischen Kompasses. "Liebe und andere Parasiten" ist dabei vor allem darin gut, eine Atmosphäre aufzubauen, die den Leser moralisch verwirrt. Denn alle Protagonisten wirken orientierungslos und suchen neue Ziele. Allerdings hapert es an der Umsetzung. Die Figuren nerven sehr bald und der Autor kümmert sich teilweise lieber um Nebencharaktere, als um die Hauptdarsteller seines Buches.
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