Gret Grundlin 02: Hüt' Dich, schön's Blümelein
Story:
Nach den Ereignissen in Mord und Lautenklang nimmt das Leben für Gret Grundlin zunächst wieder seinen gewohnten Gang: Sie versorgt den Haushalt von Doktor Minutus, geht ihm bei seinen Patienten zur Hand und zankt sich mit Hans Stellmacher. Als der seine Freundin aber zum Jahrmarkt einlädt, machen die beiden auf dem Weg eine grausige Entdeckung. In einem Graben liegt die Leiche einer jungen Frau. Es ist eindeutig Mord, aber niemand glaubt wirklich daran, dass die Behörden den Täter fassen werden. Nur Gret fallen die Hinweise auf, die eine Spur zum Mörder sein könnten. Die junge Frau setzt sich in den Kopf, die Täter dingfest zu machen, egal in welche Gefahr sie sich selbst dafür begeben muss...
Meinung:
Das erste Abenteuer von Gret Grundlin konnte in einigen Punkten noch nicht mit den später entstandenen Romanen um Engelke Geerts mithalten. Der Nachfolger schlägt sich schon deutlich besser. Die Geschichte kommt merklich schneller in Fahrt und liest sich erheblich flüssiger.
Die Pluspunkte des ersten Bands bringt auch "Hüt' Dich schön's Blümelein" mit: Grets Beharrlichkeit und der Zeitdruck, den die Autorin sukkzessive aufbaut, sorgen für ordentlich Spannung. Zusammen mit dem flüssigeren Schreibstil entpuppt sich der Roman als kleiner page turner. Das zeigt sich insbesondere, sobald von Bellingen ihre Protagonistin gewissermaßen "verdoppelt".
Auch insgesamt sind die Charaktere wieder gut gelungen. Auffällig ist, dass einige wichtige Nebencharaktere aus dem ersten Band entweder gar nicht mehr auftauchen oder mitten im Buch aus der Serie geschrieben werden. Sie werden aber alle adäquat ersetzt. In diesem Band wendet die Autorin auch ein Mittel an, das sich bei späteren Bänden in größerem Umfang finden wird: Der Dialekt, insbesondere Alines breites Schwäbisch, trägt viel zur Sympathie bei. Erneut taucht außerdem eine historische Persönlichkeit auf, die später in die Geschichtsbücher eingehen wird: Der kleine malbegabte Barthel wird später einmal als Bartholomäus Bruyn der Ältere zu Ruhm gelangen.
Stichwort historisch, die Einbettung in die "reale" Geschichte ist auch diesmal gut gelungen. Alle Charaktere agieren sichtbar als Kinder ihrer Zeit. Barbara von Bellingen erliegt nur sehr begrenzt einer Gefahr, die Autoren historischer Romane oft droht, nämlich mit ihren Charakteren moderne Denkweisen und Ansichten in vergangene Jahrhunderte zu implantieren.
Der Kriminalfall ist gelungen konstruiert, insbesondere weil er sukkzessive an Ausdehnung und Sprengkraft gewinnt. Auf den ersten Blick etwas sehr unwahrscheinlich wirkt die Geschichte, die sich um Grets Vergangenheit entspinnt. Das mildert von Bellingen aber dadurch ein Stück weit ab, dass sie die Charaktere selbst diesen Punkt ansprechen lässt. Gret und die anderen wundern sich nicht weniger als der Leser, wie wunderbar das Schicksal doch alles gefügt hat.
Nicht zuletzt dadurch dass viele offene Fragen aus der Vergangenheit geklärt werden, aber auch wichtige Weichenstellungen für die Zukunft getroffen werden, wirkt "Hüt' Dich, schön's Blümelein" ein wenig wie ein Abschlussband. Aber es wird viele Leser freuen, dass Barbara von Bellingen zwei weitere Romane um die kluge Frau aus Köln geschrieben hat.
Fazit:
Während der erste Band um Gret Grundlin noch einige Mängel hatte, ist der Nachfolger ein guter historischer Krimi. Insbesondere der Lesefluss ist merklich besser, und der "Leerlauf" zu Beginn kürzer.
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Barbara von Bellingen
Gret Grundlin 02: Hüt' Dich, schön's Blümelein
Erscheinungsjahr: 1995
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Econ
ISBN: 3-612-25076-0
309 Seiten
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