James Bond 03: Moonraker
Story:
Als James Bond gebeten wird, gegen Sir Hugo Drax am Kartentisch anzutreten, ahnt er noch nicht, worauf er sich einlässt. Denn schon bald begegnet er dem Millionär wieder. Dieses Mal steht allerdings mehr auf dem Spiel als nur Geld.
Meinung:
Es wirkt merkwürdig. Da ist letztes Jahr mit "Skyfall" der bislang erfolgreichste "James Bond"-Film aller Zeiten im Kino erschienen. Und an der Bücher-Front sah es verhältnismäßig mau aus. Zumindest was die neuen Geschichten anging, denn bis auf Carte Blanche war kein weiteres literarisches Abenteuer der Neuzeit erschienen. Doch Gottseidank gibt es den Cross Cult-Verlag. Jener bringt aktuell die klassischen, von Ian Fleming geschriebenen Romane des Gentleman-Agenten auf Deutsch heraus. Und zwar neu übersetzt und ungekürzt. "Moonraker" ist der dritte Band der Reihe.
Sir Ian Fleming wurde 1908 geboren und starb 1964. Er stammte aus einer reichen Familie und studierte am Eton und Sandhurst-College, sowie in München und Genf. Er arbeitete während des zweiten Weltkriegs im britischen Nachrichtendienst. Aus jener Zeit und aus seiner Arbeit als Journalist bezog er die Inspiration für seine James Bond-Romane. 14 Stück von diesen hat er insgesamt geschrieben.
Es ist ein normaler Tag beim British Secret Service, als James Bond von seinem Vorgesetzten M einen ungewöhnlichen Auftrag erhält. Jener hat den Millionär und Industriellen Sir Hugo Drax im Verdacht, beim Bridge spielen zu schummeln. Doch bislang hat er keinen Beweis dafür, weshalb er sich auf Bond verlässt. Diesem gelingt es tatsächlich, Sir Drax eine Falle zu stellen und den Betrüger zu betrügen.
Doch schon bald darauf sieht er ihn wieder. Sir Drax hat nämlich mit "Moonraker" eine Nuklear-Rakete gebaut, die dem britischen Empire zur Verteidigung dienen soll. Doch etwas scheint nicht zu stimmen, und 007 soll sich vor Ort umgucken. Dabei wird er von der Geheimpolizistin Gala Brand unterstützt. Gemeinsam entdecken sie bald, dass der Industrielle falsch spielt. Und die Zeit läuft den beiden davon.
Der Name "James Bond" ist vor allem Kinogängern bekannt. Sie sind an die Film-Version des Geheimagenten gewohnt, und dürften vor einer Überraschung stehen, wenn sie die Roman-Vorlagen lesen. Denn wie "Moonraker" zeigt, haben die Filmemacher die jeweilige Geschichte sehr frei interpretiert.
Doch wie ist die Vorlage überhaupt? Wie wirkt sie aus heutiger Sicht? Was fällt einem beim Lesen auf? Vor allem, dass in dem Roman ungeniert Unmengen an Alkohol konsumiert werden. Und auch ansonsten atmet der Roman den Zeitgeist der 50er Jahre. Das Ende des zweiten Weltkriegs liegt noch lange nicht zurück, und die Sowjetunion ist der neue große Feind. Es ist einfach eine komplett andere Atmosphäre, die Herr Fleming zu Papier bringt. Und man genießt es, wenn aus den Buchseiten förmlich der Qualm von Tabak ausströmt. Es wirkt wie eine einfachere und doch komplexere Zeit.
Auch ist der Schreibstil von Herrn Fleming sehr detailliert. Er beschreibt genau wie seine Charaktere aussehen, wie sie sich anziehen und wie sie agieren. Doch diese Beschreibung wirkt nie störend, sondern trägt dazu bei, dass vor dem inneren Auge des Lesers die Handlung quasi lebendig wird.
Und was passiert, ist spannend geschrieben. Vor allem, weil Sir Fleming im Vergleich zu den beiden vorherigen Romanen einen komplett anderen Anfang wählt. Einen ungewöhnlichen, aber gut geschrieben. Denn Bond agiert hier nicht als Agent ihrer Majestät, sondern als jemand, der einer anderen Person einen Gefallen tut. Hier kommen die Falschspielkenntnisse, die sich 007 in "Casino Royal" aneignete erneut zum Einsatz.
Dies ist allerdings auch das einzige Mal, dass in dem Roman auf eines der Vorgänger-Bücher Bezug genommen wird. Ansonsten lässt es sich auch problemlos alleinstehend lesen. Ein Neueinsteiger dürfte daher keine Probleme haben, der Handlung zu folgen.
Und um nochmal zurück auf den Plot zu kommen. Dieser entwickelt sich spannend. Es gelingt Ian Fleming problemlos, alle Charaktere lebendig darzustellen, was auch für Hugo Drax gilt. Trotz der Tatsache, dass er antagonistisch beschrieben wird, hat er auch seine sympathischen Seiten.
Allerdings nur bis zum Finale, wo er dann anfängt zu schwadronieren. Wenn er plötzlich anfängt dem gefangenen James Bond seine wahren Pläne zu enthüllen, kann man als Leser nur die Augen verdrehen. Denn dies wirkt klischeehaft und abgegriffen. Und das galt wahrscheinlich auch zu jenen Zeiten, in denen Ian Fleming den Roman schrieb.
Überhaupt wirkt das Finale lasch und nicht überzeugend. Am Ende fragt man sich unwillkürlich, ob es das jetzt war. All dieser Aufbau für so eine Auflösung? Enttäuschend.
Trotzdem sollte man als James Bond-Fan "Reinschauen". Es lohnt sich.
Fazit:
Was ist klassischer, als einen Ian Fleming "James Bond"-Roman zu lesen? Nichts! Und so ist auch "Moonraker" ein Abenteuer, welches Fans des Gentlemanagenten, und nicht nur diese, begeistern dürfte. Das Buch atmet deutlich den Geist einer anderen Zeit, die sowohl einfacher als auch komplexer zugleich ist. Dies gefällt, vor allem weil die Handlung spannend geschrieben ist. Die Charaktere wirken lebendig, und selbst der Gegenspieler erhält sympathische Züge. Die allerdings durch das misslungene Finale komplett zerstört werden. Schade, dass dies so ist. Denn im Prinzip kann es der Autor besser.
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