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Gesammelte Gedichte

Story:
Die gesammelten Gedichte eines der bedeutendsten deutschen Dichter in einem handlichen Band.

Meinung:
Der gesammelte lyrische Gernhardt auf nahezu 1.200 Seiten im praktischen Ziegelsteinformat. Das sollte eigentlich als Aussage über die Qualität dieses kleinen Büchleins genügen und diejenigen, in deren Haushalt er tatsächlich noch fehlen sollte, auf den Weg in die jeweilige Lieblingsbuchhandlung drängen lassen.

Da diese Rezension dann aber arg kurz wäre, das Ganze doch etwas ausführlicher: Die Verlagswerbung bezeichnet Robert Gernhardt als "einen der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache", und im Gegensatz zu den sonst dort nicht seltenen schamlosen Übertreibungen hat die Verlagswerbung in diesem Fall voll und ganz recht. Robert Gernhardt hatte nicht nur bei wichtigen Institutionen der deutschen Humorgeschichte seine Finger im Spiel, er ist selbst eine solche Institution.

Geboren 1937 im heutigen Estland, verschlug es Gerhardt mit seiner Familie über mehrere Zwischenstationen zunächst nach Göttingen. Anschließend studierte er Malerei in Stuttgart und Berlin, sowie Germanistik ebenfalls in Berlin. Ab 1964 lebte er als freischaffender Künstler in Frankfurt/Main. Dort arbeitete er unter anderem als Redakteur des Satiremagazins "pardon", wo er die Nonsensbeilage "Welt im Spiegel" mitbegründete. Die "WimS" gilt als maßgeblicher Einfluss für die Entwicklung der neueren humoristischen Literatur. Später war er, zusammen mit anderen großen Namen wie F. W. Bernstein, F. K. Wächter, Chlodwig Poth, Eckard Henscheid, Bernd Eilert, Peter Knorr oder Hans Traxler, einer der Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule. Deren Publikationsorgan war zunächst wiederum die pardon, später die unter anderem von Robert Gernhardt als Konkurrenzmagazin gegründete "Titanic".

In den 1980er Jahren arbeitete Gernhardt, teils im Kollektiv mit Eilert und Knorr, teils alleine, als Co-Autor verschiedener Programme von Otto Waalkes sowie als Herausgeber von Büchern des Komikers. Auch als Lyriker trat er zunehmend hervor, wobei er sein Spektrum von anfänglichen Nonsensversen immer weiter verbreiterte. Ab 2003 las er in der ARD-Sendung "Druckfrisch" regelmäßig zeitkritische Sonette. Außerdem hielt er Vorlesungen über Lyrik in Frankfurt und Düsseldorf. 2006 starb Robert Gernhardt an einer Darmkrebserkrankung, von der er bereits seit einigen Jahren gewusst hatte. Der Gedichtzyklus "K-Gedichte" befasst sich teilweise mit seinem Kampf gegen den Krebs. Zu Gernhardts Nachlass gehören unter anderem rund 40.000 Seiten Aufzeichnungen in den sogenannten "Brunnen"-Heften, aus denen bis heute Material für neue Bücher des Autors zusammengestellt wird.

Ein Buch, dass Gernhardts gesammelte Werke, oder jedenfalls den lyrischen Teil davon, umfassen will, muss also ein gewisses Format haben. Der S. Fischer Verlag hat es jedoch geschafft, dank dünnem Papier alle Gedichte von den Studententagen des Autors 1954 bis zu seinem Tod 2006 in einem handlichen Band zu einem bezahlbaren Preis unterzubringen. Auf beinahe 1.200 Seiten hat man sozusagen den "ganzen Gernhardt", von reinem Nonsens und Sprachspielereien über kluge Sozialkritik bis zur höchstpersönlichen Auseinandersetzung des Autors mit seinem Leben und seiner Gesundheit. In diesem Band kann man sich verlieren, alleine indem man es irgendwo aufschlägt und ein Gedicht liest. Und dann noch eines und noch eines und...

Wenn die halbwegs gebildete Seele zwischen DSDS, Bundestagswahlkampf und den alltäglichen Dämlichkeiten des dämlichen Alltags wieder einmal Erholung braucht, enthält dieses Buch eine großzügige Portion der geeigneten Medizin. Und im Gegensatz zu so manchen Pillen und Tinkturen, schmeckt diese Arznei nicht einmal bitter, ganz im Gegenteil. Man braucht keine Gründe, etwas von Robert Gernhardt im Bücherregal stehen zu haben – man braucht eine gute Ausrede, nichts von ihm im Regal stehen zu haben.

Anmerkung: Dieser Band ist die überarbeitete und erweiterte Fassung einer bereits 2004 erschienenen Sammlung, die um die Gedichte Robert Gernhardts zwischen 2004 und seinem Tod 2006 ergänzt wurde.

Fazit:
Den gesammelten lyrischen Gernhardt in einem handlichen Band zum bezahlbaren Preis – welche Ausrede haben Sie, diesen Band noch nicht im Regal stehen zu haben? Robert Gernhardt war einer der bedeutendsten Dichter deutscher Zunge, von pardon über Titanic und Neue Frankfurter Schule bis zum Universitätsdozenten oder Co-Autoren für Otto Waalkes. Wenn man dieses Buch schon nicht aus Gründen der Bildung benötigen sollte, braucht man ihn als Seelentröster zwischen den Stumpfheiten des Alltags. Dann blättert man die "Gesammelten Gedichte" einfach irgendwo auf und liest ein Gedicht, und dann noch eines, und noch eines, und...

Gesammelte Gedichte - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Robert Gernhardt
Gesammelte Gedichte
Erscheinungsjahr: 2008



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
S. Fischer

Preis:
€ 16,00

ISBN:
978-3-10-025511-2

1168 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Robert Gernhardt, und zwar reichlich
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 20.05.2013
Kategorie: Rezensionen
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