James Bond 05: Liebesgrüsse aus Moskau
Story:
SMERSH, die tödliche, russische Spionage-Organisation, will in dem kalten Krieg ein deutliches Zeichen setzen. Man will James Bond, den britischen Geheimagenten ausschalten. Und dabei wird seine Schwäche für schöne Frauen ausgenutzt. Doch ob wirklich alles so läuft, wie geplant?
Meinung:
SMERSH war bislang der rote Faden, der die James Bond-Romane zusammenhielt. Sie tauchte zuerst in Casino Royale auf und zog selbst in Moonraker im Hintergrund die Fäden. Mit "Liebesgrüsse aus Moskau" wird sie zum ersten Mal direkt aktiv.
SMERSH, die russische Spionageorganisation, plant einen großen Coup. Man will den westlichen Geheimdiensten einen Schlag versetzen. Zum einen soll mit James Bond eine der besten Agenten umgebracht werden. Zum anderen soll ein dadurch ausgelöster Skandal die westlichen Nachrichtendienste stark beschäftigen, so dass sie nicht mehr in der Lage sind, wie gewohnt zu agieren. Dies soll vor allem durch Bonds Vorliebe für schöne Frauen erreicht werden.
Und so erhält 007 eines Tages den Auftrag, eine angebliche russische Überläuferin zu überprüfen und sie dann nach England zu begleiten. Sie wartet in der Türkei auf ihn. Er lernt dort den Agenten vor Ort, Darko Kerim, kennen. Jener soll ihn auf der Reise begleiten. Doch als die Fahrt losgeht, sind die Gegenspieler bereits an Bord des Zuges. Und die Falle beginnt zuzuschnappen.
"Liebesgrüsse aus Moskau" ist der bislang ungewöhnlichste Bond-Roman. Denn anders als die Vorgänger beginnt man nicht mit den Erlebnissen von 007, sondern lernt erst einmal detailliert die Pläne von SMERSH kennen. Und selbst dann, wenn man wieder bei James Bond ist, dauert es, bis die eigentliche Handlung beginnt. Stattdessen erlebt man einen ungewöhnlichen Einblick in das Privatleben des Geheimagenten.
Dieser kurze Blick hinter die Fassade reicht jedoch aus, um James Bond etwas menschlicher wirken zu lassen. Man lernt seine Essgewohnheiten kennen, und wie und wo er wohnt. Es ist ein Stück Normalität, in einer ansonsten ernsten Geschichte.
Wobei man allerdings auch betonen muss, dass sich Ian Fleming Zeit lässt, ehe er James Bond in die Falle von SMERSH laufen lässt. Vorab schildert er, wie der Geheimagent in Istanbul Darko Kerim kennenlernt und mit ihm einige Abenteuer erlebt. Die Passagen, in denen man dies liest, sind die lebendigsten im gesamten Buch.
Und das liegt vor allem an Kerim. Mit ihm hat Ian Fleming eine Figur erschaffen, die es mit Felix Leiter oder Quarrel locker aufnehmen kann. Man hat wirklich den Eindruck, dass er lebt, so sehr strotzen seine Passagen nur vor Lebenslust. Auch wenn vieles aus heutiger Perspektive merkwürdig wirkt, wie die Bräuche der Zigeuner, und eventuell von Ian Fleming erfunden wurde. Es stört nicht. Im Gegenteil: Es trägt mit dazu bei, dass die Ereignisse in Istanbul viel für die Atmosphäre des Romans tut.
Die anschließende Zugreise kann das gute Niveau allerdings nur schwer halten. Die entsprechenden Szenen lesen sich zwar interessant. Doch will der Funke nicht so recht überspringen.
Was außerdem ein Problem des Romans ist, wurde schon weiter vorne angedeutet. Er kommt schwer in die Gänge. Die Szenen in Moskau, die ganze Planung und auch die Zeit, die das Buch braucht, bis James Bond in Istanbul angekommen ist: Das sind alles Seiten, in denen man als Leser Probleme hat, sich zum Weiterblättern zu motivieren. Es liest sich langweilig und müheselig, was Ian Fleming da zu Papier bringt.
Es ist ein schwacher James Bond-Roman. Und deshalb empfiehlt Splashbooks ihn "Für Zwischendurch".
Fazit:
"Liebesgrüsse aus Moskau" fängt langsam an. Ian Fleming konzentriert sich zuerst auf die Darstellung der SMERSH-Pläne, ehe mit einem Blick in James Bonds Privatleben dem Leser einige Einblicke auf die menschliche Seite des Agenten gibt. Allerdings wirken diese Passagen langweilig und tragen dazu bei, dass das Buch nur schwer in die Gänge kommt. Es folgt Istanbul, und damit auch die lebendigsten Passagen des gesamten Romans. Das liegt vor allem an Kerim, dessen Art und Weise ihn gleich sympathisch wirken lassen. Die Zugfahrt enttäuscht hingegen. Sie kann die Atmosphäre der vorherigen Kapitel nicht halten.
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