Ein Leben in Krieg und Frieden
Story:
Kofi Annan war und ist einer der bekanntesten Staatsmänner der aktuellen Zeit. Als Generalsekretär der UNO hat er in seiner Amtszeit viele Krisen gemeistert. In seinem Buch spricht er jetzt über seine Arbeit.
Meinung:
Wenn es um Krisensituationen und den Einsatz der Weltgemeinschaft in selbigen geht, denkt man an die Blauhelme, die internationale Eingreiftruppe der Vereinten Nationen. Doch oft genug wirkt eben diese wie ein zahnloser Tiger, der häufig außer beobachten nichts tun kann. Und dies wirft selbstverständlich ein schlechtes Licht auf die UN. Kofi Annan war einst Generalsekretär der Vereinten Nationen. In "Ein Leben in Krieg und Frieden" spricht er über Erfolge und Misserfolge.
Kofi Annan wurde 1938 in Kumasi, einer Stadt der ehemaligen Kolonie Goldküste, dem jetzigen Ghana. Er war zwischen 1997 und 2006 der siebte Generalsekretär der Vereinten Nationen. Sein Werk, und dass der Organisation, die er leitete, wurden 2001 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Es ist sicherlich keine einfache Aufgabe, eine Organisation wie die UN zu führen. Potentiell hat sie einiges an Gewicht, vor allem, wenn alle wichtigen Länder an einem Strang ziehen. In der Realität gibt es zwar erfolgreiche Einsätze. Doch ebenso existieren viele Fehlschläge, wie beispielsweise das Verhalten der Organisation im Bosnien-Krieg.
Darüber zu berichten und die Hintergründe für die Entscheidung der UN darzulegen, ist keine einfache Aufgabe. Doch Kofi Anan stellt sich der Herausforderung und meistert sie mit Bravour. Dabei bietet er dem Leser einen durchaus interessanten Einblick hinter die Kulissen der Organisation.
Sicherlich mit das interessanteste Detail ist, dass die Vereinten Nationen nicht einfach so in ein Krisengebiet eingreifen kann. Alle Kriegsparteien müssen ihre Zustimmung geben, damit die UNO aktiv werden kann. Dies ist nicht immer gegeben, und häufig gibt es außerdem auch noch Schwierigkeiten mit den Mitgliedern des Sicherheitsrates. Nur allzu häufig kann es passieren, dass sich ein Land, dass in jenem Ausschuss sitzt, sperrt, und dann ist die Organisation wie gelähmt. Schlimmstenfalls erhält sie dann nur ein Mandat, das sie zum Zugucken verdammt.
Kofi Annan berichtet nicht chronologisch über die Probleme seiner Amtszeit. Vielmehr gliedert er sie in Themengebiete, wobei das interessanteste, "Die Kriege von 9/11" erst am Ende des Buches zu finden ist. Eine Entscheidung aus Spannungsgründen, da dies das Kapitel ist, welches einen als Leser am meisten interessiert.
Beim Lesen könnte man natürlich meinen, dass der Privatmensch Kofi Annan bis auf ein Kapitel, in denen seine Zeit vor seinem Posten als Generalsekretär kurz angerissen wird, zu kurz kommt. Doch darum geht es in diesem Buch nicht. Es ist keine Biographie, sondern eine Abhandlung, in der der Politiker seine Sicht über die Dinge, die während seiner Amtszeit passierten, darlegt.
Und wenn man so will, ist dies auch die einzige Schwäche in seinem Buch. Denn oft hat man das Gefühl, dass Herr Annan sich und die UN in Schutz nehmen will, wenn er beispielsweise die Schuld am Versagen in Ruanda auf das erstellte Mandat schiebt. Dabei zeigt er in dem Kapitel über die afrikanischen Probleme, dass er und die Organisation, die er leitet, auch anders können.
"Ein Leben in Krieg und Frieden" bietet einen guten Einblick hinter die Kulissen der UN. Dass muss man Kofi Annan auch lassen. Doch durch die Rechtfertigungen entsteht sozusagen ein kleiner Kratzer im Lack. Dennoch ist der Band ein "Klassiker", eben nur mit einem Schönheitsfehler.
Fazit:
"Ein Leben in Krieg und Frieden" ist Kofi Annans Rückblick auf seine Zeit als Generalsekretär bei der UN. Es ist ein interessantes Buch, welches viele Einblicke hinter die Kulissen der Organisation bietet. Und der Autor kann einiges berichten. Nicht alles ist schön, wie man anhand der Beschreibung des Bosnien-Einsatzes bestätigen kann. Wenn der Band einen Mangel hat, dann ist es das Gefühl, dass Herr Annan sich und seine Arbeit versucht zu rechtfertigen. Das führt manchmal dazu, das sozusagen der Schwarze Peter auf jemand anderes geschoben wird. Doch ist dies ein kleines Manko in einem ansonsten gelungenem Buch.
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